Dormagen Das verwaiste Schäfchen, das denkt, es sei ein Hund

Dormagen · Es bellt zwar nicht, wedelt aber ausdauernd mit seinem Schwanz und tollt mit zwei großen Hunden ohne Scheu über die Wiese in Dormagen: Ein vier Wochen altes Schäfchen gehört wie selbstverständlich zum Rudel dazu. Hartmut Aschenbruck zieht es mit der Flasche auf.

Dormagen: Schäfchen hält sich für einen Hund
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Schäfchen hält sich für einen Hund

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Foto: Berns, Lothar (lber)

Auf den Wiesen von Herbert Lüpschen hinter dem Hotel Weilerhof in Horrem ist tierisch was los: Damwild und zahlreiche Bienenvölker führen ein beschauliches Leben. Seit knapp drei Wochen fühlt sich ein weiterer Bewohner dort pudelwohl: Ein Schäfchen, das keinen Namen hat, wird dort von Hartmut Aschenbruck mit der Flasche aufgezogen.

Das Besondere: Es hat keine Berührungsängste mit den beiden Labradoren des Jägers. Im Gegenteil: Das vier Wochen alte Lamm und die Hunde Ben und Lilli toben über das Gras, springen gemeinsam nach Leckerlis, die Aschenbruck ihnen zuwirft. Auch wenn die Hunde schneller sind und das Lamm sowieso nur Ziegenmilch trinkt, gibt das Schäfchen nicht auf, sondern hüpft fröhlich mit seinen tierischen Freunden umher.

Lamm seit Gründonnerstag bei Aschenbruck

Laute gibt das Lamm, das fröhlich mit dem Schwanz wedelt, nicht von sich — weder blökt es, noch bellt es, dabei würde das nicht einmal verwundern, wie Aschenbruck lachend feststellt: "Es denkt, es sei ein Hund." Das verwaiste Lamm, das wie selbstverständlich zum Rudel dazugehört, ist mit den beiden Labradoren Ben und Lilli "aufgewachsen". Gerade mal zwei Tage alt war das Lamm, als es der Tierfreund am Gründonnerstag von der Dormagener Feuerwehr übernommen hat, die es im Naturschutzgebiet Grind gefunden hatte.

"Der Besitzer war nicht aufzutreiben, es gehörte auch nicht dem Schäfer, der am Rhein seine Tiere weidet", sagt Aschenbruck (63). Als Jäger war es für ihn selbstverständlich, auch die Hege eines vereinsamten Tieres zu übernehmen: "Es hing noch die Nabelschnur an ihm, das junge Leben musste gerettet werden."

"Schäfer Mossa wird es aufnehmen"

Da er Ostermontag mit seiner Frau und beiden Hunden in Campingurlaub fuhr, kam das Lamm kurzerhand mit. Mit Babywindeln wurde das Schaf als "stubenrein" erklärt. Anschließend lebte es im Wohnzimmer der Familie, bevor es Anfang April sein neues Zuhause in Horrem fand. Dort bleibt es noch knapp drei Wochen, bis es regelmäßig Gras frisst und an eine "richtige" Schaf-Herde Anschluss finden kann. "Schäfer Mossa, der die Rheinwiesen beweidet, wird es aufnehmen", erklärt der "Lamm-Vater", der es sechs Mal am Tag mit einer Flasche Milch füttert - da Schafsmilch kaum zu bekommen ist, muss Ziegenmilch das Schäfchen am Leben halten. "Ich habe schon überall in den Supermärkten die Ziegenmilch-Vorräte aufgekauft", erzählt er schmunzelnd.

Auch das Damwild vom Gehege nebenan schaut interessiert zu, wie Lamm und Hunde miteinander toben. Überrascht ist Aschenbruck, dass sich die Labradore so einiges von ihrem Schaf gefallen lassen und sogar die Milchflasche teilen: "Normalerweise würden sie das Lamm nicht als gleichgestellt akzeptieren."

Wenn er keine Zeit hat, übernimmt die Familie Lüpschen gern die Versorgung des "Flaschen-Lamms". Herbert Lüpschens Enkel Jannes ist begeistert: "Das macht richtig Spaß." Seine Mutter Astrid sucht bis 1. Mai auf der Facebook-Seite ihres Hotels Weilerhof nach einem passenden Namen fürs männliche Schäfchen. Die Vorschläge reichen von "Elvis" bis "Manni, wie unser Brudermeister".

(NGZ)
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