Dormagen Biologe erklärt den Grind vom "Böötchen" aus

Dormagen · Umwelt- und Naturerlebniswochen-Exkursion mit dem "Piwipper Böötchen" zur Rhein-Halbinsel zwischen Stürzelberg und Zons.

 Prof. Heiner Müller-Krumbhaar und Biologe Norbert Grimbach (v.r.) erläutern die Natur am Grind vom "Piwipper Böötchen" aus.

Prof. Heiner Müller-Krumbhaar und Biologe Norbert Grimbach (v.r.) erläutern die Natur am Grind vom "Piwipper Böötchen" aus.

Foto: Georg Salzburg

Seltene Pflanzen und Tiere direkt vor der Haustür - wenigen Dormagenern ist bekannt, wie groß die Artenvielfalt im Naturschutzgebiet Grind zwischen Zons und Stürzelberg ist. 20 Teilnehmer einer Exkursion konnten nun vom Rhein aus den Erläuterungen des Biologen Norbert Grimbach und Professor Heiner Müller-Krumbhaar, Vorsitzender des Vereins "Piwipper Böötchen", lauschen. Mit dem Fährschiff "Piwipp" ging es für die Gruppe im Rahmen der ersten Dormagener Umwelt- und Naturerlebniswoche am Dienstag Abend von Rheinfeld bis zum Campingplatz in Stürzelberg und wieder zurück.

Dormagen: Biologe erklärt den Grind vom "Böötchen" aus
Foto: ON

"Hier haben wir ein Kleinod an Naturschönheit, da müssen Sie nicht bis nach St. Goar zur Loreley fahren", macht Grimbach Werbung für die Naturschutzgebiete in direkter Umgebung: "In dieser wunderschönen Landschaft darf der Rhein noch machen, was er will", weist er auf den flussdynamischen Prozess hin, der mit Abtragung, Anschwemmung und Überflutung zu tun hat. "Pflanzensamen werden dabei angeschwemmt und können sich ausbreiten." Dieses Gebiet müsse unbedingt erhalten bleiben, so der Biologe: "Wir müssen die Natur vor den Menschen schützen, nicht umgekehrt."

Aber auch Tier-Arten sind am Grind zu finden - nicht nur Insekten: Muscheln, Wollhandkrabben und Neunaugen kommen vor. Der Biologe Grimbach ist auch von der Flora in der Überflutungsaue mit natürlichen Geländeformen, einer Urlandschaft mit Altstrom-Rinnen und Inseln begeistert: "Es gibt viele Weichholzbestände wie Pappeln, Strauchweiden und Weidengebüsche, einen umfangreichen Silberweidenauenwald sowie Sandsteppengesellschaften und Salbeiwiesen mit seltenen, geschützten und bedrohten Pflanzenarten." Bei Untersuchungen hat er über 120 verschiedene Arten feststellen können, auf 100 Quadratmetern Wiese sind im Durchschnitt 52 Pflanzen-Arten (40 bis 62) zu finden.

"Steppenläufer, auch Bodenroller genannt, sind sonst nur in Süd-Russland zu finden - Sie kennen sie vielleicht aus Western-Filmen, wenn die Gewächse über einsame Straßen rollen", erklärt Grimbach. Auch die "Schwarzkohlgesellschaften gibt es sonst nur auf Helgoland." Doch dieses Paradies ist laut Grimbach bedroht: "Der Freizeitdruck wird immer höher, Geländefahrzeuge zerstören die Natur, zudem muss der Einsatz von Insektiziden und Herbiziden verhindert werden."

Der Grind hat zwar wenige Sanddünenflächen, der mehr als ein Kilometer lange Dünenstreifen, der bis zu vier Meter hoch ist, wird bei Hochwasser kaum überflutet. Zum Vergleich: Der Grind ist etwa 290 Hektar groß, der Urdenbacher Kämpe 705 Hektar, der durch den Rheindurchbruch 1374 vom Dormagener Gebiet abgetrennt wurde.

Müller-Krumbhaar wies auf das Jubiläum 800 Jahre Schifffahrt in Monheim hin, das im nächsten Jahr gefeiert wird: "Bisher ist vorgesehen, dieses Fest am 3. September 2017 zu feiern."

(NGZ)
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