Dormagen Empörung über Engel-Diebe auf Friedhof

Dormagen · Über den Diebstahl von zwei Porzellan-Engeln vom Grab ihrer Mutter auf dem Heidefriedhof in Zons ist Michaela Suppan untröstlich. Für die Polizei sind solche Taten eher ungewöhnlich, häufiger sind Metall-Diebe unterwegs.

 Michaela Suppan am Grab ihrer Mutter Roswitha Kluckow auf dem Heidefriedhof in Zons: Dort wurden die beiden Engel-Figuren, die eine hohe emotionale Bedeutung für die Familie haben (s. Info), gestohlen.

Michaela Suppan am Grab ihrer Mutter Roswitha Kluckow auf dem Heidefriedhof in Zons: Dort wurden die beiden Engel-Figuren, die eine hohe emotionale Bedeutung für die Familie haben (s. Info), gestohlen.

Foto: Lothar Berns

Es ist nicht der materielle, sondern der ideelle Wert, den Michaela Suppan vermisst: "Die Engel haben meiner verstorbenen Mutter durch ihre Krankheit geholfen, sie haben ihre heimlichen Tränen und auch ihre Hoffnungen geteilt und sind für uns daher untrennbar mit ihr verbunden", sagt die Zonserin. Daher hat ihre Familie die beiden Porzellan-Figuren auch auf das Grab der 2015 im Alter von 71 Jahren verstorbenen Roswitha Kluckow auf dem Heidefriedhof Zons gestellt. Doch nun hat jemand die beiden Engel von der Grabplatte gestohlen. "Wir sind entsetzt und tieftraurig über diese gemeine Tat", sagt Michaela Suppan, die nicht verstehen kann, wer "so wenig Mitgefühl hat, auf einem Friedhof offensichtlich persönliche Dinge zu stehlen".

Noch hofft sie, dass der Täter die Engel noch zurückbringt, auch wenn es schon vier Wochen her ist. Auch nach ihrem zwischenzeitlichen Urlaub führte sie der erste Weg hoffnungsvoll zum Heidefriedhof, aber die Engel waren nicht wieder aufgetaucht. "Sie waren unsere Verbindung und unsere letzte Liebesgabe an meine Mutter", erklärt Michaela Suppan. Denn die Enkel hatten der Oma die Engel von ihrem Taschengeld gekauft, und Roswitha Kluckow hatte sie lange vor den Familienfotos ihrer Lieben stehen - "damit sie auf alle achtgeben", sagt Michaela Suppan.

Für Polizeipressesprecherin Daniela Dässel ist ein solcher Diebstahl "eher ungewöhnlich, aber sehr traurig durch die emotionale Betroffenheit". Was immer wieder vorkomme, seien Diebstähle mit klarem Gegenwert: "Metall-Diebe stehlen Bronze- und andere metallene Grabutensilien, die sie zu Geld machen wollen", erklärt Dässel. Zudem gäbe es "zum Glück weniger oft Vandalismus auf Friedhöfen". Sie fordert trotz der Schwierigkeiten, die Täter zu fassen, jedoch auf, Diebstähle von Gegenständen auf Friedhöfen und Schäden an Gräbern trotzdem bei der Polizei anzuzeigen. "Vielleicht hilft das im Zusammenhang mit anderen Taten weiter", so Dässel.

Auch die Friedhofsverwaltung der Stadt Dormagen kennt "immer wieder periodisch auftretende Fälle von Metall-Dieben, die Edelmetalle auf Friedhöfen abtreten, abschleifen oder abflexen", wie Stadtsprecher Swen Möser berichtet. "Es ist zum Heulen und eine richtige Sauerei, dass auf Friedhöfen gestohlen und zerstört wird", meint Möser. Auf den Gefühlen der Hinterbliebenen werde herumgetrampelt, wie der Stadtsprecher beklagt: "Das ist pietätlos und zeugt von wenig Empathie." Nachts seien die Haupttore zu den Friedhöfen geschlossen, allerdings kein absolutes Hindernis für Räuber.

Auch wenn sich der Dieb nicht erweichen lässt, die Engel wieder auf dem Heidefriedhof abzustellen, will Michaela Suppan doch für Ersatz sorgen: "Auch wenn es dann nicht dieselben wären, möchte ich gern baugleiche Engel für meine Mutter kaufen und sie wieder dort hinstellen." Die Engel seien ein "Symbol für Oma" und sie "gehören auf ihr Grab, als Verbindung zu uns".

(NGZ)
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