Serie Geheim-Tipp Der Römerkeller unter dem Pfarrheim

Dormagen · Der Geschichtsverein Dormagen bietet auf Anfrage Führungen durch den Keller an St. Michael. Dort sind römische Funde und Mauern zu besichtigen. Ein Blick in die Zeit von vor 2000 Jahren im antiken "Durnomagus".

Nicht jedem Besucher der Dormagener Innenstadt ist klar, dass er sich auf geschichtsträchtigem Boden befindet, wo vor fast 2000 Jahren römische Soldaten ihr Lager, das Kastell "Durnomagus", aufgeschlagen haben. Unabhängig davon, ob die Bemühungen, im Jahr 2019 auch den niedergermanischen Limes von Remagen bis zur Nordseeküste zum Weltkulturerbe zu erheben (die NGZ berichtete), Erfolg haben, so sind in Dormagen doch auch jetzt schon einige unterirdische Spuren der Römer zu finden. Das gilt vor allem für einen freigelegten Ziegelkeller aus dem Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus.

Schon von außen sind durch das Fenster verschiedene Tonkrüge zu sehen, die in Vitrinen ausgestellt sind. Beim Eintritt in den Römerkeller unter dem Pfarrheim von St. Michael in Dormagen-Mitte fällt der Blick gleich auf eine Ziegelwand. "Hier soll früher eine römische Kneipe oder eine ähnliche Anlage gewesen sein, da passen die Krüge doch gut", berichtet Hermann Kienle. Der Zonser Geschichts-Kenner ist auch Experte für die Römerzeit in Dormagen und einer der Hüter des römischen Kellers, der nach Absprache mit dem Geschichtsverein Dormagen zu begehen ist. Jedes Jahr führt er mehrere Gruppen durch den Römerkeller und erläutert die Funde und die Entstehung des archäologischen Baudenkmals - eines der wenigen aus der Zeit vor 2000 Jahren im Rhein-Kreis Neuss.

Gemeinsam mit der Militärziegelei im Bereich der Römer-Therme, die für das Jahr 35 nach Christus belegt ist, bildete das Reiterlager um 80/90 nach Christus den Wirkungskreis der römischen Soldaten, dem sich ein Straßendorf (vicus) anschloss. "Die in der Römer-Therme und bei anderen Baumaßnahmen gefundenen Stücke erzählen ihre Geschichte, so dass wir immer mehr vom damaligen Leben erfahren", sagt Kienle.

Zu sehen sind neben Schautafeln und Fotos vor allem Keramikstücke, Eisenbeschläge, Waffenteile und Weihesteine. Auch Abdrücke von einem Fuß, einem Finger oder einer Hundepfote sind hinter Glas erhalten. Sie alle sind seit der Eröffnung im Jahr 1988 im Römerkeller zu sehen. Die Ziegelmauer in der Mitte des Raums ist gut rekonstruiert, allerdings aus Stabilitätsgründen mit Putz hinterfüttert. "Überhaupt war es bei den Ausgrabungen eine spannende Frage, ob die alten Mauern standhalten, wenn die Erde weggenommen wird, die sie bis dahin geschützt hatte", berichtet Kienle - heute ist alles gut gesichert.

Ans Tageslicht kamen die Funde Ende der 70er Jahre bei Ausgrabungen vor den Baumaßnahmen für das neue Pfarrheim. Gerade beim Abriss der Häuser an der Römer- und der Kölner Straße seien viele Erkenntnisse über die Römer in Dormagen gewonnen worden, so Kienle: "Als man Eckpunkte des Kastells am Rathaus gefunden hatte, waren Rückschlüsse auf das ganze römische Reiterlager möglich, da eins dem anderen gleicht."

Auch über den Römerkeller hinaus bietet Hermann Kienle gern geschichtliche Führungen an. "Ich werde das römische Dormagen im Herbst mit zwei Spaziergängen lebendig werden lassen", sagt Kienle lachend. Geplant ist dann ein Gang von der Kirche St. Michael und den Nebengebäuden bis zum Historischen und zum Neuen Rathaus, wo er die Teilnehmer über das römische Kastell aufklärt. Auch am Tag des offenen Denkmals am 13. September ist Kienle im Einsatz, dann allerdings in Knechtsteden, wo er einen Bogen zum Zonser Handwerk schlagen möchte.

(NGZ)
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