Dormagen Familienzentren wichtig für Prävention

Dormagen · Das erfolgreiche "Dormagener Modell" fußt auf unkomplizierten, frühen Hilfen für Familien, um Unterstützung frühzeitig geben zu können. Das hat auch finanzielle Vorteile: Die Stadt gibt weniger für teure Erziehungs-Hilfen aus.

Kinder und ihre Familien stehen am morgigen Samstag von 11 bis 15 Uhr beim großen Fest "Zehn Jahre Familienzentren in Dormagen" auf dem Rathausplatz im Mittelpunkt. Alle acht Familienzentren aus Mitte, Horrem, Hackenbroich, Delrath und Nievenheim beteiligen sich an der Feier - auch die Stadt Dormagen möchte diesen runden Geburtstag feiern: "Familienzentren sind das Herzstück der Frühen Hilfen und damit des Dormagener Modells", betont Uwe Sandvoss von der städtischen Jugend- und Sozialförderung. Mit dem seit elf Jahren laufenden "Dormagener Modell", zu dem auch das "Baby-Begrüßungspaket" gehört, ist das Dormagener Jugendamt bundesweit Vorreiter bei der Präventionsarbeit für Familien: nicht defizit-orientiert, sondern frühzeitig unterstützend.

Auch Martina Hermann-Biert, Fachbereichsleiterin "Jugend, Schule, Soziales und Wohnen", weist auf die Effektivität hin: "Wir wollen Chancen von Kindern verbessern und holen Eltern da ab, wo sie sich aufhalten - in der Kindertagesstätte." Dormagen gebe viel weniger Geld für "Hilfen zur Erziehung" aus, wie sie betont: "Bei uns waren das 2015 nur 58 Euro pro Einwohner - bei einer vergleichbar großen Kommune 140 Euro."

Denn in den Familienzentren werden nicht nur Kinder, sondern auch ihre Eltern gefördert: "Die Familien sollen frühzeitig begleitet und unterstützt werden, damit sie bei auftauchenden Problemen wissen, an wen sie sich wenden können", erläutert Hermann-Biert das Ziel. Da viele Angebote im Umfeld in der Kita stattfinden, ist die Hemmschwelle sehr niedrig, sich unverbindlich zu informieren oder mitzumachen. Das gilt ausdrücklich auch für Eltern, die ihre Kinder bis drei Jahre zu Hause betreuen, so Sandvoss: "Auch sie können ihren Hilfebedarf im Familienzentrum platzieren." Da ist zum Beispiel der "Babyclub" für Eltern von kleinen Kindern, die sich austauschen, Kontakte knüpfen oder sich Anregungen einer Fachkraft geben lassen. Und das ohne Verpflichtung oder geforderte Regelmäßigkeit. Gestartet wurde mit einem "Babyclub" für sechs Teilnehmer, inzwischen gibt es zehn solcher Angebote, die rund 120 Eltern nutzen. Die Kosten von 2500 bis 3000 Euro pro "Babyclub" im Jahr seien "sehr gut angelegt", wie die Fachbereichsleiterin erläutert: "Von dieser bürgernahen Hilfe profitieren viele Familien. Je früher sie bei Schwierigkeiten Hilfe erhalten, desto besser ist das für die Entwicklung der Kinder." Gemeinsam erarbeiten die Familienzentren auch Qualitätsstandards für ihr Angebot und entwickeln es mit der Stadt im "Netzwerk Frühe Förderung für Familien" immer weiter. In den vergangenen zehn Jahren wurde viel umgesetzt: unter anderem Betreuungsplatz-Garantie, U3-Ausbau, flächendeckende OGS, Sprachförderung. Weitere Ideen werden vorbereitet, zum Beispiel ein Eltern-Coaching bei Bindungsproblemen.

Zwei Familienzentren könnten noch in Rheinfeld und in Zons oder Stürzelberg entstehen. "Jetzt hängt es an der Mittelzusage des Landes nach Prioritätenliste", so Sandvoss.

(NGZ)
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