Dormagen Der schnellste Läufer unter den Kabarettisten

Dormagen · Mit Olympiasieger Dieter Baumann hatten die Dormagener gleich doppelt Spaß: erst beim Theatersommer, dann mit dem FC Straberg.

Gleich mit zwei Stärken begeisterte 5000-Meter-Olympiasieger von Barcelona 1992, Dieter Baumann, jetzt die Dormagener: Er trainierte auf Einladung des FC Straberg am Samstagmorgen mit 20 Läufern - und brachte am Vorabend die 200 Besucher des Theatersommers Knechtsteden mit seinem unterhaltsamen Comedy-Programm "Dieter Baumann, die Götter und Olympia" zum Lachen. Dabei feuerte der sympathische Tübinger auch zahlreiche Spitzen auf das Internationale Olympische Komitee (IOC) ab. So kommentierte er die aktuelle Entscheidung, die Winterspiele 2022 nach Peking und nicht nach Almaty zu vergeben: "Da traten zwei lupenreine Demokratien mit bekannten Wintersport-Metropolen gegeneinander an - gewonnen hat die mit bestechenden Argumenten." Thomas Bachs Aufstieg zum IOC-Präsidenten sah Baumann so: "Endlich haben wir es geschafft - nach dem Papst sind wir aufgestiegen: Wir sind IOC."

Immer wieder bezog Baumann das Publikum in seine Erzählungen über das Laufen, das olympische Dorf und das Sammeln von Pins als größter Olympia-Wettkampf ("Ich hatte zehn der 30 Fidschi-Insel-Pins - und damit beste Voraussetzungen zum Tauschen") mit ein. So musste sich der bekennende Nicht-Läufer Elmar ebenso viel anhören ("Hauptsache, Du bewegst Dich überhaupt"), wie Jan-Erik, der bereits 45 Marathons in den Knochen hat ("Das ist krank"), der 5000-Meter-Läufer Markus ("16:40 Minuten sind olympiaverdächtig") oder Birgit mit Erst-Marathon-Erfahrung ("Ab Kilometer 32 tut alles weh? Ich weiß Rat: Sich vorbereiten und den Marathon einen Tag vorher absagen"); Rosemarie lobte er für ihr Spontan-Gedicht. Mit Klamauk und gut sitzenden Pointen unterhielt Baumann die Zuschauer in der Theaterscheune, die es ihm angetan hatte: "Ich habe selten eine solch schöne Location gehabt."

"Es war ein schöner Abend, sowohl für Läufer, als auch für Fans des Kabaretts," erzählt Sonja Christmann, Abteilungsleiterin Leichtathletik des FC Straberg. Samstag ging es um 9 Uhr weiter: FC-Mitglied Jürgen Cziommer hatte Baumann zum Trainingslauf eingeladen. "Ihr habt schon gedacht, ich komme nicht mehr, was", sagte er lachend zu den 20 Menschen in sportlicher Kleidung, als er im grasgrünen Laufshirt durchs Tor zum Straberger Sportplatz spaziert: "Jetzt machen wir kein Kabarett mehr, sondern laufen eine Runde." Mitglieder des FC Straberg und des TSV Bayer Dormagen hatten sich eine Zehn-Kilometer-Feld- und Waldrunde überlegt - Abkürzungen waren möglich.

"Wir wollen als Gruppe in einem lockeren Tempo laufen. Wenn einer zuckt und mich herausfordern will - ich mach heute nicht mit," sagte Baumann grinsend zu zwei Jungen. Es entstand schnell eine unkomplizierte familiäre Atmosphäre. "Ich mache das total gern, man lernt Menschen kennen und sieht neue wunderschöne Laufstrecken," sagte Baumann. Auf den letzten Kilometern zogen die beiden Jungs das Tempo doch deutlich an. Bei Baumann zuckte es - und er blieb dran. Nach und nach kamen alle ins Ziel, außer Atem und nass geschwitzt, aber mit Strahlen im Gesicht. Für viele war es ein einmaliges Erlebnis, mit einem Olympiasieger zu laufen.

(NGZ)
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