Dormagen 64 Hektar Friedwald im Chorbusch geplant

Dormagen · Südwestlich von Hackenbroich könnte künftig die Asche Verstorbener in biologisch abbaubaren Urnen an Baumwurzeln bestattet werden.

 In Friedwäldern beigesetzte Urnen sind vergänglich. Grabschmuck ist in Friedwäldern nicht erlaubt; die Grabpflege soll die Natur übernehmen.

In Friedwäldern beigesetzte Urnen sind vergänglich. Grabschmuck ist in Friedwäldern nicht erlaubt; die Grabpflege soll die Natur übernehmen.

Foto: GASPARINi

Der Trend zu neuen Bestattungsarten als Alternative zum klassischen Reihengrab geht auch an Dormagen nicht vorbei. Weil die Nachfrage steigt, planen die Technischen Betriebe Dormagen (TBD) einen Friedwald im Chorbusch. Wenn die fälligen Prüfungen ergeben, dass Arten-, Landschafts- oder Wasserschutz dem Vorhaben nicht im Wege stehen, könnte dann südwestlich von Hackenbroich die Asche Verstorbener in biologisch abbaubaren Urnen an Baumwurzeln bestattet werden. Die Grabstätten können mit Namensplaketten gekennzeichnet werden; eine Grabpflege ist nicht erforderlich. Geht alles glatt, sei ab Ende 2018 mit der Inbetriebnahme des Friedwaldes zu rechnen, teilte die städtische Beigeordnete Tanja Gaspers mit.

Der Dormagener Friedwald wäre der erste im Rhein-Kreis Neuss und auch in der näheren Umgebung darüber hinaus, sagte TBD-Leiter Gottfried Koch gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Der Verwaltungsrat der TBD hatte unlängst einstimmig für den Friedwald votiert. Zuvor sei ein Friedwald bei Lohmar im Rhein-Sieg-Kreis begutachtet worden, berichtete Gottfried Koch. Außerdem hatten laut Gaspers zwei Sachverständige in der Verwaltungsratssitzung der TBD zu dem Thema berichtet.

Der TBD-Vorstand kann nun entsprechende Verträge mit den beiden Partnern abschließen, die bei dem Projekt mit im Boot sind: mit dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW, dem ein Teil der vorgesehenen Flächen im Chorbusch gehört (der andere ist in städtischem Besitz), und mit dem Unternehmen FriedWald GmbH aus dem hessischen Griesheim, nach eigenen Angaben ein Pionier der Naturbestattung in Deutschland. Die TBD würden ihren Waldanteil gegebenenfalls ans Land verpachten und dadurch Pachteinnahmen erzielen. Geld gäbe es auch von der FriedWald GmbH - pro verkaufter Grabstelle. "Man darf allerdings nicht vergessen, dass uns durch diese neue Bestattungsform anderswo im Friedhofswesen natürlich künftig auch Einnahmen entgehen", erläuterte Koch. Dormagen wolle aber mit dem Projekt vorangehen, ehe andere Städte in der Umgebung den Bedarf abdecken.

Die vorgesehenen Flächen umfassen stolze 64 Hektar. Allerdings seien Friedwälder in Deutschland auf 99 Jahre angelegt, erklärte Gottfried Koch: "In der Regel fängt man in einem Bereich an und entwickelt dann weiter." Zunächst müsse sich herausstellen, wie groß das Interesse genau sei.

Bei der FriedWald GmbH kann man zwischen fünf verschiedenen Baum-Grabarten für unterschiedliche Bedürfnisse wählen: für Familien, Partner, Freundeskreise, aber auch für alleinstehende Menschen. Die letzten Ruhestätten können laut FriedWald GmbH bereits zu Lebzeiten ausgesucht werden. Jede Grabstätte im Friedwald werde mit einer Nummer gekennzeichnet und in einem Register bei der Kommune und bei FriedWald eingetragen, schreibt das Unternehmen auf seiner Internetseite. Ein Lageplan am Eingang des Waldes helfe bei der Orientierung.

(ssc)
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