Dormagen Dauercamper schätzen Stürzelbergs Rhein-Idylle

Dormagen · Der Campingplatz "Strand-Terrasse" hat viele Stammgäste, die teilweise den ganzen Sommer über bleiben. Die Saison nähert sich nun dem Ende, im Herbst wird der Platz wegen Hochwassergefahr geräumt.

Imposant und kantig heben sich die Krananlagen von UCT gegen den apricotfarbenen Abendhimmel ab. Am feinen Sandstrand sitzt ein Mann mit grauem Haarkranz auf einem Campingstuhl und spielt Gitarre, vor ihm tuckert der Flussfrachter "Torniso" den Rhein hinunter. Es ist Freitagabend auf dem Stürzelberger Campingplatz "Strand-Terrasse", und die Bewohner, fast alle Dauergäste, genießen eines der letzten Wochenenden hier, bevor die Saison zu Ende geht. Im Herbst wird der Platz wegen Hochwassergefahr geräumt.

Das Vorzelt von Dieter und Henriette Nobis ist schon fast leer. Sechs Tage die Woche haben die beiden Senioren aus Urdenbach im Sommer hier verbracht, das vierte Jahr in Folge. "Nur freitags fahren wir heim, mein Mann muss zu seinen Anwendungen", sagt Henriette. Dieter ist nach zwei Schlaganfällen nicht mehr so gut dabei. Auf dem überschaubaren Campingplatz kann er sich frei bewegen, stellt Badenäpfe für Vögel auf und verstreut Haferflocken. Unter der Woche sind die Nobis' fast allein am Rhein, "ich kann das Radio so laut machen, dass man es bis Neuss hört, stört dann keinen", grient Henriette. Die Gäste der "Strand-Terrasse" kommen aus Düsseldorf, Mettmann, Wuppertal und von noch weiter weg. Viele campieren hier von Ostern bis Oktober, viele reisen durch.

"Urlaub mit dem Wohnwagen ist bezahlbar", sagt Stephan Ullrich. Er sitzt an der Zufahrt zur "Strand-Terrasse" und nickt den Autos zu, die im Minutentakt einfahren. Stephan vertritt nur kurz Ehefrau Sonja, die Chefin hier. Sie ist gerade auf dem Platz unterwegs. Obwohl die Ulrichs in Sichtweite des Platzes wohnen, dient ihnen während der Saison ein Wohnwagen als Heim. "Meine Frau ist ansprechbar, sieben Tage in der Woche von acht bis acht und notfalls auch nachts", sagt Stephan. Das unterscheide den Familienbetrieb von anderen Plätzen mit Ladenschluss oder elektronisch gesteuerten Einlassschranken.

"Außerdem gibt es hier eine Rampe, wo man trailern kann", nennt Manuela Haumann aus Schwelm einen weiteren Vorzug der "Strand-Terrasse". Seit 22 Jahren campiert sie an den Wochenenden mit Ehemann Thomas am Rhein, Tochter Maike ist zehn und hier quasi aufgewachsen. Sie fahren Jet-Ski und haben auch die befreundete Familie Geßner für das Stürzelberger Idyll begeistert. "Für die Kinder ist das ein Abenteuerspielplatz", sagt Daniela Geßner. Als Orkan Ela 2014 die Familie Haumann in ihrem Wohnwagen unter Pappeln begrub, stellte sich nur kurz die Frage nach dem Weitermachen. "Man überlegt da schon, aber die Gemeinschaft, die wir hier haben, die gibt Dir keiner wieder", schwärmt Manuela. Sozialpädagogin Melanie Rotscheroth kommt immer wieder mit den Kids des Kölner Jugendzentrums "Northside" in die "Strand-Terrasse": "Du bringst den Hund mit und kannst Lagerfeuer machen, wo geht das denn sonst noch?" Von den Gästen des Campingplatzes, sagt Stephan Ullrich, profitiere das Dorf. Lidl und der Zonser Rewe-Markt haben das erkannt und auf dem Campingplatz Werbeschilder aufgestellt.

(NGZ)
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