Unsere Woche Warum Roman Müller-Böhm schon als verbrannt gilt

Dinslaken · Der neue FDP-Bundestagsabgeordnete, der auch für Dinslaken zuständig ist, hat durch sein Verhalten bereits einige Parteikollegen gegen sich aufgebracht.

Bekannt geworden ist er als das jüngste Mitglied des neu gewählten Deutschen Bundestages. Mit 24 Jahren gehört Roman Müller-Böhm im Berliner Parlament der FDP-Fraktion an. Angetreten ist er im Wahlkreis Oberhausen - Wesel III (Dinslaken) und schaffte über Platz 18 der FDP-Landesliste den Sprung in den Bundestag. Innerhalb kurzer Zeit hat der Jurastudent es geschafft, es sich mit Parteimitgliedern zu verscherzen, sie sogar gegen sich aufzubringen. Da wird ihm vorgehalten, auf einem Dauer-Egotrip zu sein. Für manchen Kenner der politischen Szene gilt Müller-Böhm mittlerweile sogar als verbrannt.

Der Dinslakener Parteichef der FDP, Mirko Perkovic, gehört inzwischen zu denjenigen, die nicht mehr gut auf Müller-Böhm zu sprechen sind - und das hat auch seinen Grund. Die hiesigen Liberalen haben für den gebürtigen Essener, als er ihr Bundestagskandidat für den Wahlkreis wurde, den Dinslaken gemeinsam mit Oberhausen bildet, kräftig Wahlkampf gemacht, für ihn geworben, für ihn plakatiert. Doch gesehen haben sie ihren Kandidaten in dieser Zeit nicht. Denn er hatte so viele andere Termine, die wichtiger waren. Und wenn er in der Nachbarstadt Oberhausen war, hat er es auch nicht geschafft, nach Dinslaken zu kommen. Auf Rückmeldungen oder Rückrufe von ihrem Kandidaten haben die Dinslakener damals vergeblich gewartet. Wenn er mit für sich unangenehmen Fragen konfrontiert werden könnte, scheint Roman Müller-Böhm Ruckrufe zu meiden - und das gilt nicht nur bei Parteifreunden.

Am Abend der Bundestagswahl, als die FDP Grund hatte zu feiern, hätten die Dinslakener Liberalen ihren Kandidaten, für den sie sich kräftig ins Zeug gelegt hatten und der dann tatsächlich über die Landesliste das Bundestagsmandat gewann, wenigstens zeitweise gern in ihrer Mitte gehabt. Wer nicht kam, war Müller-Böhm, denn der hatte wieder Wichtigeres vor. Ihn zog es nicht ins beschauliche Dinslaken, auf ihn wartete bereits der Flieger, der ihn zur Wahlparty nach Berlin brachte. Offensichtlich war es für ihn wichtiger, dort zu feiern, als mit den Männern und Frauen in Dinslaken anzustoßen, die für ihn den Wahlkampf vor Ort gemacht hatten. Persönlich bedankt hat er sich bei ihnen auch nicht, wie Mirko Perkovic enttäuscht sagte. Gleich nach seiner Wahl bekundete Müller-Böhm, dass er seinen Wohnsitz von Mülheim in seinen Wahlkreis verlegen werde, da ihm die Nähe zu den Bürger wichtig sei. Die Nähe zu seinen Dinslakener Parteikollegen scheint ihm weniger wichtig zu sein.

Für Aufregung hat er auch im Landesvorstand der Jungen Liberalen (Julis) gesorgt. Denn in seiner dortigen Funktion als Schatzmeister vergab Müller-Böhm Aufträge an die Firma Design.Sorgenfrei. Doch hatte er lange Zeit vergessen zu sagen, dass er an diesem Unternehmen beteiligt ist, es mitgegründet hat, damit rückte er erst kurz vor der Bundestagswahl raus. Das hat dazu geführt, dass Moritz Körner, Landesvorsitzender der Julis, eine Kassenprüfung eingeleitet hat. Doch das ficht Müller-Böhm schon gar nicht mehr an, denn er will sich jetzt auf sein Bundestagsmandat konzentrieren und deshalb den Schatzmeisterposten aufgeben.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: heinz.schild@rheinische-post.de

(RP)
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