Dormagen Flüchtlingskinder ziehen als Sternsinger mit

Dormagen · Die Aktion "Stürzelberg hilft" will Flüchtlinge im Ort integrieren. Ein Schritt war, Kinder als Sternsinger mitzunehmen.

Unter dem Motto "Segen bringen, Segen sein. Respekt für dich, für mich, für andere - in Bolivien und weltweit" zogen auch dieses Jahr wieder zahlreiche Sternsinger durch die Straßen, sangen Lieder wie "Stern über Bethlehem" und brachten den Segen an die Türen. Und wer Kaspar, Melchior und Balthasar in diesem Jahr in Stürzelberg die Tür öffnete, blickte in dunkle Augen, von denen sich niemand vorzustellen vermag, was sie in ihrem recht kurzen Leben schon sehen mussten. Zwei Augenpaare gehörten nämlich zu Ibrahim und Mohammed aus Syrien, die seit November gemeinsam mit rund 30 anderen in der Stürzelberger Flüchtlingsunterkunft leben.

Trotz des vom Norbert-Gymnasium angebotenen Deutschunterrichts beherrschen sie nach so kurzer Zeit die deutsche Sprache nicht gut. Auch Sternsinger Jonas aus Puhlheim, Messdiener in Knechtsteden, kann nur schätzen, wie es Ibrahim in der Rolle von Balthasar gefallen hat: "Ich denke, es war ungewohnt für ihn, aber es wird ihm schon Spaß gemacht haben. Er hat immer die Segenstreifen aufgeklebt."

Initiator der Aktion ist Norbert Gernand, Messdienerleiter in Knechtsteden, der die beiden syrischen Kinder unter seine Fittiche nahm. "Die Verständigung ist natürlich sehr schwierig", sagte er. "Deshalb war es auch schwierig zu vermitteln, was wir anbieten wollen. Unser Dolmetscher Khaled Ashour hat für die Eltern oder Vormunde eine Einverständniserklärung auf Arabisch übersetzt - denn es sollten so viele wie möglich mitmachen." Deshalb musste es den Eltern auch klar sein, dass es eine Aktion der katholischen Kirche ist. "Es ist die Weitererzählung der Huldigung der drei Weisen, Matthäus 2, 1-12", so Gernand. Von ursprünglich 16 angemeldeten Kindern erschienen zur Sternsingeraktion tatsächlich lediglich zwei. "Wir können es nur vermuten, aber vielleicht war die Angst vor dem religiösen Hintergrund das Problem. Als wir Bildbrote mit den Flüchtlingskindern gebacken haben, war das wesentlich einfacher." Wie Martina Busch-Engels, CDU-Ratsfrau und Koordinatorin für "Stürzelberg hilft", betont er: "Wir sind offen für jeden, egal ob er eine Konfession hat und welche. Die Knechtstedener Messdiener laden die Flüchtlinge auch zu all ihren Aktionen ein - das verstehen wir als Teil der Integration." Und so sind sie auch eingeladen, am Messdiener-Fußballturnier am 30. und 31. Januar in Neuss teilzunehmen - "wenn sie aus dem Bereich sind und nicht im Verein spielen".

(NGZ)
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