Dormagen Abi-Bälle: Hohe Kosten trüben Vorfreude nicht

Dormagen · Die Absolventen sind auch als Finanzfüchse gefragt: Mittlere fünfstellige Summen müssen für Abschlussfeiern erwirtschaftet werden.

 Das Abi-Team des Leibniz-Gymnasiums Hackenbroich mit (v.l.) Clara Dunkel, Chiara Röschmann, Lea Ploch und Leonie Ising.

Das Abi-Team des Leibniz-Gymnasiums Hackenbroich mit (v.l.) Clara Dunkel, Chiara Röschmann, Lea Ploch und Leonie Ising.

Foto: Woitschützke

Es geht um fette Locations und coole Outfits, edle Buffets und rauschende Parties, um mittlere fünfstellige Summen, die investiert und zuvor erwirtschaftet werden wollen: Die Abitur-Bälle sind zu Events geworden, die an Organisations- und Kostenaufwand einer Hochzeit in nichts nachstehen. Auch die Dormagener Abiturienten bereiten sich aktuell vor - auf ihre Prüfungen und die große Feier außerhalb der Stadtgrenzen.

Das Bettina von Arnim-Gymnasium hat sich Düsseldorf und dort den Henkel-Saal im Schlösser Quartier Bohème als Location erwählt. "Die Wolkenburg in Köln war mit 500 Plätzen zu klein", erklärt Kevin Marchewka (19) vom Orga-Team des 110 Schüler starken Jahrgangs. Weil die Aula des Gymnasiums, sonst Ort der Zeugnisübergabe, derzeit renoviert wird, findet die Zeremonie ebenfalls im Schlösser statt. Etwa 40 Euro kostet eine Karte für den Abi-Ball, "das gibt schon einen soliden Sockel für die Finanzierung", sagt Kevin. Eher bodenständig und garantiert preiswerter ist die Teilnahme am gemeinsamen Grillabend von Lehrern und Abschlussjahrgang, der für diese Woche angesetzt ist. Unter dem Motto "Abi heute - Captain Morgen" wird im BvA gefeiert, ein selbst gebautes Piratenschiff steht mitten in der Schule.

Auch an der Bertha von Suttner-Gesamtschule bereiten sich die 13er in diesen Tagen auf die Reifeprüfung vor. Allerdings nicht mit Mottotagen oder Abi-Gag, sondern konzentriert in einer Lernwoche, bei der jeder Tag einem anderen Abiturfach gewidmet ist. "Das machen wir schon lange so", erklärt Oberstufenleiterin Britta Heiermann. Am Donnerstag, auch das hat Tradition, schlemmen die angehenden Abiturienten und ihre Lehrer gemeinsam. Lehrer, die am Freitag auf den Schulparkplatz rollen, müssen Zoll entrichten und füttern damit auf den letzten Metern noch die Abi-Kasse. Denn natürlich feiert auch die Nievenheimer "Class of '18" den Abschied von der Penne mit einer rauschenden Ballnacht. Sie hat das Rheinische Landestheater in Neuss gebucht, das für den 80 Köpfe starken Jahrgang nebst Anhang genau die passende Größe hat. Das Abi-Motto lautet: "Last 90's Babies - nach uns kommen nur noch Nullen". Der Jahrgang hat nämlich recherchiert, dass es niemanden in der Stufe gibt, der nach 1999 geboren ist.

Am Leibniz-Gymnasium Hackenbroich werden in dieser Woche Kindheitserinnerungen lebendig. Im Pädagogischen Zentrum (PZ) entsteht auf Kunstrasen ein Garten, in dem sich die Teletubbies tummeln. Mehrheitsfähig war das Motto "Teletubbies - zwölf Jahre für den Po" - so heißt eins der vier Fantasiegeschöpfe-, nicht auf Anhieb, "aber es lässt sich was draus machen", sagt Clara Dunkel (18) vom Orga-Team. Chiara Röschmann (18) ergänzt, man wolle "soweit es geht Geld sparen, vieles kann man selber basteln". Geld soll lieber in Specials und die After Show-Party nach dem Ball gesteckt werden, sagt Lea Plöch. Der Abi-Ball steigt in der Stadthalle Neuss - bezahlbar, nicht zu groß und nicht zu klein für 150 Schüler in Begleitung, dazu gut erreichbar. Diese Kriterien schlugen das Maritim-Hotel in Köln, das ebenfalls im Rennen war. 25 Euro kostet die Karte, Lehrer sind eingeladen. Oberstufenkoordinatorin Teresa Becker ist eng in die Planungen eingebunden und betont: "Wir freuen uns, wenn die Schüler eine schöne Party haben und etwas Positives daraus machen." Verwüstete Räume und Schlachten mit anderen Schulen gibt es am LGD nicht, verbal geschossen werden darf schon: "Das gehört einfach dazu", meint Clara.

Der Abschlussjahrgang des NGK nimmt sich und seinen Ruf als Upper Class der Dormagener Schülerschaft auf den Arm, feiert unter dem Motto "Abilite - mit Schampus vom Campus". Der Ball steigt im Gürzenich, einem von Kölns edelsten Festsälen. Stolze 40.000 Euro, sagt Stufensprecherin Svea Hill, lässt sich die Abilite den krönenden Abschluss ihrer Schullaufbahn kosten. Eintrittskarten kosten trotzdem nur um die 20 Euro, Lehrer haben freien Eintritt. Zur Finanzierung setzten die Schüler unter anderem auf Fundraising nach schwedischem Vorbild. Sie registrierten sich beim Freiburger Start-Up "Neue Masche" und motivierten Freunde und Familie, aus dem Produktkatalog des Unternehmens zu bestellen - Socken, Tee, Handtücher oder Grußkarten. Jedes Produkt kostet etwa 15 Euro, wovon vier Euro in die Abikasse flossen. "Die Jahrgänge vor uns haben das auch schon gemacht, wir wussten, dass es funktioniert", sagt Abiturient Johannes. 1.740 Euro kamen auf diesem Weg zusammen.

Bis die Schampuskorken auf den Abi-Bällen knallen, dauert es allerdings noch: Am 11. April beginnt für alle Abiturienten, in Dormagen und ganz Deutschland, zunächst einmal die Klausurphase.

(NGZ)
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