Alois Moritz "Der Sekundarschule eine Chance geben"

Dormagen · Der Schulleiter der Realschule Hackenbroich über den neuen Hauptschulbildungsgang und fehlende Räume.

Herr Moritz, was macht die Einführung eines Hauptschulbildungsgangs an Ihrer Schule zum kommenden Schuljahr notwendig?

Alois Moritz 2012 wurde das Auslaufen der Dormagener Hauptschule beschlossen und somit kein neuer fünfter Jahrgang mehr aufgenommen. So standen wir 2014/15 zum ersten Mal vor dem Problem, dass wir Schüler, die die Erprobungsstufe bei uns nicht geschafft haben, nicht zur Hauptschule schicken konnten, weil es dort keinen Jahrgang mehr für sie gab. Immerhin fünf Kinder konnten wir an die Gesamtschule abgeben. Wo also sollen die Kinder hin, die am Ende der Erprobungsstufe nicht versetzt werden, bei denen klar ist, dass sie die Realschule nicht schaffen werden. Für sie ist ein Bildungsangebot notwendig. 2015 hat der Landtag mit Stimmen der SPD, CDU und Grünen beschlossen, dass Realschulen einen Hauptschulbildungsgang anbieten können. Das wollen wir jetzt machen.

Sie gehen davon aus, dass der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung dem zustimmen wird?

Moritz Davon bin ich fest überzeugt.

In der Erprobungsstufe (Klasse 5 und 6) werden Kinder mit Realschul- und Hauptschulempfehlung gemeinsam unterrichtet. Und danach? Wie sieht das 'Modell Hauptschulabschluss' aus?

Moritz Ab der Jahrgangsstufe 7 wird es keine reine Hauptschulklasse geben, sondern binnendifferenziert unterrichtet. Heißt, in den Fächern, in denen keine Klassenarbeiten geschrieben werden, wie zum Beispiel Geschichte, Erdkunde, Biologie, Kunst und Sport werden die Schüler weiter gemeinsam unterrichtet. Verpflichtend für die Kinder im Hauptschulbildungsgang ist das Fach Arbeitslehre, das Technik, Wirtschaft und Hauswirtschaft umfasst. Allerdings haben wir vor, dass auch die, die den Realschulabschluss im Blick haben, im Differenzierungsbereich Arbeitslehre wählen können. Hinzu kommt, dass die Hauptschüler auch die Möglichkeit haben müssen, später doch noch auf einen Realschulabschluss zu wechseln. Das geht, wenn sie dann das Fach Arbeitslehre zusätzlich schriftlich nehmen.

Technikraum und Lehrküche für das Fach Arbeitslehre sind bei Ihnen vorhanden?

Moritz Ja, wir haben einen Technik-raum und eine Lehrküche. In der ist auch die AG Hauswirtschaft der Jahrgangsstufe 9 untergebracht. Der Technikraum ist allerdings stark sanierungsbedürftig, was jedoch im Haushalt bereits berücksichtigt ist.

Was ist mit zusätzlichem Lehrpersonal?

Moritz Was das Personal angeht, sind wir gut aufgestellt. Wir haben zwei Lehrkräfte, die Technik unterrichten und drei für Hauswirtschaft. Wir benötigen dafür keine neuen Kollegen.

Halten Sie es im Nachhinein für falsch, dass die Hauptschule geschlossen wurde?

Moritz Es wäre gut, wenn sie erhalten geblieben wäre, doch ihr Auslaufen war Elternwille. Nun ist das entschieden, und wir müssen sehen, wie wir damit umgehen.

Aber offensichtlich tendiert der Elternwille, sieht man die Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr, auch im dritten Jahr nicht zur Sekundarschule.

Moritz Man muss der Sekundarschule die Chance geben, sich zu entwickeln. Meiner Meinung nach wird zu viel darüber geredet. Denn eins ist klar, sie ist längst eine kleine Gesamtschule. Sie wird nur nicht so wahrgenommen. Für eine zweite Gesamtschule sind die Schülerzahlen zu gering. Ich denke, auch die Kommune ist hier gefordert, mehr Werbung für diese relativ neue Schulform zu machen.

Wenn die Sekundarschule, wie deren Schulleiterin Bettina Mazurek es wünscht, ab dem 7. Jahrgang vierzügig wird, ist dann überhaupt noch der Hauptschulbildungsgang für die Realschule nötig?

Moritz Wenn er einmal eingerichtet ist, sollte er auch bleiben. Das ist die Meinung der Schulaufsicht, aber auch meine. Denn für die Kinder ist es einfach besser, in ihrem gewohnten Umfeld zu bleiben, und nicht nach zwei oder drei Jahren wieder auf eine andere Schule wechseln zu müssen.

Im kommenden Schuljahr ist der neue 5. Jahrgang an Ihrer Schule ausnahmsweise dreizügig?

Moritz Ja, auch wir kommen an unsere Raumkapazitätsgrenzen. Blieben wir künftig dreizügig, hätten wir genug Platz, und würde das auch unsere pädagogische Arbeit erleichtern. Bleibt es bei der gewohnten Vierzügigkeit, dann könnten wir zwar alle aufnehmen, die zu uns wollen, bräuchten jedoch mehr Räume. Doch wie auch immer die Entscheidung ausfallen wird - sie trifft der Schulträger, nicht der Schulleiter.

DIE FRAGEN STELLTEN ANNELI GOEBELS UND KLAUS D. SCHUMILAS.

(NGZ)
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