Dormagen Auswilderungsstation ist geschlossen

Dormagen · Bald 30 Jahre leitete Werner Döhring die Auswilderungsstation in Nievenheim. Nun ist der Experte erkrankt, so dass der Betrieb ruht. Das Kreisveterinäramt verweist für Notfälle auf sein Merkblatt "Wildtier gefunden - was tun?" im Internet.

 Verwaist: Der Betrieb in der Auswilderungsstation in Nievenheim ist zurzeit eingestellt. Ob sie noch einmal eröffnet wird, bleibt vorerst ungeklärt.

Verwaist: Der Betrieb in der Auswilderungsstation in Nievenheim ist zurzeit eingestellt. Ob sie noch einmal eröffnet wird, bleibt vorerst ungeklärt.

Foto: Tinter Anja

Tanja Kalkowsky ist froh und traurig zugleich - froh, dass in den vergangenen Wochen keine Wildtiere im Tierheim Dormagen abgegeben wurden, und traurig darüber, dass Werner Döhring zurzeit keine tierischen Pflegefälle in seiner Auswilderungsstation in Nievenheim annehmen kann, da der 75-Jährige ernstlich erkrankt ist. "Wir haben alle Wildtiere, die zu uns gebracht wurden, bei ihm abgegeben, da wir hier keine Kapazitäten und nicht die Möglichkeit haben, sie wieder aufzupäppeln", sagt die Leiterin des Dormagener Tierheims. Kurz und knapp formuliert es Detlef Sturm von der Dormagener Feuerwehr: "Der Mann, der fehlt." Denn die Brandschützer werden auch zu Hilfe gerufen, wenn verletzte Tiere gefunden werden. Und in Nievenheim fanden sie immer jemanden, der die Tiere bereitwillig in Empfang nahm, gesund pflegte und dann wieder frei ließ. "Jetzt müssen wir erst die Kreisleitstelle anrufen und uns sagen lassen, wo wir das Tier hinbringen können. Das ist oft sehr zeitaufwendig", sagt Sturm. Er hofft, dass es bald eine andere Lösung geben wird, "auch wenn wir natürlich nicht täglich mit verletzten Wildtieren zu tun haben."

Tierärztin Dr. Annette Kern vom Kreisveterinäramt bedauert es ebenfalls sehr, dass der Betrieb in der Nievenheimer Station derzeit ruht. "Werner Döhring ist ein ausgewiesener Fachmann", betont Kern. "Wir wünschen uns, dass sich mehr Menschen so engagiert um Wildtiere kümmern wie er." Ein Problem sei besonders die Versorgung von Singvögeln, weil es in diesem Bereich insgesamt nicht viele Stationen gebe und besonderes Fachwissen vonnöten sei. Bei Igeln und Greifvögeln sehe die Situation etwas besser aus. Dennoch: Im Rhein-Kreis reißt Neuss Döhrings Fehlen eine riesige Lücke. Kern bleibt deshalb nichts anderes übrig, als auf ein umfangreiches Merkblatt zu verweisen, das auf der Internetseite des Kreisveterinäramtes zu finden ist. "Wildtier gefunden - was tun" lautet der Titel. Neben allgemeinen Hinweisen finden sich dort auch zahlreiche Kontakte zu Einrichtungen und Ansprechpartnern, die im Notfall helfen können. Die allermeisten sind allerdings nicht im Rhein-Kreis beheimatet. Und Tierärzte könnten nur bedingt helfen, erklärt Kern. Sie könnten den Gesundheitszustand prüfen, würden aber in der Regel keine Tiere aufnehmen.

1988 gründete Werner Döhring den Verein Wildtierpflege und - schutz im Rhein-Kreis, um Wildtieren und ihren Lebensräumen eine größere Lobby zu verschaffen. In seiner Auswilderungsstation, die gut 40.000 Quadratmeter umfasst, waren im Jahr durchschnittlich 700 Tiere zu Gast. Gut 70 Prozent konnten nach Tagen oder Wochen wieder ausgewildert werden. Bei der Umwelt- und Naturerlebniswoche der "Lokalen Allianz Dormagen" ermöglichte es Döhring Kindern und Erwachsenen, die Tiere zu beobachten und zu füttern. Turmfalken, Habichte, Igel, Mauersegler, Kuckucks - bei Döhring fanden viele ein vorübergehendes Zuhause. 2005 erhielt er für seinen Einsatz das Bundesverdienstkreuz am Bande.

(NGZ)
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