Dinslaken Wenn Fabelwesen zu Kunst werden

Dinslaken · Im Kreativ-Quartier Lohberg gab es das zweite Kapitel des interaktiven Projektes "Raum für neue Zweckbestimmung".

 Ein Pferd mit Fischauge und Fischzähnen: Das ist der Kelpie, wie er den Legenden nach in schottischen Seen lebt und Menschen in die Tiefe zieht.

Ein Pferd mit Fischauge und Fischzähnen: Das ist der Kelpie, wie er den Legenden nach in schottischen Seen lebt und Menschen in die Tiefe zieht.

Foto: Kempken

Vom Eingang des ehemaligen Gesundheitshauses des Bergwerks Lohberg geht es die Treppenstufen hinab zum Raum, der Café und Konzertort für Open House-Veranstaltungen im Kreativ.Quartier Lohberg ist. Dort unten verharren die Klänge. In der Tiefe finden Bassklarinette, Cello und Kontrabass ihre Klangräume, das Schlagzeug klopft ihnen den Weg frei. "Unerhört" nennen Ingo und Armin Borgardts, Olaf Saddeler und Tatjana Backenhaus ihre freie Improvisation, die auch einen atmosphärischen Einstieg in das Kapitel des Ausstellungskonzepts "Raum für neue Zweckbestimmung" gab, das ein paar Türen weiter entlang des nur von Teelichtern beleuchteten Gangs aufgeschlagen wurde. "Wenn auch viele in den Tiefen hausen", hätte das Motto des musikalischen Teil des Abends sein können, es war aber der Titel der cross-medialen, interaktiven Kunstinstallation von Anja Sommer, Raphael Beck und Judith Anna Schmidt.

Es gluckst und blubbert im ehemaligen Duschraum des Gesundheitshauses, auch wenn das Wasser in den Leitungen schon lange abgestellt ist. Die Klänge dringen aus drei schwarzen Blechdosen in den weiß gekachelten Raum. Raphael Beck hat mit Wasser experimentiert und die Geräusche gesampelt. "Das Schwierige war, eine gemeinsame Dramaturgie für alle drei Klangquellen zu erstellen", erklärt er. Seine Idee sei es gewesen, durch Klang einen Raum vorzutäuschen, wie es Künstler im Barock bildnerisch durch Illusionsmalerei getan hätten. Becks "schwarzen Wasser" ist in der interaktiven Ausstellung bereits der zweite Schritt, ebenso wie der per Beamer auf die Wand projizierte Schriftzug und die galoppierenden Pferde von Judith Anna Schmidt. Zentrum und Ausgangspunkt ist das Wesen auf dem Sockel im rechten Teil des Duschraums: ein Kelpie.

Anja Sommer hat die Büste des schottischen Fabelwesens in Lebensgröße gefilzt und dabei seine Doppelnatur eingefangen. Umschreitet man den Kelpiekopf, wandelt er sich von Pferd zu Fisch. Während die Besucher des Open House-Abends die Plastik umschreiten, liest Anja Sommer die Sage des Kelpie vom Loch Garve: Das Wesen zog ein junges Mädchen in die Tiefe des Sees und nahm es sich zur Frau.

Ein schottischer See und seine Bewohner als Inspirationsquelle im "Kunstlabor". Das erklärt die Klanginstallation von Raphael Beck, das Video von Judith Anna Schmidt. Aber diese sollten nur ein Anfang sein.

Wasser war ein Thema der Fotografien von Ralf Halley im Treppenhaus. Wasser, aber auch Wolken und Landschaft. Auf großformatigen Leinwänden präsentierte Halley einige seiner Landschaftsfotografien aus der Türkei, die auch als Kalender vorliegen sowie ein Motiv vom Eiffelturm gegen einen Wolkenhimmel, der wie aus Marmor scheint. Ein atmosphärischer Effekt, den man auch bei einigen der anderen Schwarzweiß-Aufnahmen fand.

Farbig dagegen bevorzugen es aus den Reihen der Kreativen im Quartier Ulrike Int-Veen und Doris Kook. Und auch Walburga Schild-Griesbeck setzt im benachbarten Atelier freiart auf ihr typisches Rot. Äußerst bunt sind dagegen ihre neuesten Schöpfungen: die Burgalies. Mützen, genäht aus Stoffresten, mit denen man auch probeweise vor einem aus Holz gefertigten Zechenturm für ein Selfie posen konnte.

(bes)
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