Dinslaken Zufrieden am Ende eines 46-jährigen Berufswegs

Dinslaken · Dass er Volksbanker geworden ist, war eher Zufall. Bereut hat er es nie. Im Gegenteil. Nach 46 Jahren geht Volksbankdirektor Helmut Böing in den Ruhestand und blickt zufrieden auf seine Karriere zurück.

 Am Ende des Monats endet die Arbeit des Vorstandsvorsitzenden Helmut Böing in der Volksbank.

Am Ende des Monats endet die Arbeit des Vorstandsvorsitzenden Helmut Böing in der Volksbank.

Foto: Martin Büttner

"Zahlen waren mein Ding", sagt Helmut Böing, und deswegen war es für ihn schon klar, dass es beruflich in die kaufmännische Richtung gehen sollte. Und so kam es. Nach Abschluss der Handelschule in Bocholt, wo er aufgewachsen ist, boten sich ihm mehrere Möglichkeiten. Er entschied sich für eine Ausbildung bei der Volksbank. Und erinnert sich noch genau an den ersten Tag.

"Ich trug meinen ersten dunklen Anzug und wurde ins Rechnungswesen geschickt, wo ich Kontoblätter sortierte." So begann die Banker-Karriere, die am Ende des Monats endet. Dass er in diesen Tagen höchst zufrieden auf seinen beruflichen Weg zurückblickt, liegt auch daran, dass ihm schon früh klar geworden ist, dass die Entscheidung für die Volksbank genau die richtige gewesen ist. "Bei uns geht es eben nicht um den maximalen Gewinn. Der Mensch und seine Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt, und das entspricht genau meinem Weltbild", sagt Böing.

Nach der Ausbildung, etlichen Fortbildungen und einer mehrjährigen Tätigkeit bei der Volksbank Oberhausen, die ihn bis in den dortigen Vorstand führte, berief die Volksbank in Dinslaken ihn 1994 in ihren Vorstand. Seit 2006 lenkt er als Vorstandsvorsitzender gemeinsam mit Claus Overlöper die Geschicke des Geldinstituts vom Hauptsitz am Neutor aus. "Natürlich habe ich zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn nicht geplant, Vorstandsvorsitzender einer Bank zu werden", sagt Böing. Dass er es wurde, erklärt er mit "Fleiß, Engagement, ein bisschen Glück und Menschen, die mich zur rechten Zeit gefordert und gefördert haben".

Seit Böing am 1. August 1969 seinen ersten Tag als Bankazubi hatte, hat sich viel geändert. Und dabei beschreibt Böing nicht nur den technischen Wandel. Spätestens seit der Finanzkrise wird der ehemals so hoch angesehene Berufsstand kritischer beäugt. Der, so der scheidende Volksbankchef, "heilsame Schock" des Jahres 2008 habe zwar auch dazu geführt, so manche unheilvolle Entwicklung zu stoppen, er habe aber auch eine Regulierungsflut nach sich gezogen, die gerade den regionalen Geldhäusern das Leben schwer mache. Die Schuldenkrise, die dazu führt, dass die Europäische Zentralbank mit ihrer Niedrigzinspolitik die Märkte mit billigem Geld flutet, macht es den Geldhäusern immer schwerer, Gewinne zu erwirtschaften, was sie zwingt, die Kostenseite intensiv in den Blick zu nehmen. Dass die Volksbank Dinslaken unlängst beschließen musste hat, zwei Filialen zu schließen, gehört für Böing dann auch zu den bitteren Entscheidungen seiner Karriere. Er hat sie aber ganz bewusst - das gehört zu seinem Verständnis von Verantwortung - nicht seinen Nachfolgern überlassen. Also genau der richtige Zeitpunkt aufzuhören? So will Böing das nicht unterschreiben.

"Jede Zeit hat ihre eigenen Herausforderungen", meint er. Er hat sich diesen Herausforderungen immer gern gestellt, hat Spaß an seinem Beruf gehabt, auch daran, "seine" Bank in der Öffentlichkeit zu repräsentieren, Veranstaltungen wie das Neujahrskonzert oder die Jobbörse zu organisieren und zu etablieren. Wie er sich auf die Zeit danach vorbereitet hat? Nicht besonders, sagt der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder und Opa eines Enkelsohns. "Ich freue mich darauf, mehr Zeit für die Familie zu haben, mehr Zeit für den Sport und mehr Zeit für das Ehrenamt." Hier sieht der überzeugte Rotarier vielfältige Möglichkeiten sich zu engagieren.

(RP)
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