Dormagen Friedhofsgebühren steigen

Dormagen · Bestattungen sind in Dormagen seit dem 1. Januar deutlich teurer geworden. Der vor gut einem Jahr beschlossene zweite Schritt zur Gebührenerhöhung wird jetzt umgesetzt. Nicht nur die Bürger ächzen unter dem Kostendruck.

 Bei etlichen Nachbarkommunen sieht es anders aus — in Jüchen bleiben im Jahr 2010 die Gebühren im Wesentlichen konstant.

Bei etlichen Nachbarkommunen sieht es anders aus — in Jüchen bleiben im Jahr 2010 die Gebühren im Wesentlichen konstant.

Foto: NGZ

Die Friedhofsgebühren in Dormagen sind zum Beginn des Jahres angestiegen. Die Kosten insbesondere für pflegefreie und anonyme Gräber sind zum Teil drastisch höher geworden. Für ein Sargreihengrab, das nicht gepflegt werden muss, fallen 426 Euro mehr an als noch im Vorjahr; für ein anonymes Urnenreihengrab stehen 246 Euro an Mehrkosten zu Buche. Damit liegen die Gebühren nun höher als zum Beispiel in der Nachbarstadt Neuss — und im kommenden Jahr steigen die Kosten noch einmal. Das war bereits Ende 2008 beschlossen worden.

Die Stadt hat ihre Gründe: "Durch das veränderte Bestattungsverhalten entstehen Mehrkosten bei der Pflege und Unterhaltung der Friedhöfe", erklärte Gottfried Koch, Leiter der Technischen Betriebe Dormagen (TBD), in der Beratungsvorlage. Zudem seien im vergangenen Jahr die Personalkosten aufgrund neuer Lohnabschlüsse um 69.000 Euro gestiegen. Die Kostendeckung sei in den vergangenen Jahren nicht mehr erreicht worden.

Alexander Helbach von der Verbraucher-Initiative für Bestatungskultur, Aeternitas, meint: "Die Gebühren in Dormagen lagen in den vergangenen Jahren im Durchschnitt." Doch die jüngste Gebührenerhöhung sei natürlich deftig.

Dass zunehmend anonym bestattet wird, ist laut Helbach ein Massenphänomen. Wem die Kosten zu hoch seien, der habe immer noch die Möglichkeit, auf andere Friedhöfe auszuweichen.

Von den höheren Friedhofsgebühren sind nicht nur die Bürger betroffen. Das abflauende Konsumverhalten merken Bestatter, Steinmetze und Floristen. Die NGZ hat sich bei Branchenvertretern des Trauergewerbes umgehört.

DER BESTATTER Der Dormagener Bestatter Franz-Josef Wegener spürt den Trend deutlich: "Für Särge wird nicht mehr so viel ausgegeben." Billig und anonym soll die Beerdigung sein. Den Menschen fehlt das Geld. Das macht sich auch bei der Art der Beerdigung bemerkbar. Feuerbestattungen sind die inzwischen häufigste Form: "52 Prozent lassen sich einäschern — diese Zahl ist zuletzt rapide angestiegen", sagt Wegener.

Und könnte angesichts der nun wieder höheren Gebühren noch einmal in die Höhe schießen. Bestatter Franz-Josef Wegener jedenfalls ist der Meinung: "Die Stadt Dormagen schneidet sich ins eigene Fleisch, wenn sie die Kosten erhöht, statt sie zu senken." Und die Zukunft? "Ich befürchte ganz schlimme Sachen", sagt Wegener.

DER STEINMETZ Gregor Davertzhofen kann bestätigen, dass die Bürger weniger pflegeintensive Angebote anfragen. Auch sei das Mengen an Steinen insgesamt zurückgegangen. "Es hat eine Verlagerung bei der Wahl der Grabstätte gegeben", sagt Davertzhofen.

War früher das große Doppelgrab häufig die erste Wahl, wird heute auf Tiefen- oder Urnengrab ausgewichen. Doch plädiert Steinmetz Davertzhofen dafür, nicht nur auf die Kosten zu schauen. Für den Steinmetz ist der Friedhof "das Spiegelbild der Gesellschaft".

DIE FLORISTIN "Es wird weniger — sehr viel weniger", klagt Annemarie Schmitz von Blumen Schmitz in Dormagen. Seit zwei, drei Jahren mache sich dieser Trend deutlich bemerkbar. Gewünscht werden pflegefreie Kränze. Außerdem kaufen die Kunden mehr Gestecke und Schalen — "die sind nämlich preiswerter". Auch Gutscheine für die Hinterbliebenen sind eine beliebte Geschenkidee.

Aeternitas-Sprecher Helbach glaubt, dass die christliche Tradition nachgelassen hat: "Die Rituale von früher gibt es nicht mehr."

(RP)
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