Dormagen Der Boss und sein Kronprinz

Dormagen · Der TuS Germania Hackenbroich hat prominente Verstärkung: Ex-CDU-Fraktionschef André Heryschek betreut Integrationsobjekt.

André Heryschek ist zurück auf dem Platz. Nicht auf der politischen Spielwiese. Dort ist der ehemalige Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion nach seinem freiwilligen Rücktritt in die zweite Sitzreihe gerückt. Aber der 31-Jährige startet jetzt beim TuS Germania Hackenbroich durch. Beim mitgliederstärksten Verein im Stadtgebiet nach dem TSV Bayer ist er in den Vorstand der Fußballabteilung gerückt, wo er die Bereiche Integrationsprojekt und Sponsorenpflege übernommen hat. "Ich möchte gerne etwas zurückgeben, und mir macht Vereinsarbeit Spaß", sagt Heryschek. Diese Lust wird ihn vielleicht im kommenden Jahr an die Spitze des rund 1200 Mitgliederstarken Vereins führen. Heryschek soll Dauerbrenner Hans Sturm ablösen, auch wenn das offiziell noch nicht bestätigt wird.

Bis dahin will Heryschek das Integrationsprojekt anschieben. In einem Umfeld, wo der Stadtteil Hackenbroich eine Ausländerquote von 28 Prozent hat und 60 Prozent der Mitglieder der Fußballabteilung eine Zuwanderungsgeschichte mitbringen, "kommt dem Thema Integration eine große Bedeutung zu", so Heryschek. Er formuliert die Zielsetzung des Vereins so: "Angesichts des durch den Zuzug von Flüchtlingen enorm angestiegenen Integrationsbedarfs muss es aus unserer Sicht nun darum gehen, schwerpunktmäßig über den Spiel- und Trainingsbetrieb unserer Fußballabteilung, aber auch über die weiteren Sportmöglichkeiten, die wir als Verein anbieten, niederschwellige Angebote zur sportlichen und gesellschaftlichen Teilhabe zu schaffen." Hans Sturm, seit 50 Jahren in der Vereinsspitze des TuS aktiv, sagt plakativ: "In den Abteilungen Fußball, Judo und Turnen sind wir multikulti. Und das ist gut so."

Es gibt bereits einen Plan, wie das Projekt ins Laufen kommen soll. Um den Kontakt mit den Flüchtlingen und Migranten herzustellen, werden Flyer in den Flüchtlingsunterkünften verteilt und sind TuS-Mitarbeiter vor Ort. Die Flyer werden von ehrenamtlichen Kräften des Integrationsbüros in die zutreffenden Sprachen übersetzt. Heryschek: "Ziel ist es, sowohl Kinder und Jugendliche für die Jugendmannschaften zu gewinnen, als auch Trainer und Betreuer sowie weitere Unterstützer anzusprechen und für diese Vereinsarbeit zu gewinnen." Wichtig: Die Flüchtlinge sollen keine eigenen Mannschaften bilden, sondern in bestehende Strukturen eingebunden werden. Dazu gehört ein erhöhter Förderbedarf der Jugendtrainer und Betreuer im Bereich der sozialen und interkulturellen Kompetenz, der durch Lehrgänge und Seminare gedeckt wird. "Dieses ist jedoch ohne zusätzliches Geld nicht zu bewältigen", sagt Heryschek. Deshalb sollen Kooperationspartner gefunden werden.

Nach Aussage von Sturm wird auch eine Ausdehnung auf weitere Stadtteile derzeit geprüft. "Weiter arbeiten wir an einer Kooperation mit der Flüchtlings-AG und der Sport-AG des Leibniz-Gymnasiums für das kommende Schuljahr." Heryschek will nicht nur als Funktionär ein Gewinn für die Germania sein: Vom A-Kreisligisten FC Straberg ist er auch als Fußballer zum TuS gewechselt, um das Team zu verstärken.

(schum)
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