Dinslaken Zum Abschluss einfach nur mal Jazz

Dinslaken · Das Shauli Einav Quartett beendete die Saison im Ledigenheim und klang genauso klassisch wie neu und inspirierend.

 Am Freitag spielte das Shauli Einav Quartett im Ledigenheim. Der Saxofonist Shauli Einav wurde in Israel geboren und schloss sein Studium mit einem Master der Eastman School of Music in Rochester New York ab.

Am Freitag spielte das Shauli Einav Quartett im Ledigenheim. Der Saxofonist Shauli Einav wurde in Israel geboren und schloss sein Studium mit einem Master der Eastman School of Music in Rochester New York ab.

Foto: Kunkel

Was hat die zurückliegende Jazzsaison 2014/2015 in Dinslaken nicht alles an spannender, experimenteller und Genre übergreifender Musik erlebt: Jazz verwoben mit klassischer indischer Musik, Jazz mit elektronischen Clubsounds... Und nun, am Abschluss der Saison, stand ein Sonderkonzert mit purem, "klassischen" Jazz. Und dieser klang dank der jungen Musiker auf der Bühne des Ledigenheims genauso neu, inspirierend und aufregend.

Wenn man aus der Spannung zwischen den Rhythmen und Harmonien und der Dynamik eines Jazzquartetts Energie erzeugen könnte, bräuchte das Shauli Einav Quartett niemals externen Strom. Dabei flogen die Funken vor allem zwischen dem virtuosen, aber stets außerordentlich weich klingenden Saxofonspiel von Shauli Einav und dem kongenialen Paul Lay am Flügel, der mit seinen Improvisationen, die den Stücken oft verblüffende Wendungen gaben, mehr als einmal die Begeisterung des Publikums entfachte.

"Das Konzert beginnt ein paar Minuten später, die Musiker sind erst seit kurzem aus Paris eingetroffen". Noch vor ein paar Jahren hätte man über diese Verbindung "Paris, Dinslaken" geschmunzelt. Aber spätestens seit die Jazz Initiative den Deutschen Spielstättenpreis gewonnen hat, weiß man, dass das Ledigenheim eine der guten Adressen im Lande ist. Warum an diesem Freitagabend auf die Seitenbestuhlung verzichtet werden konnte? Müßig zu fragen.

Die Jazzfreunde, die nicht zum Sonderkonzert kamen, haben etwas verpasst. Shauli Einav, Jahrgang 1982, dreimaliger Gewinner des ASCAP Young Jazz Composer Awards, arbeitete nach seiner Ausbildung in Israel mehrere Jahre in New York und lebt seit 2012 in Paris. Hier scharte er als Bandleader ebenso junge Musiker um sich: Paul Lay, der mit der rechten Hand Akkorde in den Flügel schlägt, als könne er in seinem Arm beliebig die Drehzahl erhöhen und der im nächsten Moment derart verträumte Klänge dahin haucht, als schätze er den Wert von Pausenwerten ein wie kostbare Juwelen. Sie haben diesen Wert, wenn er die Rhythmen dadurch leicht nach hinten verschiebt, während Florent Nisse (Kontrabass) und Ariel Tessier (Schlagzeug) die Rhythmussektion mit Raffinesse treiben und stampfen lassen. Fundament oder freies Solos? Gerade bei Florent ist man sich da nie so ganz sicher. Auf eine reine Begleitung zumindest lässt sich sein Spiel nie beschränken.

Weicher, voller TonTempo- und Dynamikwechsel im Spielfluss machen das Quartett zu einem harmonischen Ganzen. Und alle Stärken des Quartetts finden sich in der Person Shauli Einav wieder. Sein Spiel ist völlig unangestrengt virtuos, selbst in den schwindelerregendsten Passagen verliert sein Sopransaxofon nicht seinen Ton. Zu seinen Kompositionen gehören New Yorker Großstadtcollagen ebenso wie die geheimnisvolle Ballade, die er in der erwartungsvollen Zeit schrieb, als seine Frau in der zehnten Woche schwanger war.

Der Sohn ist inzwischen ein halbes Jahr alt, viele der Stücke, die am Freitag gespielt worden, sind noch so neu, dass sie noch nicht auf CD gebannt sind.

(RP)
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