Bürgermeister Erik Lierenfeld Flüchtlingseinrichtung am Wahler Berg ist bezahlbar

Dormagen · Der Rat hat Lierenfeld einstimmig beauftragt, mit dem Land über eine zentrale Flüchtlings-Aufnahmestelle zu sprechen.

 Bürgermeister Erik Lierenfeld (r.) beim Einrichten der Notunterkunft an der Beethovenstraße.

Bürgermeister Erik Lierenfeld (r.) beim Einrichten der Notunterkunft an der Beethovenstraße.

Foto: Ati

Herr Lierenfeld, worum geht es bei Ihren Gesprächen mit dem Land über eine zentrale Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge an der B 9?

Erik Lierenfeld Wir möchten in Gesprächen mit Vertretern der Bezirksregierung klären, ob eine solche Einrichtung für Dormagen interessant ist. Dabei gibt es verschiedene Fragestellungen, die zu beantworten sind: Wie groß soll die Einrichtung sein, was genau wird vor Ort benötigt? Wie sind die finanziellen Rahmenbedingungen? Wie lange wäre die vertragliche Bindung?

Warum kommt das Areal am Wahler Berg dafür in Frage?

Lierenfeld Das Gelände am Wahler Berg ist eine Gewerbefläche, die im Besitz des Landes NRW ist. Daher könnten wir dieses Gelände grundsätzlich bekommen. Ein großer Vorteil ist auch, dass das Gelände 3,6 Hektar groß ist und damit genügend Platz bieten würde.

Wie kommt die Anzahl von 500 bis 800 Plätzen zustande?

Lierenfeld In einer Landesaufnahmeeinrichtung müssen mindestens 500 Plätze vorhanden sein, damit auch eine Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vor Ort ist. Diese Außenstelle wird benötigt, damit die Asylverfahren möglichst schnell laufen und die Menschen auch weiteren Städte zugewiesen werden können. Die Grenze von 800 Plätzen haben wir gesetzt, da wir größere zusammenhängende Einrichtungen für schwierig halten.

Wie lange würden die Flüchtlinge dort wohnen?

Lierenfeld Aktuell gehen wir von maximal vier Wochen aus. Weiteres müssen wir mit dem Land und der Bezirksregierung klären.

Gibt es zum Wahler Berg alternative Flächen?

Lierenfeld Aus unserer Sicht gibt es keine Fläche in ähnlicher Größe, die wir bekommen könnten. Hinweise dazu nehmen wir gegebenenfalls aber gerne auf.

Wie viele dezentrale Standorte müssten ansonsten errichtet werden?

Lierenfeld Bei den weiter steigenden Flüchtlingszahlen gehen wir davon aus, dass wir in jedem größeren Stadtteil einschließlich Gohr Einrichtungen für je 150 bis 200 Personen vorhalten müssten. Das wäre, allein schon von den räumlichen Gegebenheiten her, nur sehr schwierig zu lösen.

Kämen dann alle Stadtteile als Standorte in Frage?

Lierenfeld Grundsätzlich ja. Abhängig ist dies natürlich von möglichen Flächen.

Welche Auswirkungen hätten beide Varianten auf die Stadt-Finanzen?

Lierenfeld Die Kosten für die Landesaufnahmeeinrichtung werden zu 100 Prozent vom Land NRW übernommen. Die dort untergebrachten Menschen werden uns nach dem so genannten "Königssteiner Schlüssel" angerechnet. Das heißt, wir brauchen in dieser Größenordnung keine anderen Flüchtlinge aufzunehmen. Bei anderen Einrichtungen müssen wir einen Großteil der laufenden Kosten für Betreuungspersonal, Hausmeister und die Herrichtung der Gebäude selbst finanzieren. Dafür würden wir zusätzliche finanzielle Mittel benötigen, die wir aktuell nicht haben.

Wie begegnen Sie Ängsten vor einer großen Anzahl an Flüchtlingen in einem Stadtteil?

Lierenfeld Ich kann solche Sorgen grundsätzlich verstehen. Es geht zum Einen aber darum, Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen. Zum Anderen wollen wir uns um die Menschen in der Aufnahmestelle aber auch kümmern, damit es ihnen dort gut geht und sie bestmöglich integriert werden. Wie dies im Detail funktionieren kann, werden die weiteren Gespräche mit Land und Bezirksregierung zeigen. Wir werden dabei auch die Anwohner stets auf dem Laufenden halten und stehen für Fragen jederzeit bereit.

Wie informieren Sie die Bürger?

Lierenfeld Wir werden am Dienstag, 20. Oktober, um 19 Uhr eine erste Bürgerversammlung zu diesem Thema im Schützenhaus Stürzelberg veranstalten. Ich gehe davon aus, dass weitere Gesprächs- und Informationsabende folgen werden. Wir werden die Menschen auch bei diesem Thema "mitnehmen".

CARINA WERNIG FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(NGZ)
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