Dormagen Auch ehemaliger Stadtarchivar kritisiert Schlacht-Darstellungen

Dormagen · Heinz Pankalla wendet sich grundsätzlich gegen "Krieg als Spiel" wie bei "Sturm auf Zons", wo eine neue Quelle für Irritation sorgt.

 Mit Pfeil und Bogen wehren sich die Soldaten beim Spektakel "Sturm auf Zons" spielerisch gegen die Eindringlinge vor der Stadtmauer.

Mit Pfeil und Bogen wehren sich die Soldaten beim Spektakel "Sturm auf Zons" spielerisch gegen die Eindringlinge vor der Stadtmauer.

Foto: Ati

Den "Historiker-Streit" um das Ausmaß des Burgunder-Angriffs auf Zons im Mittelalter und die Nachstellung beim Spektakel "Sturm auf Zons" hat nun auch der ehemalige Stadtarchivar Heinz Pankalla zum Anlass genommen, sich grundsätzlich gegen "Krieg als Spiel" auszusprechen. Er kritisiert Schlacht-Darstellungen aller Art.

Ein Historiker hatte einer neuen Quelle nur einen fehlgeschlagenen Sturm-Versuch von 16 Soldaten und keinen Angriff von 5000 entnommen, wie es andere Quellen berichten. Der Initiator des "Re-Enactments", Wolfgang Göddertz von der Zonser Garnison, hatte auf mehrere historische Quellen hingewiesen: "Wir versuchen, das Leben im Mittelalter mit allen Facetten so genau wie möglich darzustellen."

Dass Kreisarchivar Stephen Schröder gegenüber unserer Redaktion "auf die Notwendigkeit, alle Quellen heranzuziehen, um eine Klärung des Ausmaßes des militärischen Engagements vornehmen zu können", verwiesen hat, unterstützt Pankalla vollends: "Richtig ist die Aussage von Dr. Schröder, die Diskussion über das kriegerische Ereignis auf eine breite Quellenbasis zu stellen und sich nicht selektiv zu bedienen." Schröder hatte zudem angeregt, die Quelle weiter zu untersuchen, um sie je nach Ergebnis eventuell für die beliebte Veranstaltung zu berücksichtigen, bei der sich Hunderte von Zuschauern ins Mittelalter zurückversetzen ließen, indem sie Heerlager, Mittelaltermarkt und Schauspiel besuchten.

Den Ansatz, "Geschichte lebendig und nachvollziehbar" zu machen, wie Göddertz erklärt hatte, kritisiert Pankalla, der Vergleiche mit dem "Sturm auf Aleppo" zieht, der auch in Zukunft nicht als "tolles Event, alle applaudieren und haben viel Spaß" angesehen werden sollte, so der ehemalige Stadtarchivar: "Krieg ist nicht spannend, kein Freizeitvergnügen. Krieg bedeutet fürchterliches Elend für viele Menschen. Und warum sollte das 1475 anders sein?" Krieg als glänzende Ritterschlacht sei das "genaue Gegenteil von Lernen aus der Geschichte", so Pankalla: "Krieg ist kein Spiel."

(cw-)
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