Dormagen BMS-Mitarbeiter sind stolz auf Solarflieger

Dormagen · Der Flug der Solar Impulse 2, die derzeit die Welt ohne einen Tropfen Kerosin umrundet und in der viel Material aus dem Chempark Dormagen steckt, wird mit großem Interesse verfolgt. Projektleiter Bernd Rothe hält ständig Kontakt.

 BMS-Projektleiter Bernd Rothe (M.) stand beim Flugzeugbau in engem Kontakt mit den Piloten Bertrand Piccard (l.) und Andrè Borschberg. In der Cockpitverkleidung des Fliegers steckt sehr viel Material aus Dormagen.

BMS-Projektleiter Bernd Rothe (M.) stand beim Flugzeugbau in engem Kontakt mit den Piloten Bertrand Piccard (l.) und Andrè Borschberg. In der Cockpitverkleidung des Fliegers steckt sehr viel Material aus Dormagen.

Foto: Niels Ackermann/BMS

Ende Juli, Anfang August, wenn das Experiment hoffentlich erfolgreich abgeschlossen ist, wird sich Bernd Rothe einen guten Tropfen gönnen und ein bisschen feiern. Der Ingenieur ist bei Bayer MaterialScience (BMS) Projektleiter für die Zusammenarbeit mit den Schweizer Flugpionieren Bertrand Piccard (57) und André Borschberg (62). Die beiden umrunden zurzeit in einem ausschließlich mit Sonnenenergie angetriebenen Ultraleichtflugzeug mit dem Namen Solar Impulse 2 den Erdball. Die Maschine ist voll mit Materialien von BMS. Aus Dormagen stecken Polyole darin. Dabei handelt es sich um chemische Rohstoffe, die zur Herstellung von Polyurethan-Hartschaum benötigt werden. Daraus besteht zum Beispiel die Verkleidung des Cockpits.

"Gerade am Cockpit haben wir viel optimiert. Und unsere Mitarbeiter verfolgen über die Medien durchaus, wie der Flug läuft, schließlich haben sie durch ihre Tätigkeit ja auch an dem Projekt mitgewirkt", sagt Bernd Rothe. Er selbst wird täglich per E-Mail und mit Fotos über den Verlauf des Fluges auf dem aktuellen Stand gehalten - von einer Mitarbeiterin aus der Kommunikationsabteilung von Solar Impulse, die stets vor Ort ist. Ein Team aus 60 Männern und Frauen begleitet die Piloten am Boden auf ihrer 35 000 Kilometer langen Strecke, die am Persischen Golf begann und dort im Sommer auch enden soll. Die Begleiter haben ein großes Arsenal an Ersatzteilen dabei und sind für Pannen gerüstet. "Alle Teile für das Solarflugzeug sind doppelt vorhanden, die Türen sogar dreifach", erzählt der Projektleiter. Die Maschine werde nach jedem Flug überprüft. Auch für den Fall, dass eine bestimmte Reparatur auf die Schnelle nicht möglich ist, wurde vorgesorgt. Als vor gut einer Woche acht Solarzellen wegen eines Defektes abgeschaltet werden mussten und dadurch zwei Prozent Energie eingebüßt wurden, wurde die Energie kurzerhand gleichmäßig auf alle Batterien neu verteilt.

Was die Piloten leisten müssen, davon konnte sich Bernd Rothe bei einem Besuch in der Schweiz seinerzeit selbst überzeugen, als er die Solar Impulse 2 an einem Simulator steuern durfte. "Ich konnte die Maschine vielleicht eine Minute in der Luft halten, mehr nicht", gibt der Ingenieur zu. Denn schon wegen seiner Flügelspannweite von 72 Metern (mehr als ein Jumbo-Jet) und seines sehr geringen Gewichts (2,3 Tonnen, nicht schwerer als ein Mittelklassewagen) hat das Solarflugzeug außergewöhnliche Eigenschaften und ist nur schwer beherrschbar. Sehr gewöhnungsbedürftig ist die Steuerung per Fuß über das Heck. Die Piloten Piccard und Borschberg hätten sehr ausgiebig trainiert, erzählt Bernd Rothe: "Beide haben den Flieger am Simulator 72 Stunden hintereinander gesteuert."

Extrem lange Wachphasen müssen sie auch bei der Erdumrundung durchhalten. Eine der härtesten Etappen steht kurz bevor: Für die Strecke von Shanghai nach Hawaii müssen rund vier Tage Flugzeit am Stück veranschlagt werden. Mitunter müssen die Piloten zu nachtschlafender Zeit am Flughafen sein, um gegen 4 Uhr morgens starten zu können. Vielleicht ist das eine Erklärung dafür, dass Bernd Rothe mit einem klaren "Jein" antwortet, wenn er gefragt wird, ob er die Piloten wegen ihres Abenteuers beneidet.

(NGZ)
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