Dormagen Freitag begeistert in der "Kulle"

Dormagen · Der Kabarettist beleuchtete EU und Europa in der Bürokraten-Zwischenwelt.

 Thomas Freitag gastierte in der Kulle, wo er in die Rolle eines EU-Bürokraten in der Zwischenwelt schlüpfte.

Thomas Freitag gastierte in der Kulle, wo er in die Rolle eines EU-Bürokraten in der Zwischenwelt schlüpfte.

Foto: jkn

Peter Rübenbauer ist EU-Bürokrat, Fachmann - oder auch nicht? - für Kreisverkehre und in seinen Ansichten, sagen wir mal, nicht immer so ganz hundertprozentig politisch korrekt. Als er eines Tages in einem Kreisverkehr tödlich - oder auch nicht? - verunglückt, kommt er schlagartig in so etwas wie eine Bürokraten-Zwischenwelt. Einen sonderbar jenseitigen diesseitigen Ort. Genau an diesem Punkt setzt das neue Kabarettprogramm von Thomas Freitag ein, das mit seiner durchaus ambivalenten Sicht auf Europa für so manches Grübeln sorgte. Wobei Freitag selbst ein glühender Verfechter Europas ist und hinter so mancher scheinbaren Kritik ein brennendes Plädoyer verborgen liegt - das sich schließlich auch seinen Weg in die Köpfe des Publikums bahnen wird. Wussten Sie übrigens, dass es ein Aufrege-Spray für Kabarettisten gibt?

Die ausverkaufte Kulturhalle schien sich bei seinen bisweilen ganz schön bissigen Kalauern bestens zu amüsieren. Auf einer dünnen Linie zwischen Europa und EU und einer sich immer wieder manifestierenden Metaebene. Das Themenspektrum reichte von altbekannter Europakritik über Seitenhiebe auf Osteuropa und andere Nachbarn - natürlich immer in der Rolle Rübenbauers, Freitag selbst würde nie so vorurteilsgeschwängert reden -, bis zur generalisierten Skepsis gegenüber Facebook & Co. und westlichen Lebensgewohnheiten. Doch an der runtergekommenen Bühnenbild-Haltestelle trifft Freitag in der Rolle Rübenbauers auch auf so manch andere Gestalt. So geht er immer wieder kurz ins Off, um dann in verschiedenen Rollen aufzutauchen, ob nun als grantiger Bayer, Zeus oder Holländer. Schließlich scheint er mit einem berlinernden Pseudo-Gott vollends ins Philosophische abtauchen zu wollen. Wobei sein Programm "Europa, der Kreisverkehr und ein Todesfall" nichts wirklich Neues auf Lager hat. Trotz bekannter Themen geht er aber explizit auf die Suche nach Vergessenem - eine auch nicht wirklich neue Medienkritik.

Richtig gelungen ist ein sich durch den gesamten Abend ziehender Briefwechsel zwischen Rübenbauer und seinem afrikanischen Patenkind, das uns charmant den Spiegel vorhält.

(NGZ)
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