Dormagen Covestro gelingt Durchbruch bei der Nutzung pflanzlicher Rohstoffe

Dormagen · Covestro ist ein bedeutender Forschungserfolg bei der Nutzung pflanzlicher Rohstoffe in der Kunststoffproduktion gelungen. Wie das Unternehmen mitteilt, lässt sich die wichtige Grundchemikalie Anilin jetzt aus Biomasse gewinnen.

 Herstellung von Bio-Anilin: Im kleinen Maßstab klappt der Prozess. Projektleiter Gernot Jäger (Mitte) arbeitet mit Swantje Behnken und Wolf Kloeckner daran, ihn auch in größeren Anlagen zu testen.

Herstellung von Bio-Anilin: Im kleinen Maßstab klappt der Prozess. Projektleiter Gernot Jäger (Mitte) arbeitet mit Swantje Behnken und Wolf Kloeckner daran, ihn auch in größeren Anlagen zu testen.

Foto: Covestro

Der Werkstoffhersteller hat dafür zusammen mit Partnern - zunächst im Labor - ein komplett neues Verfahren entwickelt. Bisher wird Anilin weltweit ausschließlich aus fossilen Rohstoffen wie Erdöl hergestellt. Es spielt in der chemischen Industrie eine bedeutende Rolle und wird als Ausgangsstoff für zahlreiche Produkte gebraucht. Nach dem Erfolg im Labor will Covestro das neue Verfahren nun zusammen mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft weiterentwickeln. Zunächst soll es in einer Versuchsanlage in größere technische Dimensionen überführt werden. Endgültiges Ziel ist, die Herstellung von biobasiertem Anilin im Industriemaßstab zu ermöglichen. Das wäre ein absolutes Novum in der Kunststoffbranche, urteilt Covestro.

Derzeit gewinnt die Branche das Anilin aus Benzol, einem Rohstoff auf Basis von Erdöl. Stattdessen lassen sich aber auch industrielle Zucker verwenden, die heute schon als nachwachsende Rohstoffe im großtechnischen Maßstab etwa aus Futtermais, Stroh oder Holz gewonnen werden. In dem neu entwickelten Verfahren wird ein industrieller Zucker zunächst mithilfe eines Mikroorganismus als Katalysator in ein Zwischenprodukt umgewandelt. Daraus wird dann in einem zweiten Schritt durch chemische Katalyse das Anilin gewonnen.

Covestro benutzt bereits jetzt nachwachsende Rohstoffe in verschiedenen Produkten. So hat das Unternehmen einen Härter für Lacke entwickelt, bei dem bis zu 70 Prozent des Kohlenstoffgehalts aus Pflanzen stammen.

Auch Kohlendioxid entwickelt sich zunehmend zu einem alternativen Rohstoff. Seit 2016 stellt Covestro im Chempark Dormagen ein Vorprodukt für Polyurethan-Weichschaum her, das bis zu 20 Prozent CO2 anstelle von Erdöl enthält. Gleichzeitig erforscht und entwickelt das Unternehmen zahlreiche weitere Produkte auf CO2-Basis.

(NGZ)
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