Dormagen Auszubildende übernehmen die Station

Dormagen · Vier Wochen lang leiten 17 angehende Gesundheits- und Krankenpfleger eine Privatstation im Kreiskrankenhaus Hackenbroich. Sie kümmern sich um die Patienten, geben Medikamente und schreiben Dienstpläne.

 Schwester Nadin Dias da Costa (l.) lässt sich als Testperson von Auszubildender Sarah Bünder Blut abnehmen.

Schwester Nadin Dias da Costa (l.) lässt sich als Testperson von Auszubildender Sarah Bünder Blut abnehmen.

Foto: kds

Sarah Bünder und Michelle Reyer haben in dieser Woche Frühdienst im Kreiskrankenhaus in Hackenbroich. Es ist eigentlich alles wie sonst auch: Die Patienten bekommen ihre Medikamente, Blutdruck und Fieber messen, sie werden gepflegt. Der kleine Unterschied: Ihre Dienst- und Aufgabeneinteilung hat keine examinierte, erfahrene Schwester gemacht, sondern zwei Kolleginnen, die ebenfalls im letzten von drei Ausbildungsjahre zur Gesundheits- und Krankenpflegerin stehen. Denn derzeit leiten die "Azubis" die Station EC im Kreiskrankenhaus, eine Privatstation, mit Patienten, die kardiologische, gastroenterologische oder onkologische Erkrankungen haben. "Es ist aufregend, spannend und macht einfach viel Spaß", sagt die 21 Jahre alte Sarah Bünder.

Vier Wochen lang läuft das Projekt mit dem Namen "Schüler leiten eine Station". Ausgedacht und entwickelt hat es Sabina Albrecht, Leiterin des Bildungsinstituts für Gesundheitsberufe (BIG) in Neuss. Die angehenden Gesundheits- und Krankenpflegerinnen sollen noch vor ihrer Abschlussprüfung lernen, Verantwortung zu übernehmen. "Das klappt auch sehr gut", sagt Michelle Reyer. Zusammen mit Bünder kümmert sie sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Lange vor dem Start am 10. April wurde das Projekt akribisch vorbereitet. Daran waren zum einen die Lehrer von BIG beteiligt, zum anderen viele Kräfte aus dem Krankenhaus, bis hin zur Chefetage. Denn oberstes Gebot ist, dass die Patienten keinerlei Einschränkungen oder Nachteile dadurch haben, dass sich Azubis um sie kümmern. Die 13 Frauen und vier Männer haben sich in Workshops vorbereitet, Gruppen gebildet, Aufgaben verteilt - immer begleitet von erfahrenen Kräften. So galt es beispielsweise zwei Stationsleitungen zu bestimmen. "Dafür konnten sich Ausbildende bewerben", erzählt Reyer, "die dann auch ein Vorstellungsgespräch absolvieren mussten." Svenja Oellers und Julia Wegener sind jetzt diejenigen, die auf Station EC das Sagen haben. Komisch sei das aber nicht, von Mit-Azubis plötzlich Anweisungen zu erhalten. "Es läuft alles prima im Team und wir haben eine gute Atmosphäre", sagt Bünder. Teamarbeit und Kommunikation, das sind zwei enorm wichtige Eckpfeiler der Arbeit.

Etwas Bammel hatten die jungen Leute vor der Reaktion der Ärzte. "Wir waren nicht sicher, ob wir ernst genommen werden. Aber das hat sich als unbegründet herausgestellt", sagen die beiden jungen Frauen. "Die sind einfach super, lassen sich Zeit, erklären uns alles in Ruhe." Sorgfalt ist wichtig, vor allem wenn es um die Medikamentengabe geht. Die Sortierung und Vergabe machen zwar die jungen Leute, "aber wir werden dabei von einer Examinierten begleitet und überwacht." Eine von ihnen ist Michaela Meuter. "Es läuft einfach super, das hätte ich vorher nicht gedacht." Das gilt auch für das Verhältnis zwischen Patienten und Azubis. "Die freuen sich über unser junges Team", so Reyer. Da wiegt es nicht schwer, dass einem Privatpatient zu viel "Gewusel" in seinem Zimmer herrschte und er lieber eine feste Ansprechperson haben wollte. Die Azubis sehen mit den Erfahrungen aus diesem Projekt viel entspannter den Abschlussprüfungen im Sommer entgegen: "Vieles von dem, was wir jetzt verantwortlich machen, kommt darin vor", sagt Bünder.

(schum)
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