Hünxe Vollgas auf der Datenautobahn

Hünxe · Gewerbegebiete im Kreis Wesel sollen bessere Anschlüsse an die Datenautobahn bekommen. Der Industrie- und Gewerbepark Hünxe in Bucholtwelmen bereitet dafür als Breitbandpilotprojekt den Weg.

Die Ballungsräume sind bestens versorgt. Wer auf dem Land die Datenautobahn benutzt, muss sich jedoch oftmals mit der Kriechspur begnügen. Landrat Dr. Ansgar Müller sprach gestern vor der Presse von "derben Versorgungsdefiziten" im ländlichen Bereich. Die wiederum führten zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen, ergänzte Hünxes Bürgermeister Hermann Hansen. Das soll sich ändern. Durch das Pilotprojekt, das der Kreis Wesel gemeinsam mit der Gemeinde Hünxe im Industrie- und Gewerbepark Bucholtwelmen umsetzen will, erhalten dort ansässige Unternehmen die Chance, ihre Standortqualität wesentlich zu verbessern.

Es geht um Arbeitsplätze

Das Interesse der Unternehmen, auf die Überholspur zu wechseln, ist groß, wie Anna Janssen von der Entwicklungs-Agentur Wirtschaft (EAW) des Kreises berichtete. Gut 20 Unternehmer, die der Einladung zu einer Informationsveranstaltung ins Hünxer Rathaus gefolgt waren, hätten deutlich gemacht, dass ihnen das "DSL-light" mit einer Übertragungsrate von nur 384 Kilobits pro Sekunde nicht ausreiche. Das sei zu wenig. "Es war einhelliger Wunsch der Unternehmen, Glasfaseranschlüsse bis in die Gebäude zu verlegen, um die Übertragungsraten, die eher bei 20 Megabit pro Sekunden und darüber liegen müssten, garantieren zu können", sagte Bürgermeister Hansen.

Dass der Kreis die "Zwei-Klassen-Gesellschaft" auf der Datenautobahn mit seiner Breitbandstrategie abschaffen will, hat gute Gründe. Durch eine bessere Anbindung der Gewerbegebiete können die dort ansässigen Unternehmen im Wettbewerb besser mithalten. Für eine Region zwischen Ruhrgebiet und den Niederlanden, die eine vergleichsweise sehr gute Datenanbindung aufweisen, sei dies unverzichtbar, so Landrat Dr. Müller. "Im Fokus steht ganz klar die Wirtschaftsförderung. Wir konzentrieren uns auf den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen." Zuvor müssen die Unternehmen in den Pilotregionen konkreten Bedarf für eine Hochgeschwindigkeitsanbindung anmelden. Denn einen Ausbau der Datenleitungsnetze ohne Nutzung des erklärten Bedarfs wird es nicht geben. Unternehmen im Pilotgebiet Bucholtwelmen sind aufgerufen, ihren Bedarf für eine bessere Datenleitungsanbindung über einen Fragebogen zu erklären, den die EAW teilweise bereits versandt hat, der aber auch angefordert werden kann.

Die Breitbandstrategen des Kreises haben bei der Umsetzung ihres ehrgeizigen Projekts auch bereits vorhanden Kabelnetze auf Hochspannungsmasten oder entlang von Bahnstrecken und Pipelines im Blick. "Wir haben rund 500 Kilometer Pipelines im Kreis", sagte der Landrat. "Das bedeutet zusätzliche 500 Kilometer Glasfaserkabel."

180 000 Euro geblockt

Auch die Gemeinde Hünxe beweist Weitsicht. Bürgermeister Hermann Hansen erklärte, dass im Haushalt bereits 180 000 Euro aus dem Konjunktur II-Paket für die Breitbandversorgung geblockt seien. Um in den kommenden Jahren Kosten zu sparen, werde die Gemeinde zudem – wo immer möglich – bei Straßenbauarbeiten Leerrohre verlegen. Das macht Sinn. Hansen: "70 Prozent der Kosten für die Breitbandversorgung liegen im Tiefbaubereich."

(RP)
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