Dormagen Ein neues Buch erinnert an alte Obstsorten

Dormagen · Die Biologische Station in Knechtsteden hat an dem Werk mitgearbeitet, in dem 100 lokale und regionale Apfel-, Birnen-, Pflaumen, Kirsch- und Pfirsichsorten beschrieben werden.

Thomas Braun im Obstsortengarten am Kloster Knechtsteden. Der Diplom-Landschaftsökologe befasst sich intensiv mit alten Sorten.

Thomas Braun im Obstsortengarten am Kloster Knechtsteden. Der Diplom-Landschaftsökologe befasst sich intensiv mit alten Sorten.

Foto: Lothar Berns

"Uhlhorns Wunderkirsche" steht noch auf der Vermisstenliste. "Bisher ist diese Sorte nicht wieder aufgetaucht", erzählt Thomas Braun von der Biologischen Station in Knechtsteden. Doch das muss noch nichts bedeuten. Denn zum Einen ist diese Obstsorte vor gerade mal einem halben Jahrhundert noch im Rhein-Kreis Neuss veredelt worden, gut möglich also, dass es hierzulande noch einige alte Bäume gibt. Und zum Anderen finden sich vermeintlich verschwundene Sorten an Orten oder in Regionen wieder, wo man sie nicht unbedingt erwartet hätte. Wie zum Beispiel der nach dem Elsener Oberpfarrer und Pomologen Conrad Henzen (1801 bis 1888) benannte Apfel "Henzens Parmäne". "Den hat man im vergangenen Jahr am Bodensee wiederentdeckt", sagt Thomas Braun.

Der Diplom-Landschaftsökologe ist als Forscher und Autor an der stark erweiterten 2. Auflage des Handbuches "Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland" beteiligt, das jetzt erschienen ist. Darin werden 100 Sorten beschrieben und abgebildet - Äpfel und Birnen, aber auch Kirschen, Pflaumen und Pfirsiche. Dass die Biologische Station Knechtsteden bei diesem Projekt des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) mit im Boot ist, versteht sich eigentlich von selbst. Schließlich unterhält sie am Kloster Knechtsteden einen Obstsortengarten, in dem viele alte Sorten erhalten werden. Zudem war der Rhein-Kreis Neuss einst ein Zentrum der Obstsortenzucht.

Im Obstsortengarten am Kloster Knechtsteden befinden sich aktuell mehr 140 Obstsorten, darunter viele lokal bedeutsame und altbewährte Obstsorten. Das Obst der gut 300 Bäume wird als Tafelobst verkauft; auch werden von den Bäumen der vorhandenen Sorten Edelreiser zur Anzucht von Jungbäumen abgegeben. Die Obstwiesen sind durch Wanderwege erschlossen, auf Wunsch werden nach Anmeldung Führungen angeboten.

In seinem Aufsatz "Von Fürsten, Pfarrern und Fabrikanten" gibt Thomas Braun im Handbuch einen Überblick über Obstbau und Obstzüchtung im Kreis. Viele der mehr als 30 einst entstandenen Sorten seien zwischenzeitlich verschollen gewesen. "Dass diese Zahl nicht mehr so groß ist, ist dem vom Landschaftsverband Rheinland geförderten Projekt zu verdanken", schreibt Elisabeth Steiner von der Biologischen Station.

Thomas Braun hofft, dass sich noch weitere Sorten finden lassen und setzt auf die Mithilfe aus der Bevölkerung. Wer noch Bäume von alten, seltenen Obstsorten im Garten stehen habe, könne sich gern an die Biologische Station wenden, sagt der Experte (Kontakt: 02133 5023-0, E-Mail: info@biostation-neuss.de). In der Regel würden dann reife Früchte der Bäume gepflückt und an Pomologen, also Obstkundler, geschickt, die die genaue Bestimmung übernehmen. Eine Klippe dabei: Manche Obstsorten tragen andernorts andere Namen, wie zum Beispiel die wiedergefundene "Puspas-Birne", die früher im Raum Neuss, Grevenbroich, Mönchengladbach und Korschenbroich sehr verbreitet war.

(NGZ)
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