Dormagen AHG-Klinik: Ehemalige Patienten halten Kontakt zu "Leidensgenossen"

Dormagen · Alkohol und Medikamente - die Suchtgefahr ist groß. Hilfe bietet die AHG-Klinik am Bahnhof in Dormagen, die 2008 die ersten Patienten aufnahm. Seitdem veranstaltet sie jedes Jahr ein Sommerfest für die Öffentlichkeit und für ehemalige Patienten sowie jene, die den Ausstieg aus der Sucht schaffen wollen. "Wir hatten in diesem Jahr personelle Veränderungen, die wir aber gut auffangen konnten, was sich in der hohen Patientenzufriedenheit niederschlägt", sagte Chefarzt Günter Mainusch.

Wichtig sei vor allem den Ehemaligen, dass sie mit ihrer "alten Gruppen" und den Therapeuten, die sie einst behandelt haben, noch einmal ins Gespräch kommen können und über ihr Leben als abstinenter Patient berichten können. Denn, und das wissen auch Werner Gatzky und Roland (der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte) aus eigener Erfahrung: Nach dem Klinikaufenthalt fangen die Schwierigkeiten erst an: "Die Entwöhnung ist nur ein Baustein im System, ebenso wie die Entgiftung. Danach ist die Nachsorge extrem wichtig." Die beiden Männer im mittleren Alter haben sich bei ihrem Klinikaufenthalt vor sieben Jahren kennengelernt, sind seitdem trockene Alkoholiker. "Doch nach der Behandlung, bei mir fünf Monate, steht man vor einem Scherbenhaufen. Probleme sind jetzt ungefiltert und ungeschönt - und müssen anders bewältigt werden", sagt Roland. In ihren Augen sei es wichtig, Kontakt zu "Leidensgenossen" zu halten. Erst nach der Entgiftung und Entwöhnung hätten sie erkannt, wie stark Alkohol in Deutschland präsent ist: "In jedem Supermarkt, an jeder Tankstelle, bei jeder Feier wird man mit Alkohol konfrontiert. Damit muss man umgehen können."

Das Besondere an der AHG-Suchtklinik in Dormagen ist das Konzept des Chefarztes Günter Mainusch. Das geht weit über die klassische Verhaltensmedizin hinaus. "Wir fördern die Selbstbestimmung und die gleichberechtigte Teilnahme am Leben." Die Patienten können ihr Leben weitgehend selbst in die Hand nehmen, dürfen in die Stadt und auch am Kiosk vorbei, der vielfältige Gefahren für den Alkoholkranken birgt. Für Mainusch steht im Vordergrund, dass der Suchtkranke Orientierung und Halt verloren hat, er oft bindungslos, ohne Selbstwertgefühl ist und die Lebensfreude verloren hat. "Suchtkranke sind in dieser Hinsicht schwer verletzt." Jährlich werden etwa 500 Patienten in den 112 Einzelzimmern behandelt. Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei sechs bis 16 Wochen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort