Dormagen Autor Eduard Breimann schreibt Familien-Saga

Dormagen · Das erste Buch der auf vier Bände angelegten Geschichte liegt zum Druck beim Verlag in Herzogenrath und soll im November erscheinen.

Eine schöne Kindheit? Davon kann Fred nur träumen. Als unehelich geborener Nachkomme eines protestantischen Vaters erlebt der Junge während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit in einem streng katholischen Dorf im Münsterland die Hölle. Angefeindet, ausgegrenzt, als Bastard bezeichnet - Zuneigung und Liebe findet Fred nur bei seinem Großvater Bernhard und bei Nachbarin Tante Friedel.

Es ist ein düsteres Thema, das der Rheinfelder Autor Eduard Breimann in seiner auf vier Bände angelegten Familien-Saga ausbreitet, deren erstes Buch derzeit beim Shaker Media Verlag in Herzogenrath zum Druck vorbereitet wird. Es trägt den Titel "Das anständige Haus" und soll im November erscheinen. Der heute 74-jährige Breimann, der mit dem "anständigen Haus" sein 19. Buch vorlegt, macht keinen Hehl daraus, dass in Freds Schicksal viele eigene Erfahrungen einfließen. Denn auch Breimann erlebte nach eigenen Worten "eine desaströse Kindheit" in einem katholisch geprägten Ort im Münsterland. In seinem Gedicht "Die Schule des Lebens" war die Verarbeitung dieser Erfahrungen bereits angelegt, nun folgt eine umfassende Erzählung, die nach Aussage des Verfassers all' jenen Kindern gewidmet ist, die die eigentlich selbstverständliche Liebe von Eltern und Großeltern nie bekommen haben. Im Laufe der vier Bände gebe es viele Parallelen zu seinem eigenen Empfinden, doch löse sich Freds Geschichte zunehmend von seiner Biografie, erzählt Breimann.

Wie schon in früheren Werken schildert er das Geschehen aus der Sicht eines Protagonisten, dessen Schicksal exemplarisch für das vieler anderer Betroffenen stehen kann. "Diese Vorgehensweise ist typisch für mein Schreiben", sagt der 74-Jährige. Bei der Arbeit an der Familien-Saga sei auch der Bezug zur Gegenwart deutlich geworden, fügt er hinzu: "Viele der Vorbehalte, die zurzeit den Flüchtlingen entgegengebracht werden, gab es nach dem Krieg auch gegenüber den Vertriebenen." Die Frage nach Recht und Gerechtigkeit, nach dem Umgang der Gesellschaft mit Fremden und vermeintlichen Außenseitern, treibt Breimann um und spiegelt sich auch in einem Vortrag wider, den er in einem Monat bei der Volkshochschule halten wird (siehe Info).

Beim Umgang mit sensiblen Stoffen kann der Rheinfelder auf seine persönlichen Stärken bauen. Wer sich mit Breimann unterhält, bemerkt schnell, dass er einem einfühlsamen und empathischen Menschen gegenüber sitzt - Eigenschaften, die schon bei Gesprächen zur Vorbereitung früherer Bücher wie zum Beispiel "Der Träumer" hilfreich waren. Dort ging es um Soldaten, die traumatisiert aus dem Afghanistan-Einsatz zurückkehrten.

Großen Wert legt Eduard Breimann beim Schreiben auf Detailreichtum und Genauigkeit. "Die Fakten müssen stimmen", lautet sein Credo. Der ehemalige Deichgräf stürzt sich akribisch in die Recherchen - für die er mitunter mehr Zeit aufwendet als später fürs Schreiben.

(NGZ)
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