Dormagen Besucher befragen den Zwergen-Experten

Dormagen · Sammler Sven Berrar war zu Besuch im Kreismuseum. 100 Exemplare seiner über 3000 Zwerge umfassenden Sammlung sind dort zu sehen.

An Gartenzwergen scheiden sich die Geister. "Entweder die Menschen lieben oder hassen sie. Da gibt es nur schwarz und weiß - keine Grautöne", sagt Anna-Karina Hahn vom Kreismuseum Zons. Sie ist die Kuratorin der aktuell laufenden Ausstellung über die kleinen bunten Gesellen. Chef, Happy, Seppel, Pimpel, Hatschi, Brummbär und Schlafmütze sind wohl Schneewittchen sei Dank die bekanntesten unter den zipfelbemützten Herren (und Damen!).

Und Sven Berrar ist einer der doch zahlreichen Sammler, der sich nicht nur mit der Geschichte des kleinen Volkes auskennt, sondern selbst genau 3156 in seinem privaten Museum beherbergt. "Als ich drei Jahre alt war, hatte ich meine erste Begegnung mit Gartenzwergen, denn unser Nachbar hatte einen aus Plastik. Immer wieder wollte ich hinüber und ihn mir anschauen. Meine Eltern haben mir dann irgendwann einen geschenkt. Mit 16 besaß ich dann schon rund 1000 Gartenzwerge, die im Garten meiner Großeltern standen", berichtet der 32-Jährige. Seit 15 Jahren konzentriert er sich allerdings auf die alten Keramikzwerge, die ältesten stammen aus den Jahren 1890 bis 1910 und sind zum Teil sehr kostbar. Im Rahmen der Ausstellung machte sich der Sammler am Sonntag auf den Weg nach Zons, um mitgebrachte Schätze der Besucher zu bestimmen und zu schätzen.

Anna Gesell aus Neuss brachte vier Zwerge aus Keramik mit: "Fragmente aus dem Garten eines Herrn Lazarus, die mir sein Gärtner geschenkt hat." Ein kurzer Blick genügt für Sven Berrar: "Die drei größeren Zwerge stammen aus dem Westerwald von Kurt Renno, der kleinere ist aus Ludwigsburg von K. Spang. Die Firma gibt es heute immer noch, allerdings machen sie nur noch Blumenübertöpfe." Und so geht es weiter: Egal, welchen Zwerg ein Besucher zeigt, Sven Berrar weiß, wer ihn hergestellt und meist auch, welchen Wert er in etwa hat. So auch bei dem Zwerg von Maria und Klaus Beckmann aus Mettmann: Er stammt von der Firma Heissner, deren Inhaber vor Gründung der DDR in den Westen geflohen sind und alles zurückgelassen haben. Eine andere Firma habe sich dann die Formen angeeignet und damit Zwerge produziert. "In der DDR war der Verkauf von Gartenzwergen verboten. Deshalb wurden sie schnell zu wertvollen Tauschgütern und oft für schlechte Zeiten auf dem Dachboden verwahrt", erklärt der Gartenzwerg-Experte.

Der Zwerg der Beckmanns wurde in Westdeutschland produziert und findet sich sogar in den Unterlagen von Sven Berrar. "Er ist Sammlern etwa 60 bis 70 Euro wert", weiß er. Doch ein Verkauf kommt für das Ehepaar gar nicht infrage: "Wir sind leidenschaftliche Sammler", verrät Maria Beckmann. So lagern sie zu Hause 400 verschiedene Toaster - "mit 200 Doubletten, falls wir uns einmal trennen sollten", erklärt sie und lacht. Und jetzt sind sie auf den Zwerg gekommen. "Zwerge zu sammeln, ist nicht leicht. Jeder Sammler hat bestimmte, die ihm fehlen. Wer weiß, wie viele historische Figuren achtlos in den Müll geworfen wurden", sagt Sven Berrar bedauernd.

(NGZ)
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