Dormagen 30 Kilometer zu Fuß auf Monsterjagd

Dormagen · Viele Jugendliche hat das Pokémon-Go-Fieber gepackt. In der Stadt können sie sich virtuell mit Bällen versorgen und Figuren fangen.

 Ihn hat das Pokémon-Fieber nach einigen Jahren wieder angesteckt: Der 16-jährige Tobias Ruheaus Delhoven spielt fast täglich "Pokémon Go". Foto: Anja Tinter

Ihn hat das Pokémon-Fieber nach einigen Jahren wieder angesteckt: Der 16-jährige Tobias Ruheaus Delhoven spielt fast täglich "Pokémon Go". Foto: Anja Tinter

Foto: Tinter Anja

Als Tobias Ruhe das Spiel "Pokémon Go" auf seinem Smartphone erklärt, stößt eine ältere Dame neugierig dazu. "Wie funktioniert das?", fragt sie. "Ich höre immer wieder davon. Alle reden über ,Pokémon Go'." Tatsächlich können viele Menschen, die nicht mit den kleinen Tieren und Monstern, den "Pokémons" (steht für Pocket-Monster), aufgewachsen sind, nur wenig damit anfangen. Ihnen fallen lediglich die vielen Jugendlichen auf, die seit knapp drei Wochen permanent auf ihr Handy schauen. Tobias Ruhe aus Delhoven ist einer von ihnen. Bis zu fünf Stunden am Stück spielt er "Pokémon Go". "Das Spiel weckt auch bei mir Kindheitserinnerungen", sagt der 16-Jährige, der sich die Handy-App gleich am ersten Tag heruntergeladen hat. "Im Grundschulalter habe ich das Spiel auf meinem Gameboy gespielt und die dazugehörigen Karten gesammelt", erzählt Tobias Ruhe, bei dem das Pokémon-Fieber durch das neue Smartphone-Spiel jetzt wieder aufgeflammt ist.

Doch wie funktioniert das genau? "Pokémon Go" ist ein Spiel der sogenannten erweiterten Realität. Die Spieler spüren über den Bildschirm ihres Handys in der wirklichen Welt versteckte Figuren auf und fangen sie ein. Mittels GPS und der Karte von Google Maps wird der Standort des Nutzers exakt ermittelt - und eines der Monster, also ein Pokémon, plötzlich eingeblendet. Dann gilt es, das Monster einzufangen. "Das geht zum Beispiel mit Pokébällen. Das sind rot-weiße Bälle, mit denen ich das Pokémon treffen muss. Die Bälle bekomme ich vor allem an Sehenswürdigkeiten, die etwa hier in Dormagen stehen", erzählt Tobias Ruhe. Ein Beispiel: der gespaltene Stein zwischen altem und neuem Rathaus.

Diese Sehenswürdigkeit taucht mit Foto und Erklärung auf seinem Handy auf. Tobias Ruhe tippt sie an und erhält Pokébälle, mit denen er Monster abschießen kann. Trifft er eines, zählt es zu seiner Sammlung. "Es gibt zurzeit 151 verschiedene Arten von Pokémons", sagt sein Spiel-Kollege Alexander Rickert (15). Darunter seien Monster, die besonders oft auftauchen und solche, die sich nur selten blicken lassen. Ziel ist es, alle Arten sein Eigen nennen zu können. "Und sie mit Bonbons und Sternenstaub so zu versorgen, dass sie immer stärker werden", ergänzt Tobias Ruhe. Denn: Ab Level 5 treten die Spieler in Teams gegeneinander an und versuchen, sogenannte Arenen gegen Angreifer zu verteidigen. "Dafür braucht man starke Pokémons", erklärt der Delhovener, der in den vergangenen drei Wochen fast 30 Kilometer zu Fuß zurückgelegt hat, nur um unterwegs auf neue Pokémons zu treffen und sich an Sehenswürdigkeiten mit neuen Bällen einzudecken.

In den vergangenen Wochen hat das Spiel auch Schlagzeilen gemacht, weil Spieler auf Friedhöfen oder gar am ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz auf Spielelemente stoßen können. Ob die jungen Delhovener auch über Friedhöfe spazieren würden? "Wenn wir ehrlich sind: Ja. Aber nur, wenn es dort seltene Pokémons gibt." Die Spieler gehen nicht davon aus, dass der Hype um "Pokémon Go" bald abreißt. "Wir stehen vielmehr am Anfang des Spiels. Jetzt kämpfen wir in einem Team", sagen die Beiden.

(cka)
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