Dormagen Festival Alte Musik mit viel Humor gestartet

Dormagen · Beim Eröffnungskonzert gab es viele Gelegenheiten zu schmunzeln und zu staunen. Stadt und Kreis betonten die Bedeutung des Festivals.

 Mit viel Humor wurde das Festival Alte Musik in der Basilika eröffnet: Eselsohren für Mydas waren ebenso dabei wie witzige Dialoge.

Mit viel Humor wurde das Festival Alte Musik in der Basilika eröffnet: Eselsohren für Mydas waren ebenso dabei wie witzige Dialoge.

Foto: M. Roos/G. Salzburg

Humorvolle Musik in ehrwürdigem Sakralraum, ist das nicht ein Sakrileg? Der Künstlerische Leiter Hermann Max, seine "Rheinische Kantorei", das exzellente Orchester "Das Kleine Konzert" und sechs Solisten belegten in der sehr gut besuchten Klosterbasilika Knechtsteden beim Eröffnungskonzert des Festivals Alte Musik, dass sich Heiliges und Humorvolles durchaus vertragen. Thomas Höft, zuständig für die "szenische Beratung", wusste mit sparsamen Kostüm-Elementen und einer dezenten, meist nur aus Gesten bestehenden "Personenführung", die Handlung zu verdeutlichen.

Die große Bedeutung, die das seit 24 Jahren veranstaltete Festival über die Grenzen der Stadt hinaus hat, hoben Bürgermeister Erik Lierenfeld und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke hervor. Auf dem Empfang dankte Lierenfeld allen Unterstützern und Musikern: "Das war ein grandioser Auftakt des Festivals", wobei er die szenische Darstellungskraft besonders hervorhob. Petrauschke fand es beruhigend, dass trotz aller Krisen und Probleme "das kulturelle Leben weiterläuft". Hermann Max dankte Geschäftsführer Martin Kahl, der Ende des Jahres seine Arbeit in jüngere Hände geben wird, mit netten Anekdoten. Der Trägerverein des Festivals bedankte sich herzlich bei Kahl.

 Mit viel Humor wurde das Festival Alte Musik in der Basilika eröffnet: Eselsohren für Mydas waren ebenso dabei wie witzige Dialoge.

Mit viel Humor wurde das Festival Alte Musik in der Basilika eröffnet: Eselsohren für Mydas waren ebenso dabei wie witzige Dialoge.

Foto: M. Roos/G. Salzburg

"Geschwinde, ihr wirbelnden Winde - der Streit zwischen Phöbus und Pan" ist ein "Dramma per musica", das Johann Sebastian Bach - neben vielen anderen weltlichen Kantaten - zur Unterhaltung der Gäste für "sein" Café Zimmermann in Leipzig schrieb. Der vornehme Phoebus (Matthias Vieweg, Bariton) und der eher bodenständige Pan (Christos Pelekanos, Bass) streiten darum, wer der beste Sänger sei. Bevor sie ihre Arien vortragen, benennen sie ihre "Anwälte": Tmolus (Markus Schäfer, Tenor) ist auf Phoebus Seite, Pan wählt den vorlauten Mydas (Tobias Hunger, Tenor). Momus (Veronika Winter, Sopran) und Mercurius (David Erler, Altus) bemühen sich, die Wogen zu glätten. Schließlich gewinnt Phoebus, und Mydas bekommt ob seiner Prahlerei Eselsohren verpasst. Ohne Abstriche sangen und agierten die trefflichen Sänger hervorragend, getragen vom spielfreudigen, homogenen, mit brillanten Soli aufwartenden Orchester - beides mit äußerster Genauigkeit geleitet von Hermann Max. Der klein besetzten "Rheinischen Kantorei" waren nur Eingangs- und Schlusschor anvertraut - da sorgten jeweils die Solisten noch zusätzlich für Klangpracht.

Von Johann Christoph Bach erklang zu Beginn des Konzertes die melodienselige Kantate "Meine Freundin, Du bist schön". Veronika Winter mit silbrigem, aussagekräftigem Sopranglanz und Matthias Vieweg mit raumgreifendem baritonalem Schöngesang sind das sich selbstvergessen anhimmelnde Paar, dessen Verliebtheit zwei "Tratschweiber" (köstlich - mit altmodischen Hauben und eifrig strickend: Markus Schäfer und David Erler) auf den Plan ruft. Die Aufregung über die "Unmoral" wird immer größer, das Volk (der Chor) mischt sich ein, und das sparsam besetzte Orchester untermauert das Ganze mit einer sich stetig steigernden Ciacona, bei der Konzertmeisterin Anne Röhrig Großartiges leistet. Schließlich steht die Heirat bevor, die Gemüter beruhigen sich wieder, und alle stimmen den Dank an Gott, das "Gratias", an.

Ein wunderschöner, vom Publikum begeistert aufgenommener Einstieg in das "Festival Alte Musik".

(NGZ)
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