Dormagen Abschluss mit Abi und Türkisch-Diplom

Dormagen · Melek Ekim und Zülal Gülecer haben gerade nicht nur ihr Abitur am Bettina-von-Arnim-Gymnasium bestanden, sondern auch ihr "Tömer-Zertifikat" gemacht. Das BvA ist bis jetzt die einzige Schule Dormagens, die das anbietet.

Sie haben beide die deutsche Staatsbürgerschaft, sind in Dormagen geboren und aufgewachsen, sprechen akzentfreies Deutsch. Doch Melek Ekim und Zülal Gülecer haben türkische Wurzeln, und so ist auch Türkisch für sie Muttersprache. "Mit meiner Mutter spreche ich Türkisch, mit meinem Vater Deutsch", sagt Melek. Bei Zülal sieht das anders aus. Sie spricht in der Regel Deutsch. "Doch zu Hause kommen die Antworten dann auf Türkisch", sagt die 19-Jährige und lacht. Untereinander und mit ihren anderen türkisch-stämmigen "Schulkollegen" wird oft ein Mix gesprochen. "Ich fange nicht selten einen Satz in der einen Sprache an, und wenn mir dann ein Wort nicht einfällt, geht es in der anderen weiter", sagt Melek.

Doch vor wenigen Wochen haben die beiden bewiesen, dass sie nicht nur auf Türkisch plaudern können, sondern ihre Sprachkenntnisse sehr fundiert sind. Denn die Abiturientinnen haben neben der Vorbereitung für die Reifeprüfung auch noch an einer mehrstündigen Prüfung für das "Tömer-Diplom", Schwierigkeitsgrad C1, teilgenommen - und bestanden. C1 kennzeichnet dabei den zweithöchsten Schwierigkeitsgrad bei Sprachzertifikaten.

"Da geht es nicht mehr nur um einfaches Verständnis, sondern darum, auch Ironie und Zweideutigkeiten erkennen zu können", sagt BvA-Schulleiter Theodor Lindner. Leseverstehen, Hörverstehen und Schreibvermögen wurden geprüft, und das Ganze drei Stunden an einem Samstagvormittag in der fast leeren Schule. Mit dabei waren nur zwei Aufsichtspersonen: Friedhelm Bongartz, der Oberstufenkoordinator, und Derya Gök, die sich künftig um die "Tömer-Schüler" kümmern wird. "Wir waren erst im Oktober durch die Bezirksregierung auf die Möglichkeit dieser Prüfung aufmerksam gemacht worden", sagt Bongartz. Als Schule, die auch moderne Fremdsprachen stark fördert und sich für Integration einsetzt, kümmerte sich Bongartz um die nötigen Voraussetzungen. "Am Anfang waren sehr viele Schüler interessiert. Als es ernst wurde, blieben aber nur Melek und Zülal übrig."

Die haben jetzt ihr Zertifikat in der Tasche. Gerade für Melek ist das besonders wichtig, möchte sie doch in der Türkei Medizin studieren, und muss so keine sprachliche Aufnahmeprüfung mehr machen. "Schon seit der siebten Klasse spreche ich davon, dass ich zum Studium in die Türkei gehen werde", erzählt die junge Frau. Gelebt hat sie dort noch nie, ihre Großeltern und andere Familienangehörige aber oft besucht. Zülal möchte Innenarchitektur studieren. Das allerdings in Deutschland. "Aber vielleicht verbringe ich ja ein Auslandsjahr in der Türkei", sagt sie.

Verantwortlich für die Organisation der Prüfungen ist übrigens das Türkisch- und Fremdspracheninstitut der Universität Ankara. Dort mussten sich die Schülerinnen auch zu ihrer Prüfung einloggen. Die Sprachen Deutsch, Türkisch, Englisch und Spanisch hat Melek nun in ihrem Sprachenpass stehen, bei Zülal kommt noch Französisch hinzu. Der Sprachenpass ist ein vom BvA selbst entworfenes Zusatzblatt, das die Abiturienten zum Ende ihrer Schullaufbahn erhalten. "Ein Dokument, das wir so mit der Bezirksregierung abgesprochen haben", sagt Schulleiter Lindner.

(NGZ)
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