Dormagen Dormagener regeln digitalen Nachlass kaum

Dormagen · Spezielle Firmen übernehmen Löschung von Daten und Abmeldung von Nutzerkonten im Internet.

 Im weltweiten Netz hinterlässt jeder Internetnutzer seine Spuren. Was damit nach dem Tod geschieht, ist für viele Menschen (noch) kein Thema.

Im weltweiten Netz hinterlässt jeder Internetnutzer seine Spuren. Was damit nach dem Tod geschieht, ist für viele Menschen (noch) kein Thema.

Foto: vest

Menschen gehen, Daten bleiben. Wer heutzutage stirbt, gilt in der digitalen Welt noch längst nicht als tot. Etwa alle drei Minuten stirbt in Deutschland ein Facebook-Nutzer, meldet die Kampagne "machts gut" der Verbraucherzentrale. Wer wissen will, was später mit seinen Daten passieren wird, muss vorsorgen.

"Derzeit ist die Nachfrage zum digitalen Erbe in Dormagen noch gering, weil es ein neues Thema ist", weiß Paulina Wleklinski, Leiterin der Verbraucherberatung in Dormagen. Die wenigsten würden nach dem Tod eines Angehörigen darüber nachdenken, was mit dessen Online-Daten passiere. Das Thema ginge viele Menschen etwas an, doch nur wenige würden darüber Bescheid wissen. "Der digitale Nachlass muss heutzutage ernstgenommen werden. Daher sollte generell mehr Aufmerksamkeit auf das digitale Erbe gelegt werden", sagt Wleklinski. Es gebe viele Fälle, in denen Familien aufgrund von Passwörtern keinen Zugriff auf die Daten des Verstorbenen Zugriff hätten. Daher weist die Verbraucherberatung darauf hin, dass Internetnutzer eine Vollmacht ausstellen sollen, in der geregelt ist, was mit den Daten in den sozialen Medien nach dem Tod passieren soll. Es sei außerdem sinnvoll, einer Vertrauensperson eine Liste mit sämtlichen Online- Passwörter zu übergeben.

Das Dormagener Bestattungsinstitut Hüsgen gehört zu den Unternehmen, die Angehörigen von Verstorbenen Hilfe beim digitalen Nachlass anbieten. Sie leiten die Daten an Firmen weiter, die die veröffentlichten Inhalte der Menschen aus Online-Plattformen löschen. "Neben den Möglichkeiten einer unkomplizierten Abmeldung von Nutzerkonten, Mitgliedschaften und Guthaben bei Handelsplattformen gehört zu deren Tätigkeiten die Deaktivierung von Facebook-Accounts", erklärt Oliver Wirthmann vom Bund Deutscher Bestatter. Aber: "Die über Achtzigjährigen sind kaum im Besitz digitaler Medien, bei den Jüngeren kümmern sich oft die Angehörigen um die Abmeldung von Verstorbenen in Online-Portalen", erklärt Bestatterin Barbara Hüsgen.

Eine ähnliche Erfahrung macht die Dormagener Bestatterfamilie Wegener. "Die älteren Menschen nutzen meist keine Online-Dienste. Wenn überhaupt, haben sie einen Computer zum Schreiben oder ein Handy", sagt Bestatterin Bettina Wegener.

Die Nachfrage zum digitalen Nachlass sei in ihrem Bestattungsinstitut bisher gering. Deshalb biete sie noch keine solche Hilfeleistung an. "In Zukunft werden die Anfragen in Bestattungsinstituten aber sicher zunehmen, da die jüngeren Generationen vermehrt im Internet aktiv sind", glaubt Barbara Hüsgen.

Deshalb sei es wichtig, sich noch zu Lebzeiten zu diesem Thema Gedanken zu machen, damit die Daten nach dem Tod aus dem Netz entfernt werden können, sagt Verbraucherschützerin Paulina Wleklinski. Die Verbraucherzentralen stehen Interessierten bei Fragen zum Thema zur Verfügung.

(NGZ)
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