Dinslaken Von Punto und seinen "Arbeitskollegen"

Dinslaken · Anton Kaiser wehrt sich gegen die Vorwürfe der CDU, die will, dass Ponykarussells in Dinslaken künftig verboten werden. Er führt seinen Betrieb in vierter Generation und ist schon seit 20 Jahren auf der Martinikirmes vertreten.

 Anton Kaiser wehrt sich gegen die Vorwürfe der CDU. Er zeigt gerne seine Ponys - hier ist er mit dem Senior Punto (l.) und Billy zu sehen.

Anton Kaiser wehrt sich gegen die Vorwürfe der CDU. Er zeigt gerne seine Ponys - hier ist er mit dem Senior Punto (l.) und Billy zu sehen.

Foto: Fröhlich

Anton Kaiser hat in den vergangenen Jahren viel erlebt. Eine Online-Petition gegen seinen Betrieb, das Ponykarussell Alt-Wien. Tierschützer, die nachts die Zäune der Weiden aufbrachen und die Tiere heraustrieben. Beschimpfungen. Und jetzt die CDU Dinslaken mit ihrem Antrag, Ponykarussells in Dinslaken zu verbieten. Anton Kaiser ist Schausteller in vierter Generation. Er kommt schon seit 20 Jahren zur Martinikirmes, nur im vergangenen Jahr war er krank. "Die CDU kann gerne hier vorbeischauen, ich zeige gern alles", sagt er. Zum Beispiel Punto.

Punto ist Anton Kaisers erstes Pony. "Wir sind eine Schaustellerfamilie, hatten immer Ponys", sagt der 54-Jährige. Punto, sagt er, war sein erstes Pony. Es ist 41 Jahre alt. Ein stolzes Alter für ein Pony. Punto steht gemeinsam mit den 13 anderen Ponys auf der großen Weide neben der Trabrennbahn und rupft Gras. "Schauen Sie die an", fordert Kaiser auf: "Die sind gesund, eher zu rund als abgemagert." Kaiser öffnet eine Ledermappe. Darin verwahrt er die Unterlagen von Tierärzten, Veterinärämtern, Tierpässe. "Wir werden in jeder Stadt überprüft", erklärt er - unangemeldet. Nie werde etwas beanstandet. "Wenn ein Auto vom TÜV geprüft wird, kommt doch danach auch niemand und unterstellt, es sei nicht in Ordnung." Kaiser öffnet die Mappe: "Sehen Sie, immer alles in Ordnung." Ernährungszustand und Pflegezustand überprüft der Veterinär auf jedem Volksfest, "gut" oder "sehr gut" steht auf den Dokumenten in der Mappe jeweils dahinter. Der Dinslakener Veterinär kommt noch. Immer stünden seine Tiere bei Volksfesten auf einer Weide. In Dinslaken sei es besonders praktisch, weil der Betrieb am ruhigen Ende der Kirmes neben dem Riesenrad platziert sei und die Weide direkt nebenan liege. Auch die Ställe der Trabrennbahn könne er nutzen - ansonsten habe er mobile Ställe dabei. Bis die Kirmes um 13 Uhr beginnt, stünden die Ponys auf der Weide. "Und wie Sie sehen, laufen die hier nicht im Kreis oder so etwas", sagt Birgit Kaiser. Wenn die Kirmes starte, kommen die ersten fünf bis sieben Tiere ins Rondell. "Vier, fünf Stunden" seien sie darin, dann ist Schichtwechsel. Nein, in dieser Zeit sei ein Handwechsel nicht nötig, meint Kaiser - "sie sind ja danach wieder den ganzen Tag auf der Weide." Turnierpferde, glaubt seine Frau, müssten mehr arbeiten.

Dass die Pferde, wenn sie nicht im Rondell laufen, auf Weiden stehen, das soll ein Monitor oben im Karussell zeigen. "Manche sagen dann, das sei eine Montage", erzählt Birgit Kaiser. Dabei "stehen wir doch immer im Mittelpunkt. Jeder kann den Zustand unserer Tiere sehen".

Wenn sich Ponys nicht wohl fühlen, bekämen sie einen oder mehr Tage Pause. "Und im Winter sind wir ja ohnehin vier, fünf Monate zuhause". Im Moment bereite der älteste Sohn schon in Paderborn die Ställe vor - nach Dinslaken endet die Saison. Er liebe und schütze seine Tiere, sagt Kaiser, sei mit Ponys aufgewachsen. Regelmäßig würden die Tiere vom Tierarzt untersucht. Schließlich seien sie sein Kapital. Kaiser hat kräftig investiert. Stolz zeigt er seinen großen Transporter mit Platz für 18 Tiere, einem Raum für Futter und einer Sattelkammer. "Natürlich haben alle unsere Ponys eigene Sättel, Trensen und Decken", sagt er. Bevor Parteien mit Anträgen wie in diesem Fall seine "Existenz zerstören", würde er sich wünschen, dass sie vorher vorbei kämen, sagt Kaiser. Was passiert, wenn mehr Städte wie Düsseldorf den Betrieb von Ponykarussells verbieten? Kaiser zuckt mit den Schultern. Dann würde er die Tiere wohl verkaufen müssen. Anderswo kämen sie zum Schlachter. "Aber meine Ponys gebe ich nicht zum Schlachten frei." Auch, wenn der Betrieb weiterläuft, übrigens: Die Veteranen dürfen auf der Weide bleiben. Wie Punto irgendwann.

(RP)
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