Dinslaken Wenn der Wagen gepfändet wird

Dinslaken · Vollstreckungsbeamte sind bei der Stadt Dinslaken dafür zuständig, dass die Kommune an ihr Geld kommt. Sie treiben die Außenstände bei den säumigen Zahlern ein. Der Außendienst erlebt dabei so einiges.

 Jörg Rogmann beim Anbringen eines Ventilwächters an einem Pkw.

Jörg Rogmann beim Anbringen eines Ventilwächters an einem Pkw.

Foto: Martin Büttner

Wenn es um das eigene Auto geht, dann reagieren auch diejenigen Dinslakener äußerst sensibel, die es sonst mit ihren Angelegenheiten nicht sehr genau nehmen und bei ihren Zahlungsverpflichtungen eher nachlässig sind. Diese Erfahrung machen Carsten Schwark und sein Kollege Jörg Rogmann immer wieder. Beide arbeiten als Vollstreckungsbeamte bei der Stadt Dinslaken und sorgen dafür, dass die Kommune zu ihrem Geld kommt, wenn Bürger nicht zahlen und sich auch von Mahnungen nicht beeindrucken lassen.

Ein bewährtes Mittel ist es, das Auto des Schuldners zu pfänden. Dafür ist dann Außendienstmitarbeiter Jörg Rogmann zuständig. Wenn er den Wagen des säumigen Zahlers ausgemacht hat, bringt er Ventilwächter an zwei Reifen des Fahrzeugs an und hinterlässt an den Scheiben ein nicht zu übersehendes Blatt, das darüber informiert, dass der Wagen gepfändet worden ist. Wer mit angebrachten Ventilwächtern wegfahren will, kommt nicht weit und erlebt eine Überraschung. Wird das Fahrzeug bewegt, entweicht die Luft aus den Reifen. "Meistens melden sich die Besitzer innerhalb von ein paar Stunden und bemühen sich, die Angelegenheit zu regeln", so die Erfahrung von Jörg Rogmann. Denn schließlich ist es peinlich, wenn es in der Nachbarschaft die Runde macht, dass der Wagen gepfändet worden ist. "Mit Schulden geht man nicht hausieren, das behält man lieber für sich", bringt Rogmann die Einstellung vieler seiner Kunden auf den Punkt.

98 Prozent der Dinslakener zahlen zumeist relativ pünktlich ihre Steuern, Gebühren sowie Abgaben und begleichen auch ihre Bußgelder, wenn sie mal falsch geparkt haben oder zu schnell gefahren sind. Doch die verbleibenden zwei Prozent nehmen es damit nicht so genau - und das sind die Kunden, um die sich Carsten Schwark und Jörg Rogmann kümmern. Sie sind zwei von sieben Vollstreckungsbeamten, die bei der Stadt Dinslaken tätig sind, fünf von ihnen sind im Innen-, zwei im Außendienst beschäftigt.

Sie werden auch für andere Behörden im Zuge der Amtshilfe tätig, wenn diese Geldforderungen an Dinslakener haben und sich mit Vollstreckungsgesuchen an die Stadtverwaltung wenden. Da geht es oftmals um nicht bezahlte Rundfunk- und Fernsehgebühren.

13 Jahre ist Jörg Rogmann als Vollstreckungsbeamter tätig und kennt viele seiner Kunden, da er mit ihnen immer mal wieder zu tun hat - fast so, als seien es alte Bekannte. Manche grüßen ihnen freundlich auf der Straße, andere hingegen schauen lieber verlegen weg, wenn sie ihm begegnen. "Zu unserer Klientel gehören alle Schichten, Männer, Frauen, Arbeitslose ebenso wie Anwälte und Ärzte", sagt Rogmann. Es sind die unterschiedlichsten Typen und Charakteren, mit denen die Vollstreckungsbeamten zu tun haben. Manche ihrer Kunden leben lustig locker in den Tag hinein und über ihre Verhältnisse. Andere geraten unverschuldet in Situationen, die sie nicht mehr meistern können. Da ist beispielsweise der Mann, der plötzlich arbeitslos wird, keine neue Beschäftigung findet, dadurch aus der Bahn geworfen wird und irgendwann sein Häuschen verliert. Da ist die Seniorin, deren Mann überraschend stirbt und die mit der Regelung ihrer finanziellen Angelegenheiten schlichtweg überfordert ist, weil sich immer ihr Mann darum gekümmert hatte.

Für die amtlichen Schreiben, mit denen Bürger aufgefordert werden, ihre Schulden zu begleichen, ist Carsten Schwark zuständig. Seit etwa drei Jahren machte er diese Arbeit im Rathaus. Er verschickt freundliche Zahlungserinnerungen und etwas weniger freundliche Mahnungen mit deutlichen Hinweisen auf die drohenden Konsequenzen, wenn die ausstehenden Gelder nicht bezahlt werden. Bleibt eine Reaktion aus, dann muss nach einer gewissen Zeit der Außendienst ran und das Geld nach Möglichkeit eintreiben. Jörg Rogmann sucht die säumigen Zahler dann zu Hause auf. Manche lassen ihn hinein, oftmals bleibt die Tür verschlossen. Ständig hört er die Erklärung, "Ich habe das Geld doch gerade überwiesen", was nicht immer stimmt. So mancher Kunde kümmert sich erst um seine Geldangelegenheiten, wenn Jörg Rogmann vor der Tür steht. Denn dann merkt der Betroffene, dass es ernst wird.

Vollstreckung ist immer Einzelfallbearbeitung. Es gilt, grundsätzlich die mildeste Maßnahme zu wählen, die den Bürger am wenigsten belastet, die aber trotzdem ein effektives Mittel darstellt, die Forderung einzutreiben, berichtet Rogmann. Angefangen bei der Zahlungserinnerung, Abnahme der Vermögensauskunft (eidesstattliche Versicherung), Pfändung von Gegenständen, Bankkonten oder Arbeitslohn bis hin zur Zwangsversteigerung von Grund- und Immobilienbesitz.

Jörg Rogmann sind die Kunden am liebsten, die aus ihrer Situation und den Schulden heraus wollen. Eine Möglichkeit, ihnen dabei zu helfen, ist es, beispielsweise eine Ratenzahlung zu vereinbaren. "Wir brechen keinem das Genick, der ehrlich zu uns ist und seine finanziellen Probleme lösen will", sagt Rogmann. Seine Arbeit macht er gern, bezeichnet sie, ebenso wie sein Kollege Carsten Schwark, als "sehr interessant und abwechslungsreich", dies auch, weil er mit den unterschiedlichsten Charakteren zu tun hat. "Wir können den Menschen helfen, wenn sie sich helfen lassen wollen - wir sind schließlich keine Unmenschen", sagen die beiden Vollstreckungsbeamten.

(RP)
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