Dinslaken Vogelgrippe: Züchter bleiben gelassen

Dinslaken · Der Verdacht auf Vogelgrippe bei einem toten Bussard in Obermörmter hat sich bestätigt. Für Panik sorgt das aber nicht.

 Tobias Fuß und Anja Versteeg vom Xantener Ordnungsamt stellten gestern rund um die Sicherheitszone am Fundort die Warnschilder auf.

Tobias Fuß und Anja Versteeg vom Xantener Ordnungsamt stellten gestern rund um die Sicherheitszone am Fundort die Warnschilder auf.

Foto: Armin Fischer

Die Untersuchungen des Friedrich-Loeffler-Instituts haben gestern Morgen Gewissheit gebracht: Der im Norden Xantens am Montag verendet aufgefundene Bussard war mit der gefährlichen Form der Vogelgrippe infiziert. Das bundeseigene Institut mit Sitz in Riems bestätigte den Verdacht. Zum nationalen Tiergesundheits-Labor des Bundes im Greifswalder Bodden waren die Proben geschickt worden, nachdem Veterinäre bei dem toten Tier zunächst eine sogenannte influenza A-Virus-Infektion festgestellt hatten. Nach weitergehenden Untersuchungen wurde der Verdacht von den Wissenschaftlern auf der Ostsee-Insel bestätigt: Es handelt sich um die Virus-Variante H5N8. Es ist der erste Fall in Nordrhein-Westfalen. Die Geflügelzüchter rund um den Fundort - in Xanten und Rees - bleiben dennoch ruhig.

Gestern am Fundort fast genau auf der Grenze der beiden Kreise Kleve und Wesel: Möwen umkreisen die Flutmulden auf dem Xantener Teil der Reeser Schanz. Über dem Rheinvorland in Obermörmter und seinem mächtigen, neuen Deich flattern Schwarzvögel. Zu beiden Seiten der Straße zur früheren linksrheinischen Festung von Rees, die zum Bollwerk der ältesten Stadt am Niederrhein gehörte, äsen Scharen von Wildgänsen. Mit ihnen, so ein Verdacht, könnte der gefährliche Virus nun auch nach Nordrhein-Westfalen eingeschleppt worden sein.

Bereits in der vergangenen Woche war die Vogelgrippe verstärkt im Norden und im Bodensee-Bereich entdeckt worden. Dort waren ganze Bestände betroffen. Hunderte von Tieren werden in solchen Fällen präventiv getötet, um der Verbreitung der Krankheit entgegenzuwirken.

Hierzulande herrscht an dieser Front trotz des Fundes noch Ruhe. Veterinärmediziner haben die neun private Geflügelhaltungen mit insgesamt rund 100 Hühnern, Enten und Gänsen untersucht. Das Ergebnis, so Anja Schulte als Pressesprecherin des Kreises Wesel: "klinisch unauffällig". Wohl auch deshalb belassen es die Behörden derzeit bei der schon am Mittwoch getroffenen Schutzzonen-Ausweisung. Im Umkreis von einem Kilometer um den Fundort gelten erhöhte Sicherheitsmaßnahmen für Hausgeflügelbestände. Hunde und Katzen dürfen nicht frei laufen, Geflügel einschließlich von diesem Geflügel gewonnener Produkten dürfen nicht "verbracht" werden, wie das Vermarkungsverbot genannt wird. Hinzu kommen Betretungsverbote, verstärkte Hygienemaßnahmen und eben regelmäßige Untersuchungen in den Beständen im Sperrbezirk. Zudem, so gestern Frank Seidlitz, Pressesprecher des zuständigen NRW-Ministeriums für Landwirtschaft wurde die Aufstallung nun auch weiträumig um die Fundorte des toten Wildgeflügels und in Gebieten mit hoher Geflügeldichte angeordnet.

Bei den Geflügelzüchtern auf beiden Rheinseiten herrscht trotz des nunmehr bestätigten ersten Vogelgrippefalles Gelassenheit. Direkt gegenüber der Fundstelle, auf der anderen Rheinseite, in Rees-Haffen haben zwar viele Hausbesitzer noch Kleinbestände von Hühnern im Garten. Sorgen äußert dort allerdings niemand öffentlich. Hans-Georg Reuken wohnt in Haffen an der Deichstraße direkt in Rheinnähe. Früher hatte er 50 Hühner, züchtete auch Rassegeflügel. Heute hat er noch fünf Hühner, "für das Frühstücks-Ei." Reuken lässt seine Tiere derzeit im Stall. "So machen es andere auch", sagt der Haffener. "Die meisten hier haben große Ställe, sonst könnten sie gar nicht züchten. Da lässt man die Tiere eben jetzt drinnen." Die Warnungen des Löffler-Institutes nennt er "Panikmache". Für ihn persönlich habe es keine Auswirkungen. "Alles wird ein bisschen übertrieben.

Geflügelzüchter mit Großbeständen sind derzeit vorsichtiger mit ihren Äußerungen, wollen im Kontext der Vogelgrippe nicht mit Namen genannt werden. Zu groß ist die Sorge, im nahenden Weihnachtsgeschäft nicht alle Tiere verkaufen zu können. "Ausgerechnet zur Weihnachtszeit passiert es wieder", sagte gestern ein Geflügelzüchter der Region, der namentlich nicht genannt werden will. Er hält seine Tiere ohnehin im Stall, ist also von der durch die Vogelgrippe erlassenen Stallpflicht nicht direkt betroffen. Der Veterinärmediziner habe sich bei ihm bereits angekündigt, sagte der Züchter. Bisher jedenfalls habe die Vogelgrippe auf den Verkauf noch überhaupt keinen Einfluss.

Besorgte Anrufe habe es im Xantener Ordnungsamt bislang nicht gegeben, berichtete dessen Leiter Tobias Fuß, der gestern Mittag mit einer Mitarbeiterin persönlich an den Straßen die fünf Wildvogelgrippe-Warnhinweise auf den Beginn der Sicherheitszonen anbrachte. In Xanten-Wardt zucken Petra und Thomas Heck eher hilflos die Schultern: So etwas könne nun einmal überall passieren, wo Zugvögel landen. Und die Betroffenen Halter wüssten schon aus Erfahrung, wie sie sich am besten verhalten sollen: "Sie wurden ja auch von den veterinären des Kreises informiert."

Darauf setzt auch Bettina Georgi aus Wesel. Man kann ja nur hoffen, dass jetzt nichts nachkommt." Verhindern ließe sich allerdings nicht, dass die Tiere Krankheiten einschleppten. Wilhelm Caldenhoven aus Wesel sagt gelassen: "Wir können den Wildvögeln nicht verbieten zu landen."

(RP)
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