Unsere Woche Warum das Dinslakener Bäderkonzept Murks ist

Dinslaken · Warum das von der Ratsmehrheit beschlossene Bäderkonzept eben nicht den Weg für eine nachhaltige Lösung frei machen kann, und warum das angekündigte Bürgerbegehren des Hiesfelder Frei-badvereins das wesentliche Argument der Gegner dieses Konzepts jetzt bestätigt.

Ob Bürgerentscheide in jedem Fall der Vernunft zum Durchbruch verhelfen, darf mit guten Gründen bezweifelt werden, weswegen sie in einer repräsentativen Demokratie wie der unseren ja auch die Ausnahmen sind. Unstrittig dagegen ist, dass Bürger dann aufbegehren, wenn sie sich von ihren politischen Vertretern eben nicht vernünftig vertreten fühlen. Was also sagt dann die Tatsache aus, dass nun nach den Dinslakener Schwimmvereinen auch der Frei-badverein Hiesfeld in Sachen Bäderkonzept ein Bürgerbegehren mit im Prinzip konträren Forderungen auf den Weg bringen will?

Vor allem doch wohl eines: Das, was die Mehrheit des Rates - getrieben von Bürgermeister Dr. Michael Heidinger - als Bäderkonzept auf den Weg gebracht hat, ist ein ziemlicher Murks, weil das Dinslakener Bäderproblem eben nicht gelöst wäre. Die Bädersituation ist zurzeit nun einmal so, dass die unterschiedlichen Interessen von Vereins- und Schulsport einerseits und Öffentlichkeit nicht unter einen Hut zu bringen sind. Und dieses Problem lässt sich eben nicht lösen, indem am DINamare zwei kleine Becken angebaut werden und in Hiesfeld eine 33 mal 20 Meter große Badewanne für die Sommertage - wie viele das letztlich auch immer sein mögen - neu gebaut wird.

Letzteres hat ja jetzt auch der Hiesfelder Freibadverein - wenn auch sicherlich eher unbeabsichtigt - anerkannt. Denn sonst würde er ja mit seinem Bürgerbegehren nicht die Forderung erheben, dass in Hiesfeld ein sport- und wettkampftaugliches 50-Meter-Becken und ein zusätzliches Lehrschwimmbecken gebaut werden sollen, die dadurch ganzjährig nutzbar gemacht werden sollen, dass man eine Traglufthalle drüber stülpen kann.

Damit hat der Freibadverein das wesentliche Argumente der Schwimmvereine bestätigt, die ja ihren Vorstoß zum Ausbau des DIN-amare zu einem Schwimmzentrum für die gesamte Stadt damit begründen, dass eine nachhaltige Lösung nur gelingen kann, wenn diese ein Angebot schafft, dass die Interessen von Vereinen, Schulen und Öffentlichkeit gleichermaßen berücksichtigt - und zwar das ganze Jahr über.

Wenn das aber so ist, geht es - angesichts der finanziell ja keineswegs rosigen Lage der Stadt - rein rational betrachtet, zunächstin erster Linie um eine wirtschaftliche Betrachtungsweise. Kann sich diese Stadt zwei Bäderstandorte leisten oder baut sie das DINamare zum Schwimmzentrum aus, was zwar möglicherweise höhere Investitionskosten auslöst, aber langfristig gesehen deutlich geringere Personalkosten.

Die Zahlen für den Vorschlag der Schwimmvereine liegen inzwischen auf dem Tisch und sind in deren Frage zum Bürgerbegehren genannt. Die Berechnungen für die Hiesfelder Wünsche stehen noch aus. Dass wirtschaftliche Überlegungen letztlich den Ausschlag für den Ausbau des DINamare geben dürften, ist also bislang nur eine Spekulation - wenn auch eine, die auf guten Gründen basiert - zumal der Freibadverein auch gern verschweigt, dass die Tragluftlösung in Gladbeck, auf die er als Vorbild verweist, ja deswegen funktioniert, weil der dortige Schwimmverein den Betrieb des Bades übernommen hat. Davon dass der Freibadverein an ein ähnliches Engagement denkt, wo er doch so viele Mitglieder dazu gewonnen hat, ist bislang jedenfalls nichts bekannt geworden.

Klar ist aber schon jetzt, dass die Entscheidung der Ratsmehrheit den Weg zu einer nachhaltigen Lösung nicht eröffnet hat. Egal wie die Bürgerbegehren und möglicherweise darauf folgende Bürgerentscheide ausgehen werden, muss sich die Ratsmehrheit vorwerfen lassen, dass sie sich für einen oberfaulen Kompromiss entschieden hat.

Die Verantwortung dafür trägt in der Hauptsache der Bürgermeister, der sich früh und ohne ausreichende Würdigung aller Argumente auf die Seite des Hiesfelder Freibadvereins geschlagen und seine SPD-Fraktion gedrängt hat, diesen Weg mitzugehen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: jörg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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