Dormagen Flüchtlingshilfe: Thiel kontert Kritik

Dormagen · SPD-Landtagsabgeordneter reagiert auf offenen Brief der CDU.

Den offenen Brief des CDU-Fraktionsvorsitzenden André Heryschek an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, in dem er ihr Kurzfristigkeit und Informationslücken bei der Anordnung, 150 Flüchtlinge in der Stadt unterzubringen, vorwarf, kritisiert nun Rainer Thiel MdL als "zu Unrecht und politisch einseitig". Thiel (SPD) wies darauf hin, dass 270 000 unbearbeitete Anträge beim Bundesamt lägen und die Bearbeitungszeit sieben Monate dauere: "Wenn Sie also von Organisationsversagen reden, dann haben Sie hier eine wichtige Quelle des aktuellen Problems." Thiel, der sich für ein Einwanderungsgesetz aussprach, fordert: "Alle müssen anpacken: Der Bund muss deutlich mehr Geld den Ländern und Kommunen geben. Das Land muss bei seinen eigenen Liegenschaften Möglichkeiten der Unterbringung schaffen."

Auch vier Tage nach der Einrichtung der Notunterkunft für 150 Flüchtlinge in der Turnhalle der Realschule am Sportpark reißt die Hilfsbereitschaft der Dormagener nicht ab. "Es ist wunderbar, wie schnell Kleidung, Hygieneartikel und Spielzeug gespendet wurden", sagt Ellen Schönen-Hütten, Fachbereichsleiterin für Bürger- und Ratsangelegenheiten. Mit städtischen Mitarbeitern sind jetzt vor allem der Malteser-Hilfsdienst und Ehrenamtliche im Einsatz. Seit er am Dienstag mit seiner Mutter Kleiderspenden für die Flüchtlinge abgegeben hat, verbringt der 14 Jahre alte Henrik Grabowski jeden Tag mehrere Stunden dort, um Kleidung zu sortieren und Material zu transportieren. "Dafür opfere ich gern meine Freizeit", sagt Henrik. Er ist ein Beispiel dafür, warum Bürgermeister Erik Lierenfeld stolz auf die Bürger der Stadt ist, wie er betonte: "Was hier für Menschen in Not geleistet wird, ist unbeschreiblich toll." Die Menschen seien glücklich, es herrsche eine sehr angenehme Atmosphäre. "Wir lernen jeden Tag dazu, die Abläufe werden immer besser", weist Lierenfeld auf Optimierungen hin. So tragen Trennwände, die aus der Turnhalle einzelne Zimmer machen, dazu bei, dass trotz Enge Privatsphäre entsteht.

Kinder werden vom Verein "Freiraum" betreut, der auch in der Hauptschule tätig ist. "Wir helfen den Kindern gern, bieten Sport, Malen und Basteln an", erläutert Vorsitzender Thomas Brauer, der 35 Jahre Erfahrung in Jugendarbeit hat: "Ich bin begeistert, wie schnell das hier aufgebaut wurde."

(NGZ)
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