Dormagen Brandaktuelle Angstpsychosen

Dormagen · Im Stück "M - eine Stadt sucht einen Mörder" gibt es Parallelen zur Gegenwart.

 Die Mitwirkenden auf der Bühne der BvA-Aula boten tadellose Schauspielkunst, wenngleich die Spannung der Filmvorlage nicht erreicht wurde.

Die Mitwirkenden auf der Bühne der BvA-Aula boten tadellose Schauspielkunst, wenngleich die Spannung der Filmvorlage nicht erreicht wurde.

Foto: Salzburg

Wenn "Crime Time" in Dormagen angesagt ist, dann ist das Westfälische Landestheater Castrop-Rauxel zu Gast im Bettina von Arnim-Gymnasium. 450 Zuschauer verfolgten mit Kriminalpolizei und organisiertem Verbrechen "M - Eine Stadt sucht einen Mörder". Zugrunde liegt der gleichnamige Film von Fritz Lang (1931), der im "Cahiers du cinèma" Platz 6 der 100 besten Filme aller Zeiten belegt. Die Bühnenfassung haben Tankred Schleinschock und Markus Kopf (auch Inszenierung) besorgt, und - um es vorweg zu sagen - sie erreichen bei weitem nicht die Dramaturgie und Spannung des Filmes. Dabei sind viele wörtliche Zitate aus dem Film übernommen.

Das schlichte, aber ansprechende Bühnenbild aus schwarzen Mauern plakatiert das Haarmann-Lied "Warte, warte nur ein Weilchen", das auf Massenmörder Fritz Haarmann verweist, der 1924 wegen Mordes an 24 Jungen zum Tode verurteilt wurde. In "M" geht es um Berlin, acht Mädchen sind schon getötet worden, die Polizei scheint machtlos, eine Angstpsychose bemächtigt sich der Bevölkerung. Verdächtigungen, anonyme Anzeigen und die Neigung zu Lynchjustiz sind an der Tagesordnung. Parallelen zu heute lodern immer wieder brandaktuell auf. Um dem zunehmenden Fahndungsdruck zu entgehen, beschließt sogar die Unterwelt unter ihrem Sprecher "Der Schränker", die Organisation der Bettler für die Suche nach dem Mörder einzusetzen. Das hat Erfolg, vor allem, weil der blinde Luftballonverkäufer den Mörder durch die von ihm gepfiffene Melodie aus Edvard Griegs "Peer Gynt-Suite Nr. 1" identifiziert. Im Film die einzige Musik, auf der Bühne wagen der Schränker (Burghard Braun) und Polizist Lohmann (Bülent Özdil) sogar ein Tänzchen zum Rudolf Bernauer-Song "Weil wir minderwertig sind".

Die schauspielerischen Leistungen sind tadellos, manchmal ein wenig schrill, wenn die Mutter (Pia Seiferth) ihre Tochter "Elsie" sucht. Souverän die Hure Samira Hempel, die auch weitere Rollen, etwa als Pathologin, spielt. Vesna Buljevic ist durchblickende Kriminalbeamtin, auch wenn die Polizei im Gegensatz zum Film manchmal karikiert wird. Viele Szenen werden nur geschildert: Der Conférencier Thomas Zimmer verfügt dabei auch über erhebliches Gesangstalent. Wie im Film schildert Heiko Grosche als Mörder seine schizophrene Zerrissenheit, und auch das Theaterstück endet mit dem Schlussmonolog der Mutter, die sagt, man müsse besser auf Kinder aufpassen.

(NGZ)
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