Dormagen Der Friedensstifter von Delrath

Dormagen · Wolf Oppermann ist einer von drei Schiedsmännern in Dormagen. Ungefähr zwölf Mal im Jahr versucht der Delrather, Streit zu schlichten.

Der Hahn des Nachbarn kräht viel zu früh, einige Äste seines Baumes hängen überm eigenen Zaun, der Duft des Grillfleischs ist zu intensiv, die Kinder reden zu laut im Garten, die Musik aus dem Wohnzimmer nebenan dröhnt auf die Straße - Hand aufs Herz: Sicher hat sich fast jeder schon einmal über einen Nachbarn geärgert und ist in einigen Fällen so manch barsches Wort gefallen. Das kann letztendlich auch mal vor dem Richter enden. Doch bevor es dazu kommt, wird in vielen Fällen ein Schiedsmann/eine Schiedsfrau eingeschaltet. Diese Ehrenamtler helfen dabei, eine außergerichtliche Einigung zu finden. Das geht nicht nur sehr viel schneller, es ist auch wesentlich kostengünstiger. Einer, dem das bestens bekannt ist, ist Wolf Oppermann. Der 72-Jährige ist seit 1997 als Schiedsmann unterwegs, eine Aufgabe, die an den Delrather herangetragen wurde, als sein Vorgänger aus dem Amt schied. Damals war Oppermann noch aktiv im Polizeidienst tätig. Das ist er seit zwölf Jahren nicht mehr.

Immer für fünf Jahre werden die Schiedsleute vom Rat der Stadt in ihrem Amt bestätigt. Zwei Mal pro Jahr nehmen sie an Fortbildungen teil, die sich vor allem mit Straf- und Nachbarschaftsrecht befassen. Wer ein Anliegen hat, wendet sich an Oppermann und vereinbart erst einmal einen Termin zu einem Vorgespräch. Innerhalb von 14 Tagen wird dann ein Termin für die beiden "Gegner" festgesetzt. Oppermann bittet dazu in der Regel ins Technische Rathaus in Horrem. Dort wird versucht, die Ungereimtheiten zu schlichten, und zwar so, "dass beide den Eindruck haben, sie haben zwar nachgegeben, aber auch etwas bekommen", sagt Oppermann, der im übrigen selbst schon einmal die überhängenden Äste des Nachbarbaums abgeschnitten hat, wie er sagt. "Jedoch, nachdem ich ihn vorher informiert hatte", fügt er hinzu. Wer das nämlich nicht macht und einfach die Heckenschere benutzt, kann wegen Sachbeschädigung angezeigt werden.

Zehn bis zwölf Fälle hat Wolf Oppermann pro Jahr zu bearbeiten. Acht davon, so meint er, enden mit einer Einigung. Kostenlos ist der Einsatz Oppermanns nicht, allerdings werden Schiedsleute nicht bezahlt. Sie machen ihren Job ehrenamtlich. Doch wer ihre Dienste in Anspruch nehmen möchte, muss zunächst einmal 50 Euro zahlen. "Davon werden unter anderem Zustell- und Telefongebühren bezahlt", erklärt der Ex-Polizist. Kommt es zu keiner Einigung, stellt Oppermann einen Sühnebescheid aus. Mit dem wird der Fall dann auch vor dem Amtsgericht zugelassen. Restgeld wird zurückgegeben.

Zu seinen Aufgaben gehört es auch, Protokolle zu schreiben, die von beiden Parteien abzuzeichnen sind. An höchst skurrile Fälle erinnert sich der 72-Jährige nicht, an welche zum Schmunzeln schon. So beschwerte sich ein Mann, der Solarzellen auf seinem Dach installiert hatte, dass die Fahne, die sein Nachbar wegen des Schützenfestes gehisst hatte, nun so im Wind flatterte, dass nicht die volle Sonnenkraft auf die Zellen wirken konnte. "Die beiden fanden eine Lösung", sagt Wolf Oppermann.

(NGZ)
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