Dinslaken Wesel auf eigene Faust entdecken

Dinslaken · Mit der App "Zeitfenster" soll Touristen, Hinzugezogenen, aber auch Weseler "Ureinwohnern" die Stadtgeschichte näher gebracht werden. Unser Autor hat sich mit Smartphone auf den Weg gemacht und die App getestet.

 Willibrordi-Dom früher (auf dem Handy) und heute (in der Wirklichkeit).

Willibrordi-Dom früher (auf dem Handy) und heute (in der Wirklichkeit).

Foto: Jana Bauch

Ein Schritt nach vorne, zwei zurück. Jetzt? Nein, doch noch ein wenig nach rechts. Die Suche nach dem richtigen Standort, um die historischen Fotos mit der heutigen Realität verschmelzen zu lassen, ist ein ständiger Optimierungsprozess, der aber Spaß macht. Denn die App "Zeitfenster", mit der sich Geschichtsinteressierte auf eigene Faust auf einen historischen Stadtrundgang durch die Innenstadt sowie abseits liegende, geschichtsträchtige Orten begeben können, bietet an bestimmten Orten einen besonderen Clou: Mittels "Augmented Reality" (computergestützte Erweiterung der Realität) werden auf dem Smartphone historische Fotografien über das eigene Kamerabild gelegt - Vergangenheit und Gegenwart werden dadurch vergleichbar. Wir haben uns auf den Weg gemacht und die App, ihre Bedienung sowie die Funktionen getestet.

Einrichtung und Bedienung Die kostenlose App ist für geübte Smartphone-Nutzer einfach zu bedienen. Beim ersten Start öffnet sich eine Beschreibung, die in die Funktionen einführt und die Handhabung erläutert. Danach geht es im Grunde schon los - vorausgesetzt, man hat der App den Zugriff auf die Ortungsdienste sowie die Smartphone-Kamera erlaubt. Um die historische Stadtführung in ihrer ganzen Bandbreite erleben zu können, ist diese Erlaubnis unumgänglich.

Die Funktionen Nach der Kurzeinführung öffnet sich eine (auch offline nutzbare) Kartenansicht, auf der 19 Standorte markiert sind. Eine Route ist dabei nicht vorgegeben, die Zeitfenster können nach Lust und Laune besucht werden. Wer sich erst einmal einen Überblick verschaffen möchte, kann am unteren Rand des Bildschirms die Übersichtsansicht öffnen. Sämtliche Zeitfenster sind hier untereinander aufgelistet, die eigene Entfernung zum jeweiligen historischen Wegpunkt wird rechts daneben aufgezeigt.

Vor Ort Wir starten unsere Stadtführung vor dem Dom. Mit einem Fingertipp auf das Zeitfenster öffnet sich die Detailansicht. Ein kurzer Text vermittelt die wichtigsten Informationen zur gewählten Landmarke, beispielsweise, dass bereits um das Jahr 780 an der Stelle des heutigen Doms eine kleine karolingische Holzkirche stand. Für Lesefaule: Die Informationen sind auch als Audiodatei hinterlegt, eingesprochen vom Tagesschau-Moderator und gebürtigen Weseler Jan Hofer. Weitere Informationen zur Historie des eigenen aktuellen Standorts sind unter dem Punkt "Artefakte" aufgelistet. Hier erfährt der Nutzer Wissenswertes zur früheren Umgebung des Zeitfensters - im Fall des Doms werden der ehemalige Willibrordi-Park sowie Details zur Ausstattung der neugotischen Kirche mitgeliefert.

Die erweiterte Realität Highlight der App ist die Möglichkeit, Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschmelzen lassen zu können. Denn mit einem weiteren Fingertipp öffnet sich die Großansicht des zum Zeitfenster passenden historischen Bilds. Gleichzeitig öffnet sich die Gerätekamera des Smartphones. Wenn der Nutzer nun die richtige Perspektive und Blickrichtung findet, wird das historische Bild über das eigene Kamerabild gelegt. Mit einem Wisch lässt sich die Transparenz des historischen Fotos verändern, wodurch das ursprüngliche Wesel vor dem Zweiten Weltkrieg wieder zum Leben erweckt wird. Eine spannende Spielerei, durch die man in Echtzeit sieht, wie sich das Stadtbild im Laufe der Jahrzehnte gewandelt hat. Wie etwa beim Zeitfenster "Kleinbahn Wesel": Wer sich richtig positioniert, kann die alte Straßenbahn durch die Fußgängerzone fahren lassen.

Fazit Die Zeitfenster-App macht Spaß. Geschichte lässt sich am eigenen Leib erfahren und ermutigt dazu, sich mit der Historie der eigenen Umgebung auseinander zu setzen. Einzig die Suche nach der richtigen Perspektive ist manchmal knifflig. Die passenden Standorte sollten durch blaue Nägel im Boden markiert sein - ließen sich bei unserem Test allerdings nicht entdecken.

(p-m)
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