Dormagen Alte Maschinen beeindrucken Besucher

Dormagen · Mit einigen Führungen und Vorführungen beteiligte sich das Kloster Knechtsteden gestern am Tag des offenen Denkmals.

Mit einem mächtigen Wumms springt die alte Maschine an und tuckert anschließend gleichmäßig vor sich hin. Werner Borsch startete am Sonntagmittag vor einer Gruppe interessierter Besucher den großen Viertakt-Dieselmotor in der Elektrowerkstatt des Klosters Knechtsteden im Rahmen des Tages des offenen Denkmals.

Schon vor dem Zweiten Weltkrieg wurde der Einzylinder-Deutz-Motor, Baujahr 1929, angeschafft, weiß Stephan Großsteinbeck vom Förderverein für das Missionshaus Knechtsteden zu berichten. Das 55 PS starke Aggregat diente zur Stromerzeugung und ersetzte eine Dampfmaschine, die bereits vor 1900 an gleicher Stelle ihren Dienst verrichtete, als die Spiritaner die Ruine bezogen und den Klosterbetrieb nach den Prämonstratensern wieder aufnahmen. Der Dieselmotor lieferte auch den Strom, als während des Krieges die Klosteranlage zu einem Reservelazarett umfunktioniert worden war. Bruder Beatus Voll betreute den Dieselmotor, von dessen Art heute nur noch knapp ein Dutzend existieren. Bis dahin lief die Maschine mindestens einmal im Monat, um sie als Notstromaggregat gangbar und einsatzbereit zu halten.

2013 sollte sie, nach 36 Jahren Stillstand, schließlich an ein Museum im Bergischen Land verkauft werden. Doch der Förderverein war dagegen, das alte Schätzen aus seiner gewohnten Umgebung zu reißen und brachte es schließlich mit vereinten Kräften wieder in Gang. Seither kümmert sich der 62-jährige Pensionär Werner Borsch mit weiteren Freiwilligen um die Maschine. Jeden Samstag treffen sie sich in der Elektrowerkstatt und pflegen das alte Gerät. "Sehr beeindruckend" fand Günther Schlatter aus Dormagen den mächtigen Dieselmotor. Der pensionierte Werkzeugmacher besitzt selbst einen historischen Traktor. Neben dem Kloster waren am Sonntag auch das Kreismuseum und das Archiv des Rhein-Kreises Neuss geöffnet und gewährten ungewohnte Einblicke. Im Zuge des Tages des offenen Denkmals, der in diesem Jahr unter dem Motto "Handwerk, Technik, Industrie" stand, präsentierte sich auch die alte Schmiede des Klosters, in der der gelernte Schmied Jupp Hodenius zusammen mit seinem Assistenten Georg Müller, Ingenieur für Verfahrenstechnik, einen eisernen Briefbeschwerer herstellte. Dabei konnten die Besucher nicht nur zusehen: Der neunjährige Felix Lingnau aus Grevenbroich-Noithausen durfte sogar selbst den Schmiedehammer schwingen, ebenso wie sein zwei Jahre jüngerer Bruder Justus. Mit gezielten Schlägen verpassten sie ihren persönlichen Briefbeschwerern ihre Initialen und machten sie so unverwechselbar. "Cool war das", fand Felix, auch wenn er zugeben musste, dass der Schmiedehammer doch ganz schön schwer gewesen sei.

Einen Blick konnten die rund 60 Besucher, die bereits zum Auftakt des Tages um 11.30 Uhr der Ansprache des Bürgermeisters gelauscht hatten, auch in die alte Schuhmacherei werfen, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Bruder Gereon, einer der rund 20 Patres, die Knechtsteden noch als Altersruhesitz bewohnen, repariert dort noch regelmäßig Schuhe, auch für Kunden von außerhalb der Klostermauern.

(NGZ)
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