Voerde Weiter warten auf das schnelle Internet

Voerde · Die Geschäftsstelle der VHS in Voerde, Teile der Stadtbibliothek und die Ratsfraktionen müssen immer noch mit langsamer Datenübermittlung leben. Telekom weist Kritik, diese Standorte beim Ausbau vergessen zu haben, zurück.

 VHS und Bibliothek in Voerde sind ohne schnelles Internet.

VHS und Bibliothek in Voerde sind ohne schnelles Internet.

Foto: Lars Fröhlich

Die Voerder Geschäftsstelle der VHS, ein Teil der Stadtbibliothek und die Fraktionszimmer im Rathaus fahren jenseits der beschleunigten Datenautobahn: Alle drei verfügen über kein schnelles Internet, dessen Ausbau mit VDSL die Telekom im Februar 2015 bei einem Pressetermin für den Vorwahlbereich 02855 angekündigt und im Oktober des gleichen Jahres als abgeschlossen vermeldet hatte. Alle Voerder Bürger, die dort wohnen, sollen von der neuesten Breitbandtechnologie Gebrauch machen können. Die Zahl der Haushalte, die davon profitieren könnten - nicht nur Telekom-Kunden - wurden damals mit 11.000 beziffert.

VHS, Bibliothek und die Fraktionszimmer liegen in der Voerder Stadtmitte und dort in nächster Nähe zueinander. Volkshochschule und Bücherei befinden sich im gleichen Haus, die Räume der Ratsfraktionen im benachbarten Gebäude. Deren "unzeitgemäßen" Internet-Anschluss brachte der Fraktionsvorsitzende der Wählergemeinschaft (WGV), Christian Garden, in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause zur Sprache und forderte die Stadtverwaltung auf, noch einmal Druck auf die Telekom zu machen. Dabei verwies er auch auf den Beschluss des Bundes zum Breitbandausbau. Die Bundesregierung mache Werbung damit, dass auch der ländliche Raum schnelles Internet haben soll, bekräftigt Garden im Gespräch.

Die Telekom, die in Voerde "so fulminant" mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s) geworben habe, kritisiert der WGV-Fraktionschef, habe anscheinend "ihre Hausaufgaben nicht gemacht und kommunale Infrastruktur vergessen". So hatte das Unternehmen seinerzeit mit Blick auf den Vorwahlbereich 02855 angekündigt, dass mit dieser Datenübertragungsrate 80 bis 85 Prozent der besagten Haushalte versorgt werden könnten. Für Garden gibt es da im Hinblick auf die kommunale Infrastruktur "eine Priorisierung". Ärgerlich findet er es überdies, dass der neue 100-Mbit-Verteiler "noch keine 100 Meter" vom VHS-/Bibliotheksgebäude an der Kreuzung Teichacker/Im Osterfeld entfernt stehe.

Im Fall der Stadtbibliothek sind die Nutzer von der langsamen Internetverbindung betroffen - wer an einem der öffentlichen PC-Arbeitsplätze im weltweiten Netz recherchieren möchte, muss sehr viel Geduld mitbringen. Die Bibliotheksarbeit läuft über das Kommunale Rechenzentrum (KRZN), daran ist im übrigen auch das Rathaus - ausgenommen die Fraktionszimmer - angeschlossen. "Es kann nicht sein, dass eine Bibliothek in der heutigen Zeit über keinen funktionierenden, angemessen schnellen Internetzugang verfügt", findet Garden. Man müsse für diejenigen, die sich einen Anschluss nicht leisten können, eine Versorgung sicherstellen.

Garden spricht von einer 6000-er-Leitung, die häufig auf ISDN-Geschwindigkeit zusammenbreche und Internetarbeit und Datenübertragungen "zur ärgerlichen Geduldsprobe" werden lasse. Werner Schenzer, Leiter der VHS-Geschäftsstelle in Voerde, die nicht Kunde der Telekom, aber gleichwohl auf deren Infrastruktur angewiesen ist, berichtet, man falle weit hinter das zurück, worauf Privathaushalte an Datengeschwindigkeit zurückgreifen könnten.

Schenzer sieht die Arbeit der VHS-Filiale dadurch erheblich beeinträchtigt. "Die momentanen Möglichkeiten, die wir geboten bekommen, führen uns an die Grenzen der Funktionsfähigkeit einer Geschäftsstelle", erklärt er und betont: "Wir reden hier ja nicht von einem kleinen Dorf in der Peripherie, sondern von einer relativ großen Stadt im Zentrum."

Die Stadt steht laut Bürgermeister Dirk Haarmann mit der Telekom zu dieser Problematik im Dialog. Sicherlich werde diese nicht morgen gelöst sein, erklärt Voerdes Verwaltungschef. Für ihn ist dies jedoch "eine Frage der Zeit" und keine Frage des "ob", wie er im Stadtrat auf die Frage von WGV-Fraktionschefs Garden betonte. Haarmann verweist in dem Zusammenhang auf die Vectoring-Technik, womit nach allgemeinen Information der Telekom der Datendurchsatz auf bestehenden Kupferleitungen durch den Ausgleich elektromagnetischer Störungen verdoppelt und das Internet so schneller wird. Noch in 500 Metern Entfernung ließen sich vom Verteilerkasten am Ende einer Kupferader Geschwindigkeiten von 100 Mbit/s realisieren. Das sei mit der aktuellen VDSL-Technik nicht möglich, heißt es auf der Website der Telekom zum Thema Vectoring weiter. Die Europäische Kommission hat dem Einsatz der Technologie unter Auflagen unlängst zugestimmt.

Ob diese im Voerder Fall überhaupt die Lösung wäre, stellt die gestrige Antwort der Telekom in Frage, da das Problem ihr zufolge anders gelagert sein soll. So wies das Unternehmen die Kritik, beim Ausbau des schnellen Internets mit VDSL im Vorwahlbereich 02855 kommunale Infrastruktur vergessen zu haben, entschieden zurück. Der Fall der VHS, der Bibliothek und der Ratsfraktionszimmer habe nichts mit dem Ausbau zu tun. "Das ist kein Fehler von uns", sagte Telekom-Sprecher André Hofmann. Das Problem liege in der Verkabelung im Haus, die aber "nicht Sache der Telekom" sei. Das schnelle Internet komme an den Gebäuden an, das Problem liege darin, es in das Gebäudeinnere zu bekommen. Die Telekom werde die Stadt nicht im Regen stehen lassen, es werde versucht, das Problem schnellstmöglich zu lösen, versicherte Hofmann.

(P.K.)
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