Dormagen Archäologen entdecken Mittelalter-Schmelzofen

Dormagen · Auch bei der Ausgrabung für das neue Wohngebiet "Nievenheim IV" lebten die Archäologen in ständiger Sorge, dass illegale "Schatzsucher" die Bodendenkmäler zerstören. Jetzt sind die Arbeiten abgeschlossen.

Eine gute Nachricht für alle Bauwilligen, die hoffen, den Zuschlag für ein Grundstück im Neubaugebiet "Nievenheim IV" zu erhalten: Das Archäologie-Team, das das Gelände dort knapp zwei Monate lang untersucht hat, hat die Arbeiten abgeschlossen. "Wir haben im Boden nichts gefunden, was den Fortgang des Baugebietes hemmen würde", erklärte Grabungsleiter Alexander Thieme gestern. Das bestätigte auch Jürgen Waldeck, der Denkmalbeauftragte der Stadt Dormagen: "Den weiteren Planungen steht nichts mehr im Weg, da es dort keine wesentlichen historischen Funde gab."

Seit knapp drei Wochen sind die Archäologen der Firma "Archeonet" mit der Untersuchung der zwei insgesamt 1,8 Hektar großen Flächen in Nievenheim fertig. Dabei konnten die Boden-Experten ungestört arbeiten, was nicht immer der Fall ist, wie Uwe Steinkrüger vom Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) ausführt: "Wir haben das Problem, dass immer wieder Leute unsere Ausgrabungen über Nacht aufsuchen, um Grabbeigaben, Schmuck und andere Gegenstände zu stehlen." Dabei nehmen sie nicht nur historisch bedeutende Gegenstände mit, sondern zerstören dabei auch die Grabung und mögliche Bodenfunde. "Diese Räuber laufen mit Sonden über Äcker, suchen nach Metall und holen dann Waffen oder Schmuck aus alten Gräbern", ergänzt Alexander Thieme. Mit diesen zerstörerischen Dieben hatten es die drei Mitarbeiter des Archäologie-Teams in Nievenheim "zum Glück nicht zu tun".

Nachdem bei Voruntersuchungen im vorigen Sommer an zwei Stellen unter den zukünftigen Straßen von Nievenheim IV etwas gefunden wurde, nahmen sich die Forscher zwei Felder noch einmal besonders vor. Im nördlichen Bereich wurde ein neolithischer Fund vermutet, der sich nur teilweise erhärtete, wie Thieme erläuterte: "Dort haben wir zwar viele Gruben mit verschiedenen Keramikscherben aus vorgeschichtlicher Zeit ausheben können, aber keine größere Siedlung nachweisen können."

Da war der südlichere, rund 0,5 Hektar große Bereich schon ergiebiger: Dort gab es Gruben mit Keramikscherben, die noch genauer bestimmt werden, und einige Pfähle, die auf einen mittelalterlichen Hof hinweisen. Und dort entdeckten die Archäologen einen mittelalterlichen Metallschmelz-Ofen, der auch längere Zeit genutzt wurde. "Der Ofen besitzt einen sehr lang gezogenen Schür-Kanal, was dafür spricht, dass in ihm eine große Hitze erzeugt wurde, um das Metall zum Schmelzen zu bringen", vermutet Thieme. Die Reste des Ofens wurden wie alle anderen "Befunde" aus dem Boden gehoben und entfernt. "Die Fläche ist nun archäologiefrei und kann für die Bebauung vorbereitet werden", sagt Grabungsleiter Alexander Thieme, der nun bereits auf der nächsten Ausgrabungsstelle im Hochsauerland tätig ist.

Im nächsten halben Jahr wird er den Abschlussbericht schreiben, wobei er dann alle Dokumentationen über die Ausgrabung zusammenführt: Fotografien, Vermessungen, Zeichnungen, handcolorierte Ausdrucke und zeitliche Bestimmungen der Funde.

(NGZ)
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