Mein Lieber Nachbar Das gemeinsame Nikolaus-Stehtisch-Fest

Dormagen · Seit zehn Jahren ist der gemeinsam gekaufte Stehtisch Dreh- und Angelpunkt einer lebendigen Nachbarschaft in Rheinfeld.

Rheinfeld Gespräche am "runden Tisch" haben oft etwas Ernsthaftes - zumindest in der Wirtschaft und in der Politik. Dort werden an runden Tischen Lösungen für Konflikte oder Krisen gesucht. In der Rheinfelder Nachbarschaft am Melissenweg bekommt ein runder Stehtisch aber eine ganz andere Bedeutung: Dort steht er für die Solidarität der Nachbarschaft.

So war es überhaupt kein Zufall, dass am Samstag das Nikolausfest am runden Stehtisch gefeiert wurde. Seit etwa zehn Jahren treffen sich die Nachbarn jedes Jahr einmal zum Sommerfest und einmal im Winter zum Nikolausfest mit Glühwein, Plätzchen und Waffeln. Weihnachtsmusik und Zipfelmützen dürfen da natürlich auch nicht fehlen. "Entstanden ist die Idee, sich gemeinsam einen Tisch anzuschaffen, als wir beim ersten Nachbarschaftsfest Geld für Getränke und Speisen gesammelt haben. Von dem übrig gebliebenen Geld haben wir uns dann den Stehtisch gekauft", sagt Heike Aßhoff-Kösters.

In den zehn Jahren "Dienstzeit" ist der Tisch aber nicht nur bei Sommer- und Nikolausfesten im Einsatz gewesen, sondern wird auch unter den Nachbarn hin und her verliehen. So muss sich nicht jeder einen eigenen Tisch anschaffen und kann sich den Gemeinschaftstisch bei Bedarf leihen. Es gab natürlich auch schon kuriose Szenen bei den Treffen: "Bei einem Sommerfest vor einigen Jahren hat es plötzlich angefangen zu gewittern und unser Zelt hat sich selbstständig gemacht. Wir mussten es dann an den Stangen festhalten, damit es nicht umkippt", erinnert sich Tina Lehmann.

Obwohl es eigentlich keine festgelegte Aufgabenteilung gibt und jeder Nachbar eine Kleinigkeit zum leiblichen Wohl beisteuert, gibt es doch einige Spezialisierungen: "Helga Pauly kann besonders gut basteln, deshalb sorgt sie immer für die Dekorationen", sagt Tina Lehmann. Für das Nikolausfest bastelte Helga Pauly nun eine grüne Baumlandschaft, die, angestrahlt von Teelichtern, für weihnachtliche Stimmung sorgte. Wo die Erwachsenen sich an Glühwein und Weihnachtsdekoration erfreuen, steht für die jüngsten Nachbarn Spiel und Spaß im Vordergrund. "Wir freuen uns immer auf das Nikolausfest und spielen dann alle zusammen Räuber und Gendarm", sagt der achtjährige Jakob Lehmann, der sich natürlich auch auf die Süßigkeiten in den geputzten Schuhen am Nikolaustag selbst gefreut hat.

Besonderen Spaß hatten die Kinder auch mit dem Hund "Odin." Der schneeweiße Eurasier ist nur einer der zahlreichen Hunde der Nachbarschaft, die mit den Kindern herumtollen. Streicheln lässt sich "Odin" natürlich liebend gerne.

Zu den Sommerfesten wird öfters das Pänz-Mobil der Stadt Dormagen beordert. Der Anhänger bringt dann unter anderem große Legosteine mit in die Nachbarschaft, und die Kinder bauen beispielsweise ein mannshohes Iglu auf der Straße.

Dirk Hauschild ist wie jedes Jahr auch dieses Mal zum Nikolausfest gekommen und hebt die besondere Atmosphäre der Nachbarschaft hervor: "Ich finde so ein Fest ist zwingend nötig. Wir machen zwar immer das Sommerfest, aber die Zeit bis zum nächsten Sommerfest ist viel zu lang", sagt er und betont: "Unser Nikolausfest bietet einen familiären Rahmen und ist schöner, als wenn man sich irgendwo in der Stadt treffen würde. Vor allem für die Kinder ist es sehr schön" Schließlich könnten diese dort frei herumtollen.

Fernab der Nachbarschaftsfeste, die neben Weihnachten und Geburtstagen zu den fixen Terminen in den Kalendern der Rheinfelder Nachbarn gehören, und des "Stehtisch-Sharings" sind die Nachbarn sehr solidarisch, wie Heike Aßhoff-Kösters erzählt: "Wenn etwa einer Wasser im Keller hat, kommen wir anderen alle vorbei und schippen es heraus, oder es organisiert einer der Nachbarn ein Trocknungsgerät."

(NGZ)
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