Voerde Zeitreise mit Harfe und Flötenklang

Voerde · Musiker der Duisburger Philharmoniker gastierten in der Scheune von Haus Wohnung.

 Katrina Szederkenyi (Harfe) und Stephan Dreizehnter

Katrina Szederkenyi (Harfe) und Stephan Dreizehnter

Foto: Heinz Kunkel

Das Licht schimmert im Gold der Harfe und setzt das Instrument in Szene, bevor es überhaupt einen Ton erzeugt, denn das "Quartett in G-Dur" von Johann Christian Bach sieht das Zupfinstrument in seiner Besetzung gar nicht vor. Also versetzen Stephan Dreizehnter (Flöte), Dalia El Guindi (Oboe), Lolla Süßmilch (Viola) und Friedmann Dreßler (Violoncello) von den Duisburger Philharmonikern die Zuhörer in der voll besetzten Scheune von Haus Wohnung zurück ins 18. Jahrhundert. Im stilvollen Ambiente der alten Scheune ist die "Kammermusik mit Harfe", zu der der Verein R(h)ein-Kultur-Welt eingeladen hatte, fast wie eine kleine Zeitreise durch die unterschiedlichsten Musikepochen. Zum Beispiel zu Jacques Ibert und seiner Komposition "Entreact für Flöte und Harfe".

Der moderne, verspielte Klang des Impressionismus steht im Gegensatz zur Frühklassik. Katrina Szederkenyi entlockt ihrer Harfe Töne auf eine Art und Weise, die überrascht: Mal sanft und leise, mal stark und laut, erweist sich die Harfe als ein vielseitiges Instrument, das markante Akzente setzen kann. Wie facettenreich das Zupfinstrument ist, zeigt sich auch an den verschiedenen Besetzungen, etwa im Duett mit dem Englischhorn. Dies ist für Friedmann Dreßler der "schönste und schlimmste Moment" in seiner Rolle als Komponist, denn die "Elegie für Englischhorn und Harfe" stammt aus seiner Feder und erlebt ihre Uraufführung. Da es für Englischhorn wenig Literatur gebe, müsse man nehmen, was man bekomme - so sei der Kommentar von Dalia El Guindi, die ihn zu seinem Werk ermuntert hatte, gewesen, wie Friedmann Dreßler erzählt. Die orientalischen Klänge seien Dalia El Guindis ägyptischen Wurzeln geschuldet. Das Ergebnis: Ein sieben Minuten langes Märchen aus tausendundeiner Nacht. Musik, die zum Träumen einlädt und der man noch stundenlang zuhören könnte. Anhaltender Applaus für strahlende Musikerinnen und einen sichtlich bewegten Komponisten.

Doch das Konzert hält noch weitere musikalische Raritäten bereit. Etwa die "Serenade in F-Dur" von Saverio Mercadante - ein wenig gespielter Komponist und mit Flöte, Englischhorn, Violoncello und Harfe eine seltene Besetzung. Das Stück, das an die italienische Oper erinnert, rückt die einzelnen Instrumente nacheinander in den Fokus, lässt die Serenade romantisch-gefühlvoll erklingen. Eine Sensation war vor 100 Jahren auch Claude Debussys "Sonate für Flöte, Viola und Harfe" - das hatte es in dieser Besetzung noch nie gegeben - warum das Werk so erfolgreich war, machte die Musik deutlich: Sie vereint feierlich verträumte Passagen mit impressionistisch drängenden und kraftvollen, vereint Romantik und Moderne miteinander.

Zum Schluss stehen alle Musiker bei einem Quintett von Nino Rota, der durch seine Filmmusik zum "Paten" bekannt ist, auf der Bühne und begeistern mit ihrem unaufgeregten, aber ausdrucksstarken und intensiven (Zusammen)Spiel. Die Musiker leben und lieben ihre Musik, das hört und sieht man. Das Publikum ebenso: Es spendet minutenlangen Beifall.

(RP)
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