Dormagen Bildungs-Offensive gegen Fremdenhass

Dormagen · Einige Aktionen sind für den heutigen Weltflüchtlingstag geplant. Zudem setzt die Stadt Dormagen den "Aktionsplan für eine gemeinsame Stadt" weiter um: Verständnis wecken, Kulturen kennenlernen und Sprachförderung intensivieren.

Bei der Aktion für "globalisierte Nächstenliebe" sollten im Erzbistum Köln gestern um 20 Uhr genau 23 000 Glockenschläge von Kirchen an die 23 000 Flüchtlinge erinnern, die seit 2000 beim Versuch, nach Europa zu gelangen, gestorben sind. Unter den Kirchenglocken, die der Glocke "Dicker Pitter" des Kölner Doms folgten, war auch die der Kapelle des Raphaelshauses, wie Hans Scholten, der Leiter des Jugendhilfezentrums, erklärte: "Wir haben zwar keinen ,dicken Pitter', aber unsere Glocke auf der Kapelle macht auch mit..."

Das ist nur eine Aktion, die zum heutigen Weltflüchtlingstag für mehr Miteinander und Unterstützung der Flüchtlinge wirbt. Heute bauen ab 10 Uhr mehrere Parteien ihre Infostände auf dem Rathausplatz in Dormagen auf. Angesichts des erwarteten Zustroms an Flüchtlingen - am Dienstag waren es 336 in Dormagen - haben sich 25 Ehrenamtler bereit erklärt, als Pate bei der Sprachvermittlung zu helfen. "Davon sind zehn bereits aktiv", erklärte Bürgermeister Erik Lierenfeld in der Ratssitzung die enge Zusammenarbeit mit dem Büro für bürgerschaftliches Engagement. Im Bürgerhaus Hackenbroich sei mit dem "Café Grenzenlos" ein gutes Angebot für Zuwanderer - Flüchtlinge wie Menschen mit Migrationshintergrund entstanden.

Dort arbeiten auch Teilnehmer des "Runden Tischs Dormagen" mit, wie Mitinitiator Heinz Pankalla erklärte: "Das läuft Hand in Hand." Wichtig sei die Vermittlung von Sprachkenntnissen an Migrantenkinder. Darüber hinaus plane der ehrenamtliche "Runde Tisch", der sich gegen Rassismus und Fremdenhass richtet, weitere eigene Aktionen. Im Gespräch waren ein Konzert und eine gemeinsame Speisen-Aktion. "Noch in den Sommerferien werden wir uns treffen, um die nächsten Schritte festzulegen", so Pankalla.

Auf zahlreiche, bereits existierende Unterstützung kann Ellen Schönen-Hütten bauen: "Es gibt in Dormagen viele gute Angebote für Integration." Bei der städtischen Fachbereichsleiterin für Bürger- und Ratsangelegenheiten laufen die Fäden für den vom Stadtrat beschlossenen Aktionsplan für mehr Vielfalt und gegen Fremdenhass zusammen. Dieser Aktionsplan, mit dem Logo "Wir sind Dormagen - Für eine gemeinsame Stadt", richtet sich an alle Dormagener, wie Schönen-Hütten betont: "Wir wollen die Menschen über ihre Mitmenschen informieren, Barrieren abbauen und durch Kennenlernen der Kulturen mehr Verständnis schaffen." Daher wurde Anfang dieser Woche eine Bildungs-Offensive der interkulturellen Kompetenz gestartet. "Wir wollen Ängste vor dem Fremden abbauen - auf beiden Seiten", weist die Fachbereichsleiterin darauf hin, dass zum Beispiel Flüchtlinge erstaunt vor deutscher Mülltrennung oder Kleidungsvorschriften ständen.

Bereits nach dem ersten Aktionsplan-Treffen im April hatte Bürgermeister Lierenfeld klar gestellt, dass es auf nachhaltiges und positives Miteinander der Kulturen ankomme: "Es geht nicht um kurzfristigen Aktionismus nach den rechtsradikalen Schmierereien in unserer Stadt." Es geht um Information, Bildung und kulturelle Begegnung. "Auf verschiedenen Ebenen wollen wir dieses Verständnis füreinander wecken", erklärt Schönen-Hütten. So sollen Fachleute zum Frauen-Frühstück eingeladen, interkulturelle Kalender an Lehrer verteilt und Räume für Begegnungen angeboten werden. Für Ende des Jahres wird mit Ergebnissen gerechnet. Wer beim Aktionsplan mitmachen möchte, kann sich an die Fachbereichsleiterin wenden: "Wir freuen uns über jeden, der sich beteiligt."

(NGZ)
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