ADAC in Dormagen Ein gelber Engel gibt auch an den Feiertagen Gas

Dormagen · An den Feiertagen nicht bei der Familie, sondern auf der Arbeit sein - für ADAC-Mitarbeiter normal. Straßenwachtführer Rico Urban gibt einen Einblick in seinen Berufsalltag als "Gelber Engel". Gerade um Weihnachten sei ihr Einsatz besonders wichtig, sagt er.

So oder ähnlich ergeht es jeden Tag vielen Menschen: Sie müssten eigentlich schnell los zur Arbeit, aber das Auto des kranken Vaters wartet noch darauf, in die Werkstatt gebracht zu werden. Im Stress erwischt einer der Reifen den Bordstein und platzt. Ausgerechnet jetzt!

So ist es auch einer Frau aus Hackenbroich ergangen: Gerade dann, wenn es gar nicht in den Tagesplan passt, spielt das Auto nicht mit. Glücklicherweise reicht ein Anruf, um die "Gelben Engel" des ADAC zur Hilfe zu holen. Gut gelaunt springt Rico Urban, Straßenwachtführer des ADAC, aus seinem Flitzer, greift zum Wagenheber und in fünf Minuten ist der Reifen gewechselt.

Der Name "Gelbe Engel" hat sich etabliert, aufgrund der neongelben Arbeitskleidung und des nicht zu übersehenden gelben Autos. Und gerade jetzt in der Weihnachtszeit sind viele Menschen dankbar, dass es sie gibt. "Unsere Großkampftage sind vor allem samstags, montags und in der Adventszeit", erklärt der 41-jährige Urban. "Gerade an den Weihnachtstagen ist es wichtig, im Einsatz zu sein. Viele wollen ihre Familie besuchen, haben den Wagen voller Geschenke, und wenn dann das Auto nicht will, ist das blöd."

 Jedem ADAC-Mitarbeiter ist ein Auto zugewiesen, welches dann wie das eigene gepflegt wird.

Jedem ADAC-Mitarbeiter ist ein Auto zugewiesen, welches dann wie das eigene gepflegt wird.

Foto: Rico Urban

An nur einem Weihnachtstag frei

Was für die einen ein Segen ist, ist für die anderen ganz schön hart: Die Fahrer haben alle nur an einem Weihnachtstag frei, so, dass an jedem Tag genug im Einsatz sind. "Ist je nach Schicht dann schon etwas schade, weil man nicht bei seiner Familie sein kann", bestätigt Urban, der seit acht Jahren beim ADAC arbeitet. Den Job müsse man deshalb schon gerne machen. "Aber die Dankbarkeit und das Leuchten in den Augen der Kunden ist gut fürs Herz, und wir wissen, dass wir was Gutes tun. Man gibt was und bekommt etwas zurück. Es lohnt sich also trotz allem, an Weihnachten zu arbeiten."

Doch nicht nur an den Festtagen sind die Menschen dankbar. Rico Urban gibt einen Einblick in seinen Berufsalltag. Der beginnt diesmal bereits um 5.45 Uhr. "Für den Bereich Dormagen, Neuss, Mönchengladbach und Umgebung sind 25 Mann im Einsatz. Wir arbeiten in Schichten - meine Frühschicht geht heute bis um 14.30 Uhr", erklärt Urban. "In dieser Zeit muss ich mich im Einsatzbereich aufhalten, auch wenn gerade mal kein Auftrag da ist."

Per Freisprechanlage kann er während der Fahrt mit den Wartenden telefonieren, ohne das Handy in die Hand nehmen oder gar draufgucken zu müssen. So kündigt er sich fünf Minuten vor Ankunft am Pannen-Ort bei den Kunden an. Die Erleichterung der Pannen-Opfer sei dabei oft schon durchs Telefon zu hören.

Am Ende seines Arbeitstages hat Urban es heute geschafft, neun Menschen zu helfen. Die meisten Aufträge sind nicht anspringende Wagen wegen leerer Batterien. Urban gibt Starthilfe und erklärt dabei genau, was er macht. Auffällig ist: Auch wenn die Kunden lange ausharren mussten und das Problem dann in zwei Minuten gelöst wird, haben sie gute Laune.

 Den Großteil des Wagens beanspruchen diverse Werkzeuge, Hilfsmittel und Schutzkleidung.

Den Großteil des Wagens beanspruchen diverse Werkzeuge, Hilfsmittel und Schutzkleidung.

Foto: Melissa Hohnke

"Am Ende ist jeder froh, dass wir da sind"

"Das ist meistens so. Manchmal haben die Kunden eine falsche Erwartungshaltung, aber sie wissen ja auch, dass wir die Panne nicht verursacht haben, sondern helfen wollen", erzählt Urban. "Man selber muss dabei auch gut gelaunt bleiben und aufgebrachte Kunden beruhigen. Dabei entstehen Gespräche und am Ende ist jeder froh, dass wir da sind." Freundlich, gesprächsoffen und hilfsbereit erledigt er so alle eingehenden Aufträge.

Zwei bis drei Kunden bedient Urban im Durchschnitt pro Stunde. "Man kann vorher nie wissen, was einen genau erwartet. Das macht diesen Job so liebenswert. Surprise, surprise", so Urban. Überrascht war auch eine ältere Dame, als sie bemerkte, dass ihre Tasche samt Autoschlüssel und Geldbörse im Auto eingesperrt war. Urban versuchte mit mehreren Drähten, das Auto zu öffnen, ohne es zu beschädigen.

Nach einer halben Stunde brach er die Versuche jedoch ab. Die Dame aus Zons musste ihren Sohn anrufen, der einen Zweitschlüssel besitzt. Bei einigen Aufträgen, wie auch in diesem Fall, geht es auch ein wenig um Betreuung der Betroffenen. "Manche haben schon mal eine Panne gehabt und sind ruhig. Aber ich hatte durchaus schon Situationen, wo mir Menschen weinend in die Arme gefallen sind."

Rico Urban blickt den Einsätzen aber gelassen entgegen. "Es ist halt ein Job mit Herz. Wenn wir unseren Mitmenschen gerade an den wichtigsten Feiertagen helfen können, haben wir zufriedene Kunden und eine gute Tat vollbracht." Die "Gelben Engel" erinnern die Mitglieder immer wieder daran, warum sie beim ADAC sind.

(NGZ)
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