Dormagen Familiengeschichte aufs Kleid geschneidert

Dormagen · Julia Fähnrich (19) hat bei der laufenden Junior D'Art mit einer Kleid-Kreation aus lauter Familienfotos den Wettbewerb der 18- bis 21-Jährigen gewonnen. Nun haben bei der Schülerin aus Straberg aber Abitur-Vorbereitungen Priorität.

 Erinnerungsstück(e): In ihr preisgekröntes Kleid aus alten Familienfotos hat Julia Fähnrich rund einen Monat Zeit investiert.

Erinnerungsstück(e): In ihr preisgekröntes Kleid aus alten Familienfotos hat Julia Fähnrich rund einen Monat Zeit investiert.

Foto: GEORG SALZBURG

Ein knappes Jahr vor den Abiturprüfungen tun Erfolgserlebnisse besonders gut. Und auch Julia Fähnrich dürfte sich beflügelt fühlen durch die Anerkennung, die ihr bei der jüngsten Auflage des Dormagener Kunst-Wettbewerbs Junior D'Art zuteil wurde: Die 19-jährige Schülerin der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule wurde von der dreiköpfigen Experten-Jury zur Siegerin in der Gruppe der 18- bis 21-jährigen Teilnehmer erklärt.

"Zuerst hatte ich gar nicht realisiert, dass ich tatsächlich gewonnen hatte. Das war ein kleiner Schock", erzählt die Strabergerin, die den Stellenwert ihres Werkes im Vergleich zu den anderen 147 eingereichten Arbeiten (ausgewählt für Ausstellung und Wettbewerb wurden letztendlich 118) vorher nicht hatte einschätzen können. Der Schock verwandelte sich indes sehr schnell in eine Mischung aus Freude und Stolz, die von ihrer Familie und ihren Freunden geteilt worden sei, sagt Fähnrich.

Und ihr engstes Umfeld bildete auch die Grundlage für ihr preisgekröntes Ausstellungsstück, eine Kleid-Kreation aus lauter Schwarz-Weiß-Fotos, die Familiengeschichte erzählen. Das älteste der rund 80 Bilder entstand vor mehr als 85 Jahren und stammt aus der Generation von Julia Fähnrichs Urgroßmutter. Entdeckt hat es die junge Frau im Fundus ihrer Oma Elisabeth in Neuss, ebenso die anderen in dem Kleid verarbeiteten Aufnahmen.

Rund einen Monat Zeit investierte die Gesamtschülerin, die auch viel Spaß am Sport hat, in ihr Werk. "Ich wollte mit Leidenschaft an das Projekt herangehen, und es sollte einige meiner Interessen widerspiegeln. Familie ist mir sehr wichtig, außerdem bin ich an Mode interessiert", erklärt die 19-Jährige. Da lag es nahe, eine Verbindung zwischen Beidem herzustellen. Zumal es auch thematisch passte. Denn gefordert war ein Objekt zur "Begegnung zwischen Jung und Alt". "Kleid der Erinnerungen mit dem roten Faden des Lebens" nannte Julia Fähnrich ihre Kreation. Der "rote Faden" wurde durch ein gleichfarbiges Band symbolisiert, mit dem das Kleid an der Rückenpartie zusammengehalten wird.

Den Anstoß zu ihrer erstmaligen Teilnahme an der Junior D'Art bekam Julia Fähnrich über ihre Kunstlehrerin Martina Storm, die ihren gesamten Zwölfer-Kurs angemeldet hatte. Die BvS-Gesamtschule hatte schon des öfteren bei dem Wettbewerb mitgemacht. Von Storm erfuhr Julia Fähnrich auch von ihrem Sieg. Die Rückmeldungen seien durchweg positiv gewesen, berichtet die Strabergerin. "Es hieß, mein Kleid sei den Jurymitgliedern sofort ins Auge gestochen, sie hätten gar nicht lange überlegen müssen." Die Fachleute vergaben fast die volle zu erreichende Punktzahl.

Bis zum 28. August kann das gute Stück noch in der Glasgalerie des Kulturhauses an der Langemarkstraße betrachtet werden. Danach wandert es ins Ring-Center an der Kölner Straße. Von dort stammt nämlich die Schaufensterpuppe, die das Kleid trägt. Kunstlehrerin Storm hatte ihre Kontakte zu dem Kaufhaus genutzt.

Die Teilnahme an der Junior D'Art wird für Julia Fähnrich wahrscheinlich eine einmalige Erfahrung bleiben. Denn nun stehen für sie zunächst Abiturvorbereitungen im Vordergrund, im Anschluss an den Schulabschluss möchte die 19-Jährige, die eine Berufslaufbahn als Sportfitnesskauffrau anstrebt, ein Arbeits- und Reise-Jahr in Australien verbringen. Dafür will sie fleißig sparen. Der finanzielle Grundstock ist vorhanden: Ihr erster Platz beim Kunst-Wettbewerb brachte der jungen Frau ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro ein.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort