Dormagen Alternatives Wohnen zieht Neubürger an

Dormagen · Die Grundidee der Wohnprojekte ist die gleiche: gemeinschaftliches, generationenübergreifendes Wohnen. Das lockt Interessenten an.

 Noch blühen die Sonnenblumen da, wo bald das Haus von Gustavo, Lilly und Judith Marin-Rieckhoff stehen soll.

Noch blühen die Sonnenblumen da, wo bald das Haus von Gustavo, Lilly und Judith Marin-Rieckhoff stehen soll.

Foto: Georg Salzburg

Judith und Gustavo Marin-Rieckhoff waren auf der Suche nach einem bezahlbaren Grundstück, auf dem sie sich den Traum von ihrem eigenem Haus erfüllen können. Noch lebt das Paar mit dem einjährigen Töchterchen Lilly (das zweite Baby kommt im Januar) in Köln-Weidenpesch. Auch das Internet wurde zu Rate gezogen. Und so stießen die beiden auf den Ort Stürzelberg und das Projekt "Wohnen am Grind". Mit dieser Wohnform hatte sich das Paar bis dahin noch nie beschäftigt. Im Mittelpunkt steht dabei generationsübergreifendes Zusammenleben, bei dem jeder sein eigenes Grundstück mit Haus oder Wohnung hat. Dazu kommt ein Gemeinschaftshaus mit großer Wohnküche, Gästezimmern, Garten, Spielplatz. "Je mehr wir darüber erfuhren, desto größer wurde unsere Begeisterung", sagt die 39-Jährige. Ungefähr 4000 Quadratmeter groß ist das Grundstück der GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) "Wohnen am Grind". Jeden Samstag treffen sich die Mitglieder zu Aufräumarbeiten. Das gemeinschaftliche Leben hat so längst angefangen. "Bald beginnen die Kanal- und Straßenbau-Arbeiten", sagt Gitte Thieé, die zu den Projektgründern gehört. Die Einfahrt in das Wohngebiet erfolgt über die Oberstraße. Oberstraße wird auch die Adresse der beiden Mehrfamilienhäuser (à drei Wohneinheiten) sein, während die aktuell geplanten vier Einzelhäuser und ein Doppelhaus später die Adresse "An den Rheinwiesen" haben werden.

Neben einer 100 Quadratmeter großen Wohnung ist noch ein 280 Quadratmeter großes Grundstück für ein Einfamilienhaus zu vergeben. Im Dezember sollen die Bodenplatten gelegt werden. "Im Sommer hoffen wir einziehen zu können", sagt Judith Marin-Rieckhoff. Alle Häuser sind Fertigbauhäuser. 20.000 Euro hat jeder Erwachsene für die Gemeinschaftsanlagen eingezahlt, für deren Unterhalt später 50 Euro pro Monat und Haushalt eingeplant sind. Der Quadratmeterpreis für die Grundstücke liege bei 330 Euro, der für die Häuser pro bebautem Quadratmeter bei 2000, wie Thieé mitteilt.

Judith und Gustavo Marin-Rieckhoff glauben für sich genau das Richtige gefunden zu haben. "Mein Mann kommt aus Peru, meine Familie lebt in ganz Deutschland verstreut. Unsere Kinder sollen in einer Gemeinschaft aufwachsen, in der alle füreinander da sind", so Judith Marin-Rieckhoff. Wichtig finden beide aber auch, dass jeder sich in seine eigenen vier Wände zurückziehen kann.

"Wohnen am Grind" ist nicht das einzige alternative Wohnprojekt in Dormagen. Auch "Nawodo" (Nachbarschaftliches Wohnen in Dormagen) in Nievenheim gehört dazu. Dort allerdings wurde eine Genossenschaft gegründet. Entstehen wird ein Komplex mit 23 individuellen und einer Gemeinschaftswohnung. 600 Euro pro Quadratmeter ihrer Wohnung zahlen die Mitglieder in eine Gemeinschaftskasse, später 9,50 Euro Miete pro Quadratmeter. "Wir haben noch Wohnungen frei", sagt Christa Greifenberg. Im Juni hatte der Stadtrat dem Verkauf des Grundstücks an die Genossenschaft zugestimmt. "Nächsten Monat wird der Kaufvertrag unterschrieben", so Greifenberg. Danach begännen die Erschließungsarbeiten. "Wir rechnen mit dem Baubeginn Anfang 2017 und dem Einzug spätestens Anfang 2018", sagt Christa Greifenberg. Intensiv beworben wurde in Dormagen auch das Beginen-Projekt für alleinstehende Frauen und alleinerziehende Mütter. Allerdings ruht das Vorhaben zurzeit, weil kein Investor gefunden wurde. "Die Initiatoren wollen es aber noch nicht aufgeben", sagt Stadtsprecher Harald Schlimgen.

(NGZ)
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